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In der Johanneskirche

„Songs of War and Peace“: Bühler Pianist komponiert Lieder zum Ukraine-Krieg

Im Zeichen von Krieg und Frieden steht das Konzert von Steffen Weis in der Bühler Johanniskirche. Der junge Pianist spielt eigene Stücke, die er im Kontext mit dem Ukraine-Krieg schrieb.

Ein junger Mann lächelt in die Kamera.
Steffen Weis stammt aus Weitenung. Er studiert aber in Heidelberg Musiktherapie. Foto: Steffen Weis

Für Pianist und Komponist Steffen Weis ist das Solo-Konzert mit eigenen Werken an diesem Samstag um 19.30 Uhr in der Johanneskirche („Songs of War and Peace“) eine Premiere.

Dabei begleitet den 22-Jährigen die Musik in verschiedensten Facetten seit vielen, vielen Jahren, wie er wenige Tage vor dem Auftritt erzählt. Weis weilt zu dem Zeitpunkt des Gesprächs noch in Heidelberg, wo er Musiktherapie studiert.

Steffen Weis wuchs in Weitenung auf. „Unseren sehr musikaffinen Eltern war es wichtig, dass wir vier Geschwister Instrumente lernten.“ Mit sechs Jahren begann er mit dem Klavierunterricht.

„Als ich in die Pubertät kam, hatte ich eigentlich keine Lust mehr. Damals nahmen wir aber bei unserem Musiklehrer an der Heimschule Lender, Ulrich Noss, Programmmusik durch. Er beauftragte uns, etwas zu komponieren. Das faszinierte mich sofort, ich schrieb mein erstes kurzes Stück.“

Junge aus Weitenung schreibt Musik für Schul-Musical

Offenbar mit Erfolg, denn fortan sollte Weis für mehrere Schul-Musicals unter der Regie von Noss die Stücke schreiben. Zunächst lieferte er nur etwa ein Drittel, später komponierte er fast das gesamte Musical. Sogar für die jüngste große Aufführung an der Lender schrieb er die Musik – Jahre nach seinem Abitur.

Widmete sich Weis anfangs einfachen Melodien, für die er die passenden Akkorde notierte, entdeckte er in der Oberstufe, dass ihm auch das komplexe Schreiben von Orchesterpartituren Spaß machte.

Parallel komponierte er weiterhin Klavierstücke, die er allerdings eher im Familien- und Freundeskreis vorspielte, manchmal an seiner Schule. „Nach dem Abi wollte ich erst einmal weg. Ich entschied, ein FSJ auf einer Dattelplantage in Israel zu absolvieren.“

Ein Jahr, in dem er körperlich hart arbeitete. „Das war mit Blick auf die Musik nicht ideal. Ich hatte wenig Energie, um zu komponieren. Aber dieses Jahr mit all seinen Begegnungen hat mich sicher erst zu dem Menschen gemacht, der ich heute bin.“

Zeitgleich ging ein Freund von Steffen Weis aus Schulzeiten, Pascal Bauer, ins Filmstudium nach Großbritannien. „Für drei seiner Kurzfilme schrieb ich inzwischen die Musik.“ Damit wäre „die“ Leidenschaft von Weis erwähnt: „Filmmusik ist für mich das Genre Nummer eins. Ich möchte auf der Ebene noch deutlich mehr machen.“

Ukraine-Krieg lässt den Pianisten nicht los

Dass er von diversen Universitäten, an denen er sich für den Studiengang Komposition beworben hatte, abgelehnt wurde, erachtet er rückblickend als verständlich: „Dort geht es um zeitgenössische Musik, aber nicht im Sinne von Filmmusik. Somit waren die Absagen enttäuschend, aber irgendwie auch eine Erleichterung.“

In der Musiktherapie fand er eine Alternative, die ihm Freude bereitet – und ihm zugleich Zeit lässt, weiter zu komponieren. In der Johannesgemeinde Bühl ist Weis beheimatet. „Pfarrer Götz Häuser kennt mich gut. Im März fragte er mich, ob ich ein Konzert geben könnte.“

Dass dies nun im Zeichen von Krieg und Frieden steht, hat unmittelbar mit dem Ukraine-Krieg zu tun: „Kurz nach dessen Beginn hörte ich, wie russische Soldaten in einem Dorf brutal auf Zivilisten geschossen hatten. Das machte mich fertig. Ich wusste nicht, wohin mit meinen Emotionen, und setzte mich ans Klavier.

Aufbauend auf diesen Improvisationen schrieb ich später vier Stücke und nahm mein erstes Album auf.“ Im Konzert wird er die Stücke um weitere Eigenkompositionen ergänzen. „Der Eintritt ist frei, die Spenden sollen Ukrainern zugutekommen“, kündigt er an. „Zum einen den Flüchtlingen, zum anderen den Menschen in der Ukraine. Die Landeskirche hat Kontakte dorthin.“ Einen passenderen Titel und Zeitpunkt für sein erstes Konzert hätte Steffen Weis also kaum wählen können.

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