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Störung der Totenruhe

Unbekannte schütten Fett über Grabstein in Bühl

Wer macht nur so etwas? Diese Frage stellt sich eine Frau aus Bühl, nachdem Unbekannte Fett über den Grabstein ihres vor zwei Jahren verstorbenen Bruders geschüttet haben.

Grabstein
Große Flecken: Die Verschmutzung auf dem Grabstein aus Naturstein ist nicht zu übersehen. Foto: Wilfried Lienhard

Hanna F. (Name von der Redaktion geändert) ist fassungslos. Am Telefon ist sie den Tränen nahe, die Stimme droht ihr zu versagen: „Wer macht nur so etwas?“

So etwas: Das ist eine grobe Verunreinigung eines Grabsteins auf dem Bühler Friedhof, eine Sachbeschädigung, die im ungünstigsten Fall mehrere tausend Euro kosten dürfte, die aber vor allem die Gefühle der Angehörigen tief verletzt.

Das Urnengrab habe sie sich vor Jahren bereits gekauft, vor zwei Jahren habe ihr Bruder hier bereits seine letzte Ruhestätte gefunden, berichtet Hanna F. Schon am Dienstag vergangener Woche habe ihre Nichte eine Verunreinigung der Grabeinfassung festgestellt.

Grabstein war mit mehreren großen Fettflecken übersät

Am Freitagabend dann sei der Grabstein mit mehreren großen Fettflecken übersät gewesen. Die Tat müsse im Laufe des Freitags verübt worden sein, denn noch am Morgen habe die Nichte beim Friedhofsbesuch nichts bemerkt.

Die Familie hat umgehend die Polizei eingeschaltet. Wie Matthias Bruder, der stellvertretende Leiter des Polizeireviers Bühl, auf Anfrage bestätigte, hätten sich Beamte vor Ort ein eigenes Bild gemacht und den Sachverhalt bestätigt.

Das Fett ist in den Naturstein eingezogen, weshalb der Grabstein nun aufwendig saniert werden muss.
Matthias Bruder, stellvertretender Leiter Polizeirevier Bühl

„Das Fett ist in den Naturstein eingezogen, weshalb der Grabstein nun aufwendig saniert werden muss“, sagt Bruder. Den Schaden bezifferte die Polizei auf rund 500 Euro. Das gilt indes nur für den Fall, dass eine Sanierung auch möglich ist.

Der Bühler Steinbildhauermeister Hans-Jürgen Jacobs hat sich den Schaden bereits angeschaut. Das Fett sei sicherlich bewusst über den Grabstein geschüttet worden, sagt er. Theoretisch könnten die Flecken auch von einer ausgelaufenen Kerze kommen, Jacobs rät davon ab, im Sommer brennende Kerzen auf Grabsteinen zu platzieren. Diese Möglichkeit sei aber sehr theoretisch, tatsächlich müssten die Flecken dann wachsartig sein, was sie nicht sind.

Bühler Steinbildhauermeister geht von absichtlicher Beschädigung aus

Jacobs wird versuchen, die Flecken zu entfernen. Dazu werde eine Paste aufgetragen, die gewissermaßen das Fett aufsaugt. „Bei den aktuell hohen Temperaturen funktioniert das allerdings nicht, weil die Paste eintrocknen würde“, berichtet der Experte, der auch keineswegs sicher ist, dass dieses Vorgehen in diesem Fall erfolgreich sein wird. Müsste der Stein in der Folge ausgetauscht werden, liege der finanzielle Schaden der Angehörigen bereits bei mehreren tausend Euro.

Dabei ist das nur die materielle Seite. Die ideelle wiegt schwerer. Das zeigt sich auch daran, dass die Polizei die Tat als „Störung der Totenruhe gemäß Paragraph 168 Strafgesetzbuch“ einordnet. Bestraft wird demnach unter anderem auch, „wer eine Aufbahrungsstätte, Beisetzungsstätte oder öffentliche Totengedenkstätte zerstört oder beschädigt oder wer dort beschimpfenden Unfug verübt“. Bereits der Versuch gilt im Übrigen als strafbar.

Auf Friedhöfen kommt es immer wieder mal, wenn auch nicht allzu häufig, zu Sachbeschädigungen. Meist werden Pflanzen zerstört oder auch entwendet, wie zuletzt in Weitenung. Ein besonders drastischer, bis heute nicht aufgeklärter Fall stammt aus dem September 2010: Damals beschädigten Unbekannte mehrere Dutzend Grabsteine auf brachiale Weise.

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