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Anne Scheible hat in Gernsbach viele Spuren hinterlassen

Katz’scher Garten, Herz-Kreislauf-Zentrum, Wohnmobilstellplatz und Heiraten im Alten Rathaus: Die im November mit 89 Jahren verstorbene Gernsbacherin hat viele ihrer Ideen beharrlich verfolgt und umgesetzt.

Der Katz’sche Garten ist für die Hobbygärtnerin Anne Scheible viele Jahrzehnte ihres Lebens eine Herzensangelegenheit gewesen.
Der Katz'sche Garten ist für die Hobbygärtnerin Anne Scheible viele Jahrzehnte ihres Lebens eine Herzensangelegenheit gewesen. Foto: Jürgen Illig (Archiv)

Anne Scheible kannte kein „Vielleicht“. Obendrein war das Wort Ehrenamt für sie nicht nur eine leere Worthülse. Fühlte sie sich einer Idee verpflichtet, dann ließ sie auch Taten folgen. In Gernsbach hat sie mehr Spuren hinterlassen als so mancher Bürgermeister. Sie war Trägerin der silbernen Verdienstmedaille der Stadt. Am 15. November verstarb die rührige Gernsbacherin nach langer schwerer Krankheit zu Hause, die letzten drei Monate ihres Lebens von ihrem Sohn Werner gepflegt.

Anne Scheible wurde am 13. Dezember 1934 geboren. Ihre Eltern waren Gastwirte und Inhaber des damaligen Gasthauses mit Metzