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Bürgermeister kontra Rat

Wegen Legionellen geschlossen: Sanierung des Hallenbades Rheinmünster steht auf der Kippe

Das Hallenbad in Rheinmünster steht auf der Kippe. Seit Wochen wird in der Kommunalpolitik gestritten, ob und wie die fast ein halbes Jahrhundert alte Sportstätte saniert werden soll. Wegen Legionellen wurde das Bad vor vielen Wochen geschlossen. Bürgermeister Helmut Pautler ist unbedingt für die Sanierung, die Ratsmehrheit dagegen.

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Knapp ein halbes Jahrhundert alt: Das Hallenbad im Rheinmünsteraner Ortsteil Greffern ist seit vielen Wochen geschlossen. Der Gemeinderat streit über die Kosten für die Sanierung der Sportstätte. Foto: Anne-Rose Gangl

Dass eine kleine Gemeinde mit rund 7.000 Einwohnern ein eigenes Hallenbad betreibt, ist eher selten. Vor diesem Hintergrund ist es kein Wunder, dass sich in diesem handfesten kommunalen Streit vor allem die Schulen für den Erhalt der stark sanierungsbedürftigen Einrichtung einsetzen.

Parteien hatten sich vor der letzten Wahl für Erhalt ausgesprochen

Im Rathaus stapeln sich inzwischen die Briefe. Nach der DLRG-Ortsgruppe Bühl-Bühlertal, die begreiflicherweise ein erhebliches Interesse am Fortbestand des Hallenbades hat, melden sich alle Rheinmünsteraner Schulen zu Wort.

Jedoch sollte man sich darüber im Klaren sein, dass Schwimmunterricht auch Leben rettet
Statement der Schulrektoren Ulrike Grindler und Rolf Schemel

Der Geschäftsführende Schulleiter Rolf Schemel und seine Rektoren-Kolleginnen Ulrike Grindler und Sabrina Ebel betonen, dass der Bildungsplan im Bereich Sport ohne das Hallenbad kaum zu erfüllen sei. „Natürlich sind grundsätzlich die Kosten für eine Schwimmbadsanierung nicht zu unterschätzen, jedoch sollte man sich darüber im Klaren sein, dass Schwimmunterricht auch Leben rettet“, meinen sie. „Sollte das Hallenbad in Greffern nicht mehr saniert werden, wird es für unsere Schülerinnen und Schüler keinen Schwimmunterricht mehr geben.“

In Bühl und Rheinau gebe es keine freien Kapazitäten mehr. Neben Bühl besitzt Rheinmünster übrigens das einzige Hallenbad im südlichen Landkreis Rastatt.

Der Elternbeirat der Grundschulen in Greffern und Rheinmünster sieht dies genau so. Die Vorsitzenden Silke Braun und Sabrina Kleinhans weisen in ihrem Schreiben an Bürgermeister Helmut Pautler ausdrücklich darauf hin, dass sich alle im Gemeinderat vertretenen Parteien im vergangenen Kommunalwahlkampf in ihren Wahlprospekten für den Erhalt des Hallenbades in Greffern ausgesprochen haben.

„Gerade deswegen verstehen wir aktuell die Diskussion um die Sanierung des Hallenbades nicht“, konstatieren sie. Es müsse für alle selbstverständlich sein, eine geeignete Lösung für alle Parteien zu finden.

Eltern und Lehrer machen Druck

Dass sich die Fachschaft Sport der Realschule Rheinmünster in einem weiteren Brief an Bürgermeister und Gemeinderat ausdrücklich für den Erhalt des Schwimmbades ausspricht, ist wenig überraschend. Die Fachschaft fordert „dringend“, das Geld für die Sanierung der Trinkwasseranlage bereit zu stellen.

