Skip to main content

Entscheidung steht bevor

Flößerei soll Unesco-Weltkulturerbe werden

Vorfreude bei den Flößern: Das Handwerk könnte immaterielles Kulturerbe werden. Historische Vereine und Hobby-Flößer fiebern mit, welche Entscheidung die Kommission im Jahr 2022 treffen wird.

Floß und Flößer in einem Kiesbett am Eingang des Flößerdorfes Hörden: Für das originalgetreue fahrtüchtige Floß  wurden zwölf Lärchenstämme mit einem Gesamtgewicht von acht Tonnen verarbeitet.
Symbol am Eingang des Flößerdorfes Hörden: Für das originalgetreue fahrtüchtige Floß wurden zwölf Lärchenstämme mit einem Gesamtgewicht von acht Tonnen verarbeitet. Foto: Elke Schapeler

Bernd Kraft, Vorstandsmitglied des Vereins für Heimatgeschichte Hörden im Museum Haus Kast, ist zuversichtlich. Er denkt, dass es mit dieser höchsten Anerkennung auf internationaler Ebene klappt. „Ich denke schon, dass die Flößerei als immaterielles Kulturerbe der Menschheit gute Chancen hat, im Jahr 2022 in das Unesco-Welterbe aufgenommen zu werden“, sagt er.

Schließlich habe eine multinationale Arbeitsgruppe mit Flößerei-Vereinen, Vertretern von Unesco-Kommissionen und Kulturministerien aus Deutschland, Tschechien, Österreich, Polen, Lettland und Spanien nahezu drei Jahre an der gemeinsamen Nominierung gearbeitet.

Weitergabe lebendiger Handwerkskunst

„Aus unserer Region haben sich der Verein für Heimatgeschichte Hörden, die Gernsbacher Murgflößer und der Förderverein Flößermuseum Steinmauern aktiv an der Pflege und Weitergabe von Traditionen und lebendiger Handwerkskunst sowie schriftlichen Beiträgen ebenso beteiligt wie mit neuen Aktivitäten, darunter Floßfahrten. Wir besuchen auch jährlich die Treffen der Deutschen Flößerei-Vereinigung, der 21 Vereine angeschlossen sind“, erklärt Bernd Kraft, der in einem der Flößerei-Mitteilungsblätter die wissenschaftlich erwiesene Belastbarkeit von sogenannten Wieden durch das Karlsruher Institut für Technologie (KIT) beschreibt.

Demnach dienten die aus schlanken jungen Fichten-, Tannen-, Eschen- oder Haselnussstämmchen hergestellten Wieden einst zum Einbinden der Flöße. Hierbei war das zuvor in Wasser eingeweichte Holz im Wiedofen erhitzt, danach am Wiedstock in heißem Zustand um die eigene Achse gedreht, zu Kränzen geformt und vor der Weiterverarbeitung wieder gewässert worden.

Aufnahme in die internationale Liste

Die Belastbarkeit der im Museum Haus Kast in Hörden mittels dieser Prozedur hergestellten Wieden wurde vom KIT in Karlsruhe mit einer Zugprüfmaschine ermittelt und lag je nach Durchmesser zwischen erstaunlichen 1,79 und 2,75 Tonnen.

Bernd Kraft berichtet von dem vielfältigen Engagement des 1993 gegründeten Vereins, der derzeit 150 Mitglieder zählt und in diesem Jahr infolge der Coronapandemie einige Aktivitäten absagen musste: „Auf unseren Sommerfesten demonstrieren wir regelmäßig historische Gewerbe aus Holzwirtschaft und Flößerei sowie das Wiedendrehen oder Holzrücken mit Pferd. Der Sportholzfäller Robert Ebner sorgte schon mehrfach mit seinem Timbersport für Furore. Wir kooperieren mit Kindergärten und Naturfachschulen in Bad Rotenfels und Bühlertal, bringen uns auch im Ferienspaß ein.“

Die Zeichen stehen gut, dass das ehrgeizige Projekt Flößerei als immaterielles Kulturerbe in die internationale Liste der Unesco aufgenommen wird.

nach oben Zurück zum Seitenanfang