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„Natur nah dran“

„Sinzheim ist Teil der Lösung“: Umweltministerin Thekla Walker ist begeistert von Grünflächen

Wildbienen und anderen Insekten mehr Lebensraum schenken? Das hat sich Sinzheim auf die Fahnen geschrieben. Von der Umweltministerin gibt es dafür ein großes Lob.

Eine Menschengruppe steht vor einer Blumenwiese
Gemeinsam mit Vertretern des Nabu-Landesverbands und Mitarbeitern der Gemeinde besichtigt Umweltministerin Thekla Walker (Mitte) die Flächen in Sinzheim. Foto: Sarah Gallenberger

Das sanfte Flattern zarter Schmetterlingsflügel begrüßt Thekla Walker (Grüne) in Sinzheim. Etwas weiter hinten summen leise die Bienen vor sich hin. „Ich finde es wunderschön“, sagt die Umweltministerin, während sie auf eine öffentliche Grünfläche blickt. Wobei man nicht ausschließlich von Grün sprechen kann. Immerhin sind auch kräftige Farbtupfer zu sehen.

Den Weg hat Walker auf sich genommen, um das Engagement der Gemeinde mit eigenen Augen zu begutachten. Immerhin hat Sinzheim durch die Aktion „Natur nah dran“ eine 15.000 Euro schwere Förderung erhalten. Durch das Kooperationsprojekt von Nabu (Naturschutzbund) und Land sollen Städte und Gemeinden dabei unterstützt werden, Grünflächen im Sinne der Biodiversität umzugestalten.

Wir haben ein Problem.
Thekla Walker
Umweltministerin (Grüne)

Ein Thema, das Walker als Umweltministerium ans Herz gewachsen ist. Der bedrohliche Rückgang von Wildbienen, Schmetterlingen und anderer Tiere rückt immer mehr in den Blick der Öffentlichkeit. Walker könne im Durchschnitt sagen: „Wir haben ein Problem.“ Beim Besuch der Gemeinde sagt sie aber auch: „Und Sinzheim ist ein Teil der Lösung.“

Denn wenn es um die Frage geht, wie gemeinsam eine Biodiversität gestärkt werden kann, gebe es dort bereits „schöne kleine Oasen.“ Lukas Herbrich vom Bauamt erzählt von insgesamt fünf Orten, die durch „Natur nah dran“ umgestaltet worden sind. Weitere Blühflächen seien bereits vorhanden oder noch in Planung.

Naturnahe Fläche an Sinzheimer Mehrgenerationenplatz

Während der Rundfahrt zu den fünf Flächen, die dank der Förderung ein neues Gesicht bekommen haben, wird der Umweltministerin eines klar: „Auf kleinem Raum kann man ein richtiges Paradies erschaffen.“ Erläuterungen dazu, wie vor Ort gearbeitet worden ist, gibt es von der Naturgartenfachplanerin Michaela Senk.

Ob es der Mehrgenerationenplatz oder die Lothar-von-Kübel-Realschule ist: Die Bereiche, an denen Hand angelegt worden ist, begeistern die Teilnehmer sowie die Umweltministerin gleichermaßen. „Das Geld ist gut angelegt“, hatte Bürgermeister Erik Ernst (CDU) bereits bei der Begrüßungsrunde eine Stunde zuvor prophezeit.

Den Beweis liefern Schmetterlinge und Bienen, die auf den Grünflächen umherschwirren. Insgesamt wurden auf rund 1.650 Quadratmetern Wildblumen gepflanzt, Sandlinsen als Nistquartiere für Wildbienen angelegt und Trockenmauern für Eidechsen errichtet.

Taten, die auch der Nabu-Landesvorsitzende Johannes Enssle mit positiven Worten unterstreicht: „Wir haben beim Thema Naturschutz jeden Tag mit Hiobsbotschaften zu tun. Sinzheim ist das Salz in der Suppe.“ Will heißen: Der Gemeinde Sinzheim sei es mit der Bewerbung zu „Natur nah dran“ gelungen, den Nabu von sich zu überzeugen.

Denn für das Projekt wurden die Teilnehmer nicht selbstständig ausgewählt – man musste sich vielmehr darauf bewerben. Von 2022 bis 2026 können jährlich 15 Kommunen mit je bis zu 15.000 Euro bei der Umgestaltung ihrer Grünflächen unterstützt werden. Von 2016 bis 2020 nahmen beispielsweise 61 Städte und Gemeinden erfolgreich teil.

Grünflächen in Sinzheim blühen nicht das ganze Jahr

Hat man es als Gemeinde geschafft und die Fördergelder bewilligt bekommen, ist es laut Herbrich jedoch nicht immer auf den ersten Blick deutlich, dass es sich um eine eigens angelegte, naturnahe Fläche handelt. Doch die optische Veränderung ebendieser Flächen sei im Laufe der Zeit mehr als deutlich.

Trotzdem hat die Gemeinde laut Herbrich die Kommunikation mit der Bevölkerung gesucht. Seit 2021 gebe es die Mitmach-Aktion „Sinzheim blüht auf“. Dieses Jahr seien durch dieses Projekt insgesamt 900 kostenlose Samentütchen verteilt worden – allesamt mit auf den Naturraum abgestimmten Blühmischungen. Blühende Pflanzen sind für Herbrich ein gutes Stichwort: Denn „naturnahes“ Aussehen der Flächen bedeuten ebenfalls, dass es „nicht das ganze Jahr blüht“.

Wer damit an vertrocknete Flächen und den Klimawandel denkt, kann sich an Enssles Worten orientieren. Denn Wildpflanzen können laut dem Nabu-Landesvorsitzenden in diesem Thema Abhilfe schaffen: „Heimische Wildpflanzen kommen besser mit Hitze und Trockenheit zurecht als zum Beispiel Rasen.“

Wildpflanzen regenerieren sich aus den übrigen Samen im Boden.
Johannes Enssle
 Nabu-Landesvorsitzender

Er erklärt: „Die Wurzeln von Färberkamille, Königskerze und anderen Arten gehen deutlich tiefer, sodass sie auch ohne Bewässerung noch Wasser finden.“ Und wenn sie doch vertrocknen? „Wildpflanzen regenerieren sich aus den übrigen Samen im Boden.“

Umweltministerin Walker jedenfalls zeigt sich begeistert von Sinzheim und der Eigeninitiative vor Ort: „Auch viele kleine Flächen summieren sich. Das darf man nicht kleinreden.“ Mit einfachen Maßnahmen, so Walker, lassen sich Trittsteine gestalten, die für die Natur wichtig sind.

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