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Windkraft im Murgtal

In frühestens fünf Jahren drehen sich in Forbach die ersten Windräder

Bis in Forbach Strom mittels Windkraft produziert werden kann, wird es noch einige Jahre dauern. Den Zuschlag hat die Firma Vattenfall Windkraft bekommen.

Vertrag Windkraft Forbach
Vertragsunterzeichnung im Rathaus Forbach: Oliver Bieber und Lukas Große-Kleimann (beide Vattenfall GmbH), Bürgermeister Robert Stiebler, Ortsbaumeisterin Manuela Hoffmann und Kämmerer Niklas Riedinger (von links). Foto: Gemeinde Forbach

Energieerzeugung, Forbach. Bei diesen beiden Worten kommt bei vielen automatisch als Drittes die EnBW. Die Energie Baden-Württemberg betreibt die Schwarzenbach-Talsperre, das Rudolf-Fettweis-Werk, und investiert in den nächsten Jahren rund 280 Millionen Euro in den Bau eines neuen Pumpspeicherkraftwerks in Forbach.

In Sachen Windkraft ist die EnBW dagegen in Forbach außen vor. Dort erhielt nach einem Votum des Gemeinderats die Vattenfall Europe Windkraft GmbH den Zuschlag. Ein entsprechender Gestattungsvertrag zur Errichtung von Windkraftanlagen auf kommunalen Flächen wurde kürzlich unterzeichnet.

Nachdem sich der Gemeinderat in seiner Sitzung am 1. August mehrheitlich für den Vertragsentwurf zur Errichtung von Windkraftanlagen im Gemeindewald ausgesprochen hatte, unterzeichneten Bürgermeister Robert Stiebler und Lukas Große-Kleimann, Projektleiter der Vattenfall GmbH, Mitte Oktober den ausgehandelten Gestattungsvertrag.

Windkraft im Murgtal: Drei Unternehmen in der engeren Auswahl

Insgesamt hatte die Gemeinde 13 Anbieter angeschrieben. Drei waren in die engere Wahl gekommen. „Die EnBW hatte nicht das stärkste Angebot“, gibt Forbachs Bürgermeister Robert Stiebler zu bedenken. Und die Windkraft kann recht lukrativ für eine Gemeinde sein. In Forbach ist man mit bis zu elf Windrädern in das Verfahren gegangen. Ob es tatsächlich so viele werden, steht nicht fest. Das werden die nächsten Monate und Jahre zeigen, so der Bürgermeister.

„Wenn es optimal läuft, könnten sich in fünf bis sechs Jahren die ersten Windräder drehen“, sagt der Bürgermeister. Alleine ein naturschutzrechtliches Gutachten dauere etwa ein Jahr. Und für eine Windkraftanlage seien viele Gutachten erforderlich. Der Aufwand sei fast so groß wie für ein Atomkraftwerk, betont Stiebler.

Wie all die Untersuchungen ausgehen, weiß heute niemand. Davon hänge ab, wie viele Windräder gebaut werden. Und das wiederum sei Grundlage dafür, wie viele Gelder (Grundstücks-Pacht) zusätzlich nach Forbach fließen könnten. Laufe alles normal, wäre dies ein siebenstelliger Betrag – jährlich. Geld, das eine klamme Gemeinde wie Forbach sehr gut gebrauchen könnte.

Es dreht sich noch kein Windrad im Murgtal

Die sich hieraus ergebenden finanziellen Mittel würden „in der Zukunft helfen, die Gemeinde neu aufzubauen und eine gesunde Struktur zu entwickeln, die uns vom jetzigen maroden Zustand entfernt“. Noch drehe sich jedoch kein Windrad und es würden noch keinerlei Einnahmen verzeichnet.

„Man sollte vorsichtig sein, Geld ausgeben, welches man noch nicht in der Tasche hat“, warnte der Bürgermeister in der Bürgerversammlung am 23. Oktober. Doch auch hier „ist es mir ein Anliegen, Ihnen ehrlich darzulegen, dass im positiven Fall diese Einnahmen nicht auf ewig als Dauereinnahme einkalkuliert werden dürfen“.

Falls diese Mittel, so sie denn in den nächsten Jahren zur Verfügung stehen, ausschließlich darauf verwendet werden, um die jetzige Struktur aufrechtzuerhalten, „dann werden wir die nächsten Generationen vor genau das gleiche Problem stellen, welches wir jetzt und heute vorfinden. Ich würde sogar so weit gehen und sagen, dass die Lage auswegloser sein wird als unsere zum jetzigen Zeitpunkt“, unterstreicht Stiebler.

Er vergleicht die Situation mit einem Vulkanausbruch, „der uns auf den Boden der Tatsachen geholt hat. Jetzt liegt es an uns, diese Asche als Dünger zu verwenden, um uns gesund aufzustellen und von Grund auf eine nachhaltige Struktur zu erschaffen.“ Das beinhalte viele Aspekte und sie werde nicht weniger wertvoll, lebens- und liebenswert sein.

Startschuss für die Detailplanung

Die Vertragsunterzeichnung setzt laut Gemeinde den Startschuss für die Detailplanungen des Unternehmens und das anschließende Genehmigungsverfahren.

Drei der 13 angeschriebenen Unternehmen hatten ihre Überlegungen dem Gemeinderat vorgestellt. Nach den Konzepten von EnBW, Vattenfall Europe und Badenova könnten im Bereich Lachsberg vier bis fünf Windkraftanlagen errichtet werden, hieß es im September 2022 im Forbacher Gemeinderat. Mittlerweile ist von bis zu elf Windrädern die Rede.

Einer Meinung waren die Räte auch bei der Beauftragung des Interessenbekundungsverfahrens. Die GT-Service Dienstleistungsgesellschaft des Gemeindetags Baden-Württemberg kümmerte sich demnach um die Durchführung und die Festlegung der Wertungskriterien. Dieses Verfahren war mehrere Monate im Gange gewesen.

In seiner Sitzung im Mai dieses Jahres hatte der Forbacher Gemeinderat den Zuschlag an die Firma Vattenfall Europe Windkraft erteilt. Zudem hatten die Ratsmitglieder die Verwaltung einstimmig damit beauftragt, einen Vertrag mit dem Energieunternehmen auszuarbeiten. „Der Bewerber Vattenfall liegt bei allen Wertungskriterien deutlich vor den Mitbewerbern und hat mit Abstand das wirtschaftlichste Angebot unterbreitet“, heißt es in der Beschlussvorlage.

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