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Im Mittelpunkt steht der Mensch

Pfarrer seit 25 Jahren: Wie Götz Häuser in Bühl über sein Amt denkt

Seit 25 Jahren ist Götz Häuser evangelischer Pfarrer. Zum Jubiläum gibt es ein ganz besonderes Geschenk, das die gesamte Gemeinde verändern wird.

Ein Pfarrer schnürt Laufschuhe
Sportlicher Pfarrer: Götz Häuser schnürt schon mal die Laufschuhe. Foto: Margull Bernhard

Götz Häuser ist ein Menschenfreund. Er muss es auch sein, denn anders könnte er sein Amt als evangelischer Pfarrer nicht ausüben, wie er es tut. 25 Jahre liegt seine Ordination jetzt zurück.

Dass er am letzten Tag des Jahres den für lange Zeit letzten Gottesdienst in der Bühler Johannes-Kirche feiert, ist in gewisser Weise ein Jubiläums-Geschenk: Die Gemeinde beginnt im neuen Jahr ihren großen Umbau.

Gemeinde, das ist zunächst ein abstraktes Wort. Gemeinde, das wird aber durch jene konkret, die sie bilden, die sie leben: die Menschen. Immer wieder kommt Häuser darauf zu sprechen.

Gemeinde in Rastatt war wichtig

Die Gemeinde hat auch sein Leben geprägt. Häuser ist in Rastatt aufgewachsen. Seine Familie sei nicht besonders religiös gewesen. Er habe aber einen tollen Religionslehrer und in der Gemeinde eine gute Jugendarbeit erlebt. Dort habe man sich Zeit genommen, „ich bin da immer mehr hineingewachsen“.

In dieser Zeit habe er begonnen, in der Bibel zu lesen. Die Themen, die er dort fand, „bewegten, beschäftigten, berührten mich“. Die Botschaft von der bedingungslosen Liebe Gottes zu den Menschen habe etwas mit ihm gemacht. Das Weltgeschehen sei auch damals nicht schön gewesen. Die Widerständigkeit, „gegen das, was wir erleben, ist eine Revolte der ganz eigenen Art“. Der trostlosen Welt setze Gottes Liebe Trost und Hoffnung entgegen. Genaue das wolle er predigen, sagt Häuser.

Seit 2010 ist er in Bühl. Nach dem Zivildienst, den er in einer psychiatrischen Reha-Einrichtung in Offenburg leistete, führte ihn das Studium der Theologie nach Tübingen, Erlangen und ins nordenglische Durham, wo Häuser seinen Master of Theology machte. Die Urkunde überreichte ihm übrigens ein gewisser Sir Peter Ustinov: Der Schauspieler war zu jener Zeit Chancellor der Universität.

Erste Stelle in Malterdingen

Seine erste Gemeinde war Malterdingen. Am Kaiserstuhl erlebte Häuser eine Aufbauzeit: „Das war eine Aufbauzeit, in der ganz viel Neues möglich war und ausprobiert werden konnte“, blickt der Pfarrer zurück.

Als für die Kinder ein Schulwechsel anstand, wechselte er nach Bühl, zumal in Mittelbaden auch die Eltern zu Hause waren. Der Pfarrer kam in eine doppelt so große Gemeinde, die er von Beginn als sehr vital erlebt habe. „Gemeinsam konnten wir vieles weiterentwickeln.“

Ich bin von Herzen gerne Gemeindepfarrer.
Götz Häuser
Evangelischer Pfarrer

Gemeinsam mit den Menschen: Häuser sieht in einem Pfarrer keinen Solisten, sondern einen Mannschaftsspieler. Der Pfarrer stehe zwar mittendrin, aber er verbinde auch.

Seine Arbeit habe zwei Richtungen. Nach innen, das bedeutet die Arbeit mit dem großen Gemeindeteam. Nach außen, das heißt Menschen gewinnen, auch durch diakonische Arbeit. So oder so steht der Mensch im Mittelpunkt.

Lange denkt er nach, als er gefragt wird, wie sich die Arbeit in den 25 Jahren verändert hat. „Ich überlege, ob sie sich wirklich so sehr verändert hat“, sagt er dann. Im Kern sei sie gleich geblieben. Anders geworden sei die Gesellschaft, etwa mit ihren neuen Kommunikationswegen.

Motto der Bühler Gemeinde ist charakteristisch

Am Ende komme es immer aber nach wie vor darauf an, „dass die Menschen wahrgenommen und gesehen werden, dass sie in der Gemeinde Wertschätzung erfahren“. Die Sehnsucht nach Heimat und Trost sei stärker in einer Welt, die mit ihren zahlreichen Krisen manchen in Dauerüberforderung treibe: „Krisenmodus trifft das Lebensgefühl der Menschen als Wort des Jahres ganz gut.“

Für Menschen, die immer öfter das Gefühl hätten, im Zugwind des Lebens zu stehen, sei eine Ortsgemeinschaft wichtiger denn je. Sie biete ein Zuhause. Für Häuser ist das praktische Theologie, wie sie auch Gegenstand seiner Dissertation an der Universität Heidelberg war und wie sie im Motto der Bühler Gemeinde Ausdruck finde: „gemeinsam – glauben – leben“.

Wichtig sei ihm, eine mündige Gemeinde zu haben. Die Gemeinde sei einer der wenigen Sozialräume der Gesellschaft, in dem es keine Barrieren durch Einkommen, Alter oder sonstiges Gruppendenken gebe: „Das ist faszinierend in einer Welt, die sich immer mehr in einzelne Echokammern zerlegt.“

Faszinierend ist für den Pfarrer auch seine Arbeit. „Es ist ein wunderbarer Beruf, der einer der schönsten und freiesten ist und viele Gestaltungsmöglichkeiten bietet“, sagt Häuser. „Ich habe die Entscheidung nie bereut und bin von Herzen gerne Gemeindepfarrer.“ Da seien die unzähligen Kontakte und Begegnungen, die große thematische Bandbreite, das ganze Leben von der Geburt bis zum Tod: „Das ist intensiv und oft existenziell.“ Und immer steht einer im Mittelpunkt: der von Gott geliebte Mensch.

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