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Nach 34 Jahren

Stadt Bühl verabschiedet „begnadeten Geschichtsvermittler“ Michael Rumpf

Michael Rumpf hat die Bühler Geschichte in das Bewusstsein vieler Menschen gebracht. Jetzt hat die Stadtverwaltung ihn verabschiedet. Rumpf hatte eine Mahnung dabei.

Drei Männer vor einer Fensterscheibe
Im historischen Rathaus ist Michael Rumpf (Mitte) offiziell verabschiedet worden. Wolfgang Jokerst (links) und Hubert Schnurr würdigten seine Leistungen. Foto: Wilfried Lienhard

Als „begnadeten Geschichtsvermittler“ hat der Bühler Bürgermeister Wolfgang Jokerst den in den Ruhestand getretenen Michael Rumpf gewürdigt. Der Leiter des Stadtgeschichtlichen Instituts hat die Stadtverwaltung nach 34 Jahren zum Ende des vergangenen Monats verlassen.

In einer Feierstunde im Trausaal des Rathauses ist der 63-Jährige jetzt offiziell verabschiedet worden. Es war die passende Örtlichkeit, schließlich ist das Rathaus in Bühl ein Gebäude mit großer geschichtlicher Bedeutung. Bis weit in die 1870er Jahre war es eine Kirche, erst später zog die Stadtverwaltung ein.

Oberbürgermeister Hubert Schnurr erinnerte in seiner Begrüßung an zwei entscheidende Wegmarken in Rumpfs Zeit bei der Stadt Bühl: den Umzug ins Neusatzer Wasserschloss mit seinen „herrschaftlichen Räumen“, um die er das Team des Stadtgeschichtlichen Instituts immer beneide, und die Eröffnung des Stadtmuseums in der Schwanenstraße. Dieses sei zu einem „Schmuckstück und Aushängeschild unserer Stadt“ geworden.

Die Eröffnung im Jahr 2007 habe zum ersten Mal nach 67 Jahren Ehud Loeb wieder nach Bühl geführt, nach dessen Kindheitsnamen Herbert Odenheimer Jahre später eine Straße benannt worden ist: „Das waren bewegende und einprägsame Momente.“

Bühler Buchreihe neu belebt

Dass Wolfgang Jokerst die Laudatio auf Rumpf hielt, hatte seinen Grund auch in den Anfangsjahren des heutigen Stadtgeschichtlichen Instituts: In den frühen 1990er Jahren waren sie dort Kollegen. Als „Angestellter in der Tätigkeit eines Stadtarchivars“ habe am 1. Februar 1989 Rumpfs Laufbahn bei der Stadt begonnen. Erste Pflöcke habe er aber zuvor schon eingeschlagen, indem er beispielsweise gemeinsam mit dem damaligen Oberbürgermeister Ulrich Wendt, der jetzt zu den Gästen der Feierstunde zählte, die Reihe der „Bühler Blauen Hefte“ unter dem Titel „Bühler Heimatgeschichte“ neu belebt habe.

Von Anfang habe Rumpf eine Vision verfolgt: „Er wollte mit der Geschichte Bühls in das Bewusstsein der Menschen.“ Nie habe er sein Fach als Wissenschaft im Elfenbeinturm verstanden, sondern als eine Disziplin, die in die städtische Gesellschaft hineinwirke. Dass er damit erfolgreich war, zeige sich auch an den unzähligen Führungen, sei es durch die Stadt, zu sonst nicht zugänglichen Orten wie Kellern oder Speichern und über den jüdischen Friedhof. Gerade die jüdische Geschichte sei Rumpf stets ein besonderes Anliegen gewesen. So habe er auch Kontakte zu jüdischen ehemaligen Bürgern der Stadt geknüpft.

Der Umzug nach Neusatz sei ein großer Wurf gewesen. Mit Beharrlichkeit und Hartnäckigkeit habe Rumpf das Ziel erreicht. Geholfen habe ihm dabei seine Fähigkeit, Menschen zu begeistern.

Wichtige Ausstellung zur Bühler Geschichte

Jokerst erinnerte an „eine ganze Reihe wichtiger Ausstellungen“, die auch an teils besonderen Orten stattgefunden hätten. Ein herausragendes Beispiel war die Ausstellung „Jüdisches Leben“ im Jahr 2000 in der bald danach abgebrochenen Güterhalle am heutigen Zentralen Omnibusbahnhof. Gerade diese Ausstellung habe weit über Bühl hinaus eine starke Resonanz gefunden.

Mit den Ausstellungen habe Rumpf nicht nur den selbst gesetzten Anspruch der aktiven Vermittlung der Bühler Geschichte erfüllt. Sie hätten auch die Idee eines neuen Stadtmuseums reifen lassen. Mit der ihm eigenen Ausdauer habe er sie verfolgt.

Als Jäger und Sammler habe er einen großen Instinkt bewiesen und für Archiv und Museum wertvolle Exponate gesichert. Ein herausragendes Beispiel sei der Film über die brennende Bühler Synagoge: „Das ist ein ganz, ganz seltenes Dokument und ist heute auch im Jüdischen Museum in Berlin zu sehen.“

Das Optimale für Bühl

Rumpf dankte für die „wärmenden Worte, die mir fast schon ein bisschen peinlich waren“. Das Erreichte sei immer die Leistung eines Teams gewesen und nie nur seine. Er entschuldigte sich auch für seine „jugendliche Ungeduld“, mit der er gerade in den Anfangsjahren vielleicht manchem auf die Nerven gegangen sei. Geleitet habe ihn immer der Wunsch, das Optimale für die Stadt Bühl zu erreichen.

Das war auch ein Motiv für mahnende Schlussworte. Als er angefangen habe, seien die Städtler noch ein richtiges Team gewesen. Dieser Zusammenhalt, so seine Beobachtung, sei in den vergangenen 25 Jahren schwächer geworden. Dieser Entwicklung müsse entgegengewirkt werden. Denn nur ein konstruktives Miteinander des ganzen Teams mache die Stadtverwaltung stark und effizient.

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