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Festliche Soirée

50-jähriges Bestehen: Altenhilfe in Gaggenau ist fest in der Bevölkerung verwurzelt

Der Altenhilfeverein feiert sein 50-jähriges Bestehen. In der Jahnhalle werden seine Verdienste herausgestellt.

Menschen vor Plakat
Annemarie Fajardo, im Bild mit OB Michael Pfeiffer (rechts) und Peter Koch, referierte über das Thema „Pflegeversicherung – ein Auslaufmodell?“ Foto: Elke Schapeler

„Es gibt wohl kaum eine zweite Einrichtung in unserer Stadt, die so fest in der Gaggenauer Bevölkerung verwurzelt ist: Unsere Gaggenauer Altenhilfe feiert in diesem Jahr ihr 50-jähriges Bestehen“, würdigte Oberbürgermeister Michael Pfeiffer in seiner Begrüßungsrede in der Jahnhalle die Gründerväter dieses rührigen Vereins, die „damals eine Vision hatten und diese in die Tat umsetzten.“

Sein Fazit: „Die Pflege und Versorgung alter Menschen in unserer Stadt auf Vereinsbasis zu stellen, erwies sich als die richtige und wahrhaft nachhaltige Idee.“ Die Altenhilfe sei von Anbeginn breit aufgestellt gewesen, „auf einem festen Fundament, das die gesamte Gesellschaft umfasste.“

Menschen auf der Bühne
Das Bild zeigt einen Teil der geehrten Mitglieder, die die Gaggenauer Altenhilfe seit 50 Jahren unterstützen. Foto: Elke Schapeler

Kommune und beide Kirchen waren federführend mit im Boot, „sozusagen eine einzigartige Konstruktion als Grundlage einer Erfolgsgeschichte“, stellte der Rathaus-Chef rückblickend fest. „Die drei Häuser tragen daher zu Recht die Namen des damaligen Oberbürgermeisters Helmut Dahringer sowie des katholischen Pfarrers Oskar Scherrer und seines evangelischen Amtskollegen Gerhard Eibler.“

Eine zweite entscheidende Idee sei gewesen, alle drei Häuser mitten in Gaggenau zu errichten, um den alten Menschen weiterhin eine Teilhabe am Leben zu ermöglichen. Vereinsstatus, zentrale Lage, Ehrenamt und Quartiersidee machten die Altenheime bis heute zu generationenübergreifenden Anlaufstationen. Indes: Trotz guter Weichenstellung „sind auch in Gaggenau Pflegenotstand und Fachkräftemangel zu spüren“, so Pfeiffer.

Aufgaben, die es gemeinsam mit dem Gemeinderat in Angriff zu nehmen gelte. „Mit Geschäftsführer Peter Koch haben wir bei der Gaggenauer Altenhilfe einen Gesamtverantwortlichen, der den Finger in die Wunden legt, die auf dem Pflegesektor offenkundig bestehen und der – bundesweit vernetzt – nach Lösungen sucht.“ Die Altenhilfe habe derzeit 1.300 Mitglieder, 200 Ehrenamtliche, 350 Hauptamtliche und insgesamt 600 zu Betreuende, Klienten und Kunden.

Lisa Brobeil, Michael Grolik (Violine), Christof Maisch (Viola), Heather Mosely (Cello) und Izumi Kawakatsu (Klavier) ernteten für zwei brillant musizierte Werke von Antonin Dvorák großen Beifall. In seinem Grußwort attestierte Sozialdezernent Jürgen Ernst vom Landkreis Rastatt der Altenhilfe Stärken wie Transparenz und Vielfalt. Der Verein sei „am Puls der Zeit“.

Peter Koch engagiert sich unermüdlich in der Altenhilfe

In ihrem Vortrag „Pflegeversicherung – ein Auslaufmodell?“ hinterfragte Annemarie Fajardo fachkundig die heute nicht mehr tragfähigen Konzepte und zeigte mögliche Alternativen auf. „Ohne ein gut gelingendes soziales Netzwerk würden wir all diesen Herausforderungen wohl kaum begegnen können“, mutmaßte die Vizepräsidentin des Deutschen Pflegerats.

Peter Koch, gelernter Krankenpfleger und erfahrener Betriebswirt im Bereich Altenhilfe, engagiere sich unermüdlich in verschiedenen Gremien der Altenhilfe und des Pflegemanagements. Darunter im Netzwerk des Deutschen Pflegerats, einem Zusammenschluss von circa 120.000 Pflegefachpersonen.

Netzwerk reicht weiter über Gaggenau hinaus

Das gut gelingende soziale Netzwerk, das alte, kranke, hilfe- und pflegebedürftige Menschen im professionellen Blick habe, reiche weit über Gaggenau hinaus. Annemarie Fajardo dankte Peter Koch „als ausgezeichnetem Fachkollegen“ im Namen des Deutschen Pflegerats.

Am Modell des niederländischen „Buurtzorg“ zeigte die Referentin, wie die Strukturen in einem Quartier genutzt werden können: Pflegefach- und Pflegeassistenzpersonen arbeiten in einem Team mit Ärzten, Apothekern, Therapeuten und weiteren Gesundheitsberufen zusammen.

„Das formelle Netzwerk unterstützt Nachbarschaftshilfe und pflegende Angehörige als informelles Netzwerk. Buurtzorg als Versorgungskonzept verbindet beides“, erläuterte Annemarie Fajardo. „Die Pflegebedürftigen stehen dabei im Zentrum und erhalten zu Hause die Unterstützung wie in einem ambulanten Pflegedienst. Das seit 15 Jahren bestehende Modell findet inzwischen weltweit Beachtung. Zumindest in Holland werden Pflegeheime nicht mehr benötigt.“

Des Weiteren referierte die Vizepräsidentin über das aktuelle Gesundheitssystem, Eigenverantwortung, Betreuungsbedarf sowie eine Reform der Pflegeversicherung.

Von Pfarrer Tobias Merz wunderbar am Klavier begleitet, bildete die Bildpräsentation „Impressionen aus 50 Jahren“ einen adäquaten Abschluss der festlichen Soirée.

Für 50 Jahre Mitgliedschaft wurden geehrt: Dorothea Bastian, Helmut Böttcher, Edgar Nufer, Hugo Oertel, DRK-Ortsverein Gaggenau, Heinz Goll, Friedrich Walter, Gisela Herden, Doris Müller, Karl Müller, Elisabetha Riedinger, Jutta Schreiner, Edwin Schreiner, Peter Torzewski, Günter Eisele, SPD-Ortsverein Michelbach, Rita Schumacher, Günter Schumacher, Maria Schoisser, Turnverein Oberweier, Klaus Werner, Anton Schmitt. Für 25 Jahre Wirken im Vorstand wurde Andreas Merkel geehrt.

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