Der Neubau eines Seniorenzentrums auf dem Gelände des Mutterhauses Neusatzeck ist ein kommunalpolitischer Dauerbrenner in Bühl. Weil die Dominikanerinnen Neusatz verlassen, wird auch für das denkmalgeschützte Josef-Bäder-Haus auf der anderen Seite der Schwarzwaldstraße eine Lösung gesucht. Unser Redaktionsmitglied Ulrich Coenen sprach mit dem Neusatzer Ortsvorsteher Hans-Wilhelm Juchem (CDU) über die Konversion des Klosters.
Das geplante Seniorenzentrum auf dem Gelände des Mutterhauses Neusatzeck sorgt seit mehr als zwei Jahren für Wirbel. Wie ist die Stimmung im Dorf?
Hans-Wilhelm JuchemIch empfinde keine negative Stimmung. Mich persönlich hat niemand aus der Bevölkerung angesprochen, weil er über die Entscheidung für das Seniorenzentrum enttäuscht ist. Die Menschen, die ich treffe, äußern sich eher positiv und können mit dem Grundsatzbeschluss des Bühler Gemeinderates ganz gut leben.
Wie sehen Sie persönlich das Projekt?
JuchemIch halte das Seniorenzentrum für die beste Lösung. Gute Randbedingungen für das alternative Neubaugebiet hätten wir nicht auf die Schnelle schaffen können. Es gab keinen Investor, die Stadt hat kein Interesse. Die Aussichten sind also gleich Null. Wegen der hohen Erschließungs- und Abbruchkosten für den Bestand wäre auf dem Gelände des Mutterhauses kaum ein Baugebiet für junge Neusatzer Familien entstanden. Außerdem muss der zentrale Baukörper von 1928 wegen der artengeschützten Fledermäuse im Dachgeschoss erhalten bleiben. Für dieses große Gebäude sehe ich im Zusammenhang mit einem Neubaugebiet keine Perspektive.
Und wie ist nach der aus Neusatzer Sicht verlorenen Kampfabstimmung im Bühler Gemeinderat die Gemütslage Ihrer Kollegen im Ortschaftsrat?
JuchemNachdem der Gemeinderat sich gegen die Wohnbebauung entschieden hat, haben wir im Ortschaftsrat konstruktiv über das Seniorenzentrum diskutiert. Für den Offenlagebeschluss stimmten sieben der zehn Ortschaftsräte, einer war dagegen und zwei enthielten sich.
Sie sind nach Wolfgang Bohnert bereits der zweite Ortsvorsteher, der sich mit diesem schwierigen Thema beschäftigen muss. Zehrt das an den Nerven eines erfahrenen Kommunalpolitikers?
JuchemNein, das zehrt noch nicht. Das ist eine Aufgabe, wenn man in der Kommunalpolitik tätig ist. Als Ortsvorsteher muss man sich der Herausforderung stellen. Man muss diskutieren und verschiedene Interessengruppe anhören, um eine Meinungsbildung herbei zu führen. Ab Ende wird abgestimmt und dann muss man sich demokratisch dem Beschluss beugen und weiterarbeiten.
Nachdem das Seniorenzentrum vom Gemeinderat grundsätzlich genehmigt wurde, geht es jetzt um Details. Der Abstand des „Betreuten Wohnens“ zur Schwarzwaldstraße ist zwischen Projektentwickler und Stadt umstritten.
JuchemDas geplante Gebäude für betreutes Wohnen soll in der Flucht des Ursprungsbaus des Mutterhauses von 1928 errichtet werden. Der so genannte Wurm-Bau, der jetzt an dieser Stelle steht und abgerissen werden soll, ist deutlich weiter von der Schwarzwaldstraße entfernt. Der vom Projektentwickler geplante Neubau soll bis zu zwei Meter an die Straße rücken.
Nun erschlägt bereits das jetzige Bestandsgebäude mit seiner Nähe zur Schwarzwaldstraße die Passanten.
JuchemDas rückwärtig an das Baugrundstück anschließende Gelände befindet sich nicht im Besitz des Projektentwicklers. Ansonsten könnte er den Baukörper bis zur Grenze des Landschaftsschutzgebietes nach hinten versetzen. Ich führe aktuell Gespräche. Wir benötigen eine vernünftige Lösung. Der Projektentwickler kann das Gebäude für betreutes Wohnen auch nicht verkleinern, weil damit der Innenhof schrumpfen würde. Das wäre keine attraktive Lösung für die zukünftigen Bewohner.
Der Projektentwickler bietet den Neusatzern an, die Infrastruktur des zukünftigen Seniorenzentrums zu nutzen.
JuchemUns fehlt ein Dorfladen und uns fehlt ein Friseur. Dass die Neusatzer aber oben in Neusatzeck einkaufen oder zum Friseur gehen, bezweifele ich. Von der Ortsmitte Neusatz aus ist man schneller in Ottersweier oder Lauf als in Neusatzeck.
Auch das denkmalgeschützte Josef-Bäder-Haus steht zum Verkauf. Neben dem Projektentwickler für das Mutterhaus, der ein Pflegehotel plant, gibt es nach Auskunft von Oberbürgermeister Hubert Schnurr zwei weitere Interessenten. Wie sieht Ihr Wunsch für das Gebäude aus?
JuchemIch kenne außer dem Projektentwickler für das Seniorenzentrum die beiden anderen Kaufinteressenten für das Josef-Bäder-Haus nicht. Das Pflegehotel in Zusammenhang mit dem Seniorenzentrum wäre aus meiner Sicht eine sinnvolle Lösung. Es gibt einen Synergieeffekt, weil dann im zentralen Altbau des Mutterhauses von 1928 Personalwohnungen entstehen könnten. Störend finde ich das unattraktive Gebäude im Vorfeld des Baudenkmals. Ich hoffe, dass dieses im Rahmen der Umnutzung verschwindet. Es passt überhaupt nicht zum Josef-Bäder-Haus.