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Familienbetrieb in fünfter Generation

Gaggenauer Holzfirma ehrt Mitarbeiter für 55 und 50 Jahre Zugehörigkeit

Ihr ganzes Berufsleben haben Hannelore Vogt und Edgar Seiser bei der Firma Rahner Holzverarbeitung GmbH in Gaggenau-Bad Rotenfels verbracht.

Seniorchef Hansjörg Rahner (links) und Geschäftsführer Martin Rahner (rechts) sind stolz, mit Hannelore Vogt und Edgar Seiser zwei Mitarbeiter in der Firma zu haben, die schon seit fünf Jahrzehnten dabei sind.
Seniorchef Hansjörg Rahner (links) und Geschäftsführer Martin Rahner (rechts) sind stolz, mit Hannelore Vogt und Edgar Seiser zwei Mitarbeiter in der Firma zu haben, die schon seit fünf Jahrzehnten dabei sind. Foto: Dagmar Uebel

„Noch nicht sobald“, antwortet Hannelore Vogt schulterzuckend auf die Frage, wann sie ihren Schreibtisch bei der Gaggenauer Firma Rahner Holzverarbeitung GmbH räumen wird. Nach 55 Jahren Betriebszugehörigkeit als Leiterin des Rechnungswesens ergänzt sie augenzwinkernd: „Ich bin doch fast selbst eine Rahner.“

Edgar Seiser, seit 50 Jahren für das Unternehmen als Industriekaufmann „von A wie Auftragsaufnahme bis zumindest V wie Verkauf“ tätig, sieht das Jahresende als Zeitpunkt seines Absprungs in die Rentnerzeit.

Begannen als Jugendliche ihre Ausbildung bei Rahner in Gaggenau

„Schon ab 6 Uhr morgens, manchmal sogar noch früher, in der Firma zu sein, und das auch an schlechteren Tagen, das schaffen viele junge Leute heute gar nicht mehr“, erklärt er mit etwas Stolz. Und auch, was noch alles zu seinen Aufgaben bei Rahner gehört. Die Logistik gehöre dazu, die Arbeitsvorbereitung mit Meistern, die Auftragsabwicklung, die Betreuung von Dienstleistern seien hier genannt.

Dabei war es gar nicht erster Wunsch des damals 16-Jährigen, den Beruf eines Industriekaufmanns zu erlernen. Kfz-Mechaniker wollte er werden, vielleicht sogar Profi-Fußballer. Doch da sowohl sein Vater als auch sein Großvater bei Rahner tätig waren, lag bald der Entschluss nahe, ihren Beispielen zu folgen.

Hannelore Vogt wusste schon als Teenager, dass sie irgendwas Büromäßiges machen wollte. Vom „Schreibmaschinentippen und vom Stempeln“ fasziniert, begann sie, gerade einmal 15 Jahre jung, ihre Lehre und Ausbildung, die sie als Industriekauffrau beendete.

Heute ist sie als Leiterin des Rechnungswesens für die Lohn- und Finanzbuchhaltung verantwortlich. Nach ihrem Berufseinstieg erlebte Vogt fast hautnah mit, wie Martin Rahner, der jetzige Geschäftsführer, heranwuchs, bis er 1999 als Geschäftsführer das Unternehmen übernahm.

Rahner blickt auf lange Firmengeschichte im Murgtal

Doch die Firmengeschichte des Unternehmens reicht weitaus länger zurück. 1890 von Ferdinand Rahner als „Ferdinand Rahner Dampfsägewerk, Holzhandlung, Holzwaren- und Kistenproduktion“ zusammen mit zehn Mitarbeitern gegründet, gehörte der Holzarbeiter mit Tiroler Wurzeln zu den Ersten im Murgtal, die zukunftsorientiert in eine Dampfmaschine investierten.

1910 übernahm sein Sohn Edmund die Firma, entwickelte sie trotz Inflation weiter. 1944, der Betrieb nach einem Bombenangriff komplett zerstört, baute dessen Sohn Dr. Werner Rahner ihn wieder auf, steigerte durch Spezialisierungen die Kapazität und expandierte.

Hansjörg Rahner stieg 1960 ins Unternehmen ein. Er erwarb 1986 von der Stadt Gaggenau ein Grundstück an der Peripherie der Stadt und entschloss sich zum Aufbau eines neuen Werkes in der Straße, die nach dem Firmengründer Ferdinand Rahner benannt wurde.

Obwohl der inzwischen fast Neunzigjährige dort immer noch an seinem Schreibtisch anzutreffen ist, trat sein Sohn Martin Rahner nach einem Studium an der Fachhochschule Rosenheim 1995 in fünfter Generation in die Firmenleitung ein. 1999 wurde er alleiniger Geschäftsführer des Weiterverarbeitungsbetriebs, der mit „Rahner Holzverarbeitung GmbH“ firmiert.

Das Klima stimmt einfach bei uns.
Mitarbeitende
der Firma Rahner

Vielleicht erklärt der zweite Teil des Satzes in der Firmengeschichte die fast familiäre Treue der Mitarbeiter: „Durch Modernisierung des Maschinenparks wird die Produktion erhöht und die Arbeitsbedingungen erleichtert.“ Sowohl Hannelore Vogt als auch Edgar Seiser versicher gegenüber dieser Redaktion. „Das Klima stimmt einfach bei uns.“

Immer wieder ein Grund für die Rahners, sich bei ihren Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter für ihre langjährige Firmentreue zu bedanken. Wenn auch nicht 55 und 50 Jahre Betriebszugehörigkeit wie von Vogt und Seiser, so konnte die Firmenleitung am 3. August doch 22 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in einer Feierstunde ehren.

Dabei reichte die Spanne von 10 bis zu 35 Jahren. Dabei ist es selbstverständlich, dass Wechsel in der Firmenleitung, Änderungen und Anpassungen der Produktpalette an gegenwärtige Bedingungen, technologische und logistische Veränderungen auch alle Beschäftigten vor immer neue Herausforderungen stellten und stellen.

Berufsalltag hat sich stark verändert

„Wenn‘s aber zu viel wird, wird’s zu viel“ erklären beide, was und wie sich ihr Arbeitsumfeld in den Jahrzehnten veränderte. Bei Hannelore liegen die beruflichen Anfangsjahre, in denen sie gerne Schreibmaschine schreiben und stempeln konnte, weit zurück. Lächelnd erinnerte sie sich aber an ihren ersten Buchungsautomaten, um ein Vielfaches größer als der Rechner, der auf ihrem Schreibtisch steht. Vielleicht machte ihr anfangs die Bedienung solch moderner Hilfsmittel noch Kopfschmerzen.

Genauso wie vielleicht Edgar Seiser, der sich inzwischen seinen Arbeitsalltag ohne seinen Firmencomputer und die Nutzung digitaler Medien gar nicht mehr vorstellen kann. Obwohl die Belegschaft dank Rationalisierung und Anwendung technischen Know-hows von anfangs 100 auf derzeit etwa 50 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter schrumpfte, seien neue Aufgabengebiete entstanden und die Anforderungen keinesfalls kleiner geworden.

Darüber, wie es irgendwann bei Hannelore Vogt und schon bald bei Edgar Seiser weitergeht, wie sie ihren Alltag ohne die Rahner Holzverarbeitung GmbH meistern wollen, machen sie sich keine Gedanken. Hobbys haben beide genug, und: „Wie‘s kommt, so kommt’s“.

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