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Bürgerbeteiligung

Erweiterung des Nationalparks Schwarzwald: Anwohner wollen mehr gehört werden

Vor der geplanten Erweiterung des Nationalparks Schwarzwald soll die Bevölkerung einbezogen werden. Beim Auftakt in Forbach wünschten sich die Bürger vor allem mehr transparente Kommunikation darüber, was im Park passiert.

Schild Nationalpark Schwarzwald wird angebracht
Wie geht es weiter mit dem Nationalpark: Auf dem Weg dahin sollen Bürger aus der Region ihre Anliegen einbringen können. Foto: Ulrike Klumpp

„Die Anwohner sollen nicht aus dem Wald ausgesperrt werden“, steht in Handschrift auf dem roten Zettel, den die Frau an die Pinnwand hängt: „Wenn der Nationalpark erklären würde, warum man bestimmte Wege sperrt, wäre die Akzeptanz auch größer“, sagt die Forbacherin, die ihren Namen lieber nicht nennen will.

Immer mehr Zettel kommen dazu – was die Menschen darauf geschrieben haben, wird am Ende in die Weiterentwicklung des Schutzgebiets im Nordschwarzwald einfließen. In Forbach hat jetzt der Auftakt für eine ganze Reihe von Aktionen stattgefunden, mit denen man die Bürger daran beteiligen will.

Um Ideen für die Verbesserung der Infrastruktur, für Bildungsangebote und das Zusammenspiel mit der ganzen Region geht es dabei – aber nicht um die Flächen, die neu in das Schutzgebiet aufgenommen werden könnten. „Das ist Sache der Ministerien“, betont Luisa Gigler, die den Beteiligungsprozess für den Nationalpark koordiniert.

Auftakt in Forbach: An Pinnwänden hinterließen die rund 80 Besucher ihre Anregungen in den Bereichen Artenschutz, Bildung, Teilhabe, Verkehr, Freizeitnutzung sowie „Nationalpark und Region“.
Auftakt in Forbach: An Pinnwänden hinterließen die rund 80 Besucher ihre Anregungen. Foto: Stefanie Prinz

Dass über die geplante Erweiterung der bisher zwei Teilgebiete des Parks nicht alle glücklich sind, klingt an diesem Nachmittag zwischen überwiegend positiven Stimmen trotzdem durch.

„Die Akzeptanz sinkt mit jedem weiteren Verbot“, schreibt jemand auf einen weiteren Zettel, ein anderer Besucher spielt auf die derzeitige Energiekrise an: „Ist die Stilllegung von Rohstoffen (Holz), die nachhaltig genutzt werden könnten, vor dem Hintergrund der aktuellen Krise noch zeitgemäß?“

Für die Erweiterung des Nationalparks Schwarzwald gibt es mehrere Varianten

„Es gibt immer wieder kritische Stimmen zum Nationalpark, aber ich denke, dass wir die wirklich großen Brocken konstruktiv angegangen sind“, sagt Andreas Braun, stellvertretender Vorsitzender des Nationalparkbeirats, zuvor auf der Bühne, bevor die rund 80 Besucher ihre Anregungen zu Papier bringen dürfen.

Die Anti-Nationalpark-Schilder gibt es auch heute noch.
Beate Benning-Gross, Grünen-Kreisrätin in Rastatt

„Die Anti-Nationalpark-Schilder aus der Zeit vor der Gründung gibt es auch heute noch“, sagt Beate Benning-Gross, Grünen-Kreisrätin in Rastatt, die gerade gleich mehrere Ideen an die Pinnwände geschrieben hat. „Im Moment hört man eher wenig Kritik. Das wird mehr werden, wenn es um die konkreten Flächen für die Erweiterung geht.“

Die Ausweisung des Schutzgebiets auf zwei getrennten Teilen war bei der Gründung des Nationalparks zunächst ein Kompromiss gewesen, weil die nötige zusammenhängende Fläche nicht zur Verfügung gestanden hatte. Dass der Nationalpark weiterentwickelt werden soll, steht – wie auch die Bürgerbeteiligung – im Koalitionsvertrag festgeschrieben.

Für die Erweiterung gibt es mehrere Varianten: mit Flächen zwischen B500 und B462 im Murgtal auf Gebiet der Waldgenossenschaft Murgschifferschaft, die als Gegnerin der Nationalparkpläne gilt, oder entlang der B500 als „Badischer Bogen“ mit Flächen von Kommunen des nördlichen Ortenaukreises und des südlichen Landkreises Rastatt.

Die große Mehrheit an diesem Nachmittag scheint grundsätzlich für die Erweiterung zu sein. „Das finde ich gut. Ein Nationalpark, der aus zwei Teilen besteht, wo gibt es das denn“, meint auch Jörg Schröder, der für den Grünen-Ortsverband „Südhardt“ aus Durmersheim gekommen ist.

Im Gespräch mit einem Parkmitarbeiter hat er gerade angeregt, im Schutzgebiet Elektrobusse einzusetzen. Die Pinnwand zum Thema „Verkehr“ hinter ihm füllt sich rasant: mehr Rundwanderwege, Plätze für Wohnmobile, besser abgestimmte Busfahrpläne wünscht man sich hier.

Bürger wünschen sich mehr Transparenz zum Nationalpark

Weiteres großes Thema: In den Kommunen im Umland identifiziert man sich offenbar wenig mit dem Nationalpark, man wünscht sich mehr Informationen darüber, was eigentlich alles gemacht wird im Park.

Das ist auch eines der Anliegen von 50 zufällig ausgewählten Baden-Württembergern, die Hälfte aus der Region, die als „Bürgerforum“ ebenfalls über neuen Ideen für den Park brüten, sagt Kerstin Lieser aus Sasbachwalden. Auch sie wurde dafür ausgelost.

Die Bürgerbeteiligung läuft noch bis Frühjahr 2023. Es gibt online Möglichkeiten, mitzumachen, Themen-Führungen und Workshops sollen folgen, bevor alle Ergebnisse als Empfehlungen an den Landtag gegeben werden.

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