Diese ist notwendig, um das zurzeit geschlossene Hallenbad wieder zu öffnen. „Falls wir uns auf die Erarbeitung eines Gesamtkonzeptes zur kompletten Sanierung warten, haben wir die Befürchtung, über Jahre keinen oder gar keinen Schwimmunterricht mehr ausführen zu können“, klagen die Sportlehrer. „Bitte erarbeiten Sie ein Konzept den Schwimmbetrieb schnellstmöglich wieder aufnehmen zu können, damit wir, andere Schulen, Kindergärten, Vereine und die Bevölkerung weiter davon profitieren können.“

Von Anfang an völlig klar war die Meinung von Bürgermeister Pautler zum Thema. „Ich war und bin für den Erhalt des Hallenbades“, betont er gegenüber dieser Redaktion. Aus diesem Grund habe die Gemeinde sich auch um die Aufnahme ins Förderprogramm für Sportstätten bemüht. „Leider hatten wir damit gleich zweimal keinen Erfolg“, berichtet Pautler.

Der Rathauschef wundert sich, dass die Nachbargemeinde Sinzheim für den Bau von zwei Kunstrasenplätzen 936.000 Euro Zuschuss erhalten hat. „Das ist kein Neidkomplex“, sagt der Bürgermeister. „Aber ich verhehle meine Enttäuschung über die Entscheidungsträger nicht. Man kann ohne einen Kunstrasenplatz Sport treiben, wer aber nicht schwimmen lernt und ertrinkt, wird überhaupt keinen Sport mehr treiben.“

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Außenansicht des Hallenbades in Greffern Foto: None

Ohne Dow Chemical würde es das Hallenbad im Rheinmünsteraner Ortsteil Greffern nicht geben. 1965 ließ sich der US-Chemiekonzern in der damals noch selbstständigen Gemeinde Greffern nieder und wurde zum wichtigsten Gewerbesteuerzahler des Dorfes, das heute 2.000 Einwohner hat.

Dieser Wohlstand ermöglichte den Bau eines Hallenbades mit der benachbarten Sporthalle. Das Bad wurde 1976 eröffnet. Nach der Kommunalreform im Jahr 1974 profitierte die gesamte neue Gemeinde Rheinmünster vom Hallenbad. Das ist aber inzwischen in die Jahre gekommen.

Grundsatzbeschluss von 2018 schon vergessen

Ende 2018 sprachen sich die Rheinmünsteraner Gemeinderäte in einem Grundsatzbeschluss für eine Generalsanierung des Hallenbades aus. Allerdings rechnete das Gremium damals noch fest mit staatlichen Fördermitteln. Die fließen bekanntlich nicht.

Anfang 2020 wurde bei einer routinemäßigen Trinkwasseruntersuchung festgestellt, dass die Grenzwerte für die gefährlichen Legionellen sowohl in der Turnhalle als auch im Hallenbad überschritten werden. Die Sanierung der Trinkwasseranlage für die Sanitärräume im Hallenbad würde inklusive Nebenkosten rund 150.000 Euro kosten.

Für diese Teilsanierung fand sich im Gemeinderat am 18. Mai keine Mehrheit. Das Hallenbad bleibt deshalb geschlossen. Nun will die Gemeindeverwaltung zumindest die Warmwasserversorgung in den Sanitärräumen der Sporthalle sichern. Ein Ingenieurbüro schätzt die Kosten dafür auf rund 22.000 Euro.

Online-Petition hat schon 1146 Unterstützer

Der Gemeinderat Rheinmünster wird sich am 22. Juni erneut mit dem umstrittenen Thema beschäftigen und beraten, ob die Sanierung der Trinkwasserinstallation für Sporthalle vorgezogen oder ob zeitgleich eine Lösung für das Hallenbad angestrebt werden soll. Die Komplettsanierung des Hallenbades würde nach Auskunft von Bürgermeister Pautler sieben bis acht Millionen Euro kosten.

Für die meisten Bürger ist die Sache klar. Dafür spricht auch eine Online-Petition auf der Plattform „openPetition“ mit dem Titel „Rettet das Schwimmbad Greffern“. 1.146 Unterstützer haben sich für den Erhalt ausgesprochen.

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