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Gesprächsabend in Hundsbach

Diskussion um Nationalpark-Erweiterung: Forbacher fühlen sich um ihren Wald betrogen

Als der Nationalpark Schwarzwald 2014 gegründet wurde, war in die Kritik in Hundsbach im Murgtal besonders laut. Jetzt soll der Park erweitert werden. In Hundsbach gibt es erneut Gegenwind.

Der Landtagsabgeordnete Thomas Hentschel (links) stellt sich beim Diskussionsabend zur Nationalparkerweiterung der Kritik der Anwohner in Hundsbach.
Der Landtagsabgeordnete Thomas Hentschel (links) stellt sich beim Diskussionsabend zur Nationalparkerweiterung der Kritik der Anwohner in Hundsbach. Foto: Veronika Gareus-Kugel

Was an diesem Abend im Haus des Gastes in Hundsbach zunächst nach einem Schlagabtausch zwischen Dorfbewohnern, Landtagsabgeordnetem und Bürgermeister aussah, entpuppte sich später als sachorientierter Diskurs in der Sache Nationalpark. Zum Ende des zweiten Gesprächsabends zur geplanten Nationalparkerweiterung waren schon fast versöhnliche Töne aus der Bürgerschaft zu vernehmen.

Die politischen Hintergründe der Regierungsparteien zur möglichen Zusammenführung der Nationalpark-Teilgebiete erläuterte der Landtagsabgeordnete Thomas Hentschel (Grüne). Er hatte zunächst keinen leichten Stand. Das Misstrauen der Hundsbacher Bevölkerung gegenüber Regierungs- und Nationalparkvertretern sitzt tief.

Aus zwei Nationalparkteilen soll ein Gebiet werden

Wie bereits berichtet, plant das Regierungsbündnis aus Grünen und CDU, die beiden voneinander getrennten Nationalparkteile durch weitere Gebietsausweisungen miteinander zu verbinden.

Dem stehen Teile der Bevölkerung des Forbacher Ortsteils mehr als skeptisch gegenüber. Sie fühlen sich um ihre Natur und den Wald vor der Haustür betrogen.

Hentschel konnte sie mit seinen Argumenten zunächst wenig beeindrucken. Er führte den mit „rasanter Geschwindigkeit“ voranschreitenden Klimawandel an, den Artenschwund und eine unter Stress geratene Natur, die eine Chance verdient habe, sich zu entwickeln. Alles Werben um Verständnis und für einen Interessenausgleich liefen ins Leere.

Kritiker zeichnen düsteres Bild

Aus dem Plenum war immer wieder zu hören, dass man sich ganz bewusst für ein Leben in dieser Ecke des Schwarzwaldes entschieden habe und nicht gewillt sei, mehr davon herzugeben. Alles, was Hundsbach ausmache, solle nicht aufs Spiel gesetzt werden: Wald, Ruhe und Beschaulichkeit.

Der Tenor lautete: Die Initiative für einen Nationalpark solle nicht dort ergriffen werden, wo Menschen leben. Gezeichnet wurde ein düsteres Bild von sterbenden Bäumen und Verboten. Immer wieder auch angeführt wurde der Nationalpark Bayrischer Wald.

Anwohner fühlen sich eingegrenzt

Hundsbach grenzt direkt an den Nationalpark, was einen großen Unterschied zu anderen Örtlichkeiten ausmache. Die dort lebenden Menschen fühlen sich zum Teil schon jetzt in ihrem Bewegungsradius eingegrenzt. Viele Wege seien im Zuge der Parkeinrichtung gesperrt worden. Zu befürchten sei, dass mit den Erweiterungsplänen weitere Sperrungen drohten. Zudem wurde gefordert, verheerende Waldbrände vor Augen, Wege für die Feuerwehren offenzuhalten.

Die Gesprächsteilnehmer im Haus des Gastes machten unmissverständlich deutlich, dass es wie in der Vergangenheit nicht mehr laufen werde. Schon bei der Gründung des Nationalparks sei versprochen worden, die Bürger und ihre Ideen sowie Vorschläge mitzunehmen und darauf einzugehen. Arbeitskreise wurden gebildet.

Es gab Besprechungen zuhauf, doch eine Kompromissbereitschaft seitens der Nationalparkvertreter sei nicht zu erkennen gewesen, wurde angemerkt. Das gemachte Versprechen, den Weg gemeinsam mit der Bevölkerung zu gehen, sei nicht erfüllt worden.

Landtagsabgeordneter will wandern gehen

Entschieden hätten andere, betonte einer der Gesprächsteilnehmer. Eine andere Teilnehmerin erläuterte, dass das Nationalparkgesetz in Teilen vom Ist-Zustand abweiche. Bürgermeister Robert Stiebler (parteilos) gab den Beschwerdeführern insofern recht, dass damals mit jeder Instanz mehr und mehr von den gemachten Vorschlägen versickert sei.

Der Protest fiel umso schärfer aus, je mehr das Forum den Eindruck gewann, wieder an der Nase herumgeführt zu werden. Gleichwohl endete der Abend in Nachdenklichkeit. Hubert Reif, Gemeinderat und Mitglied im Verein „Freunde des Nationalparks“, lud dazu ein, mit einer Delegation in den Bayrischen Wald zu reisen, um sich vor Ort umzuschauen. Dem schloss sich Hentschel an. Er sagte ferner eine Wanderung zu, um sich selbst ein Bild von den Verboten zu machen.

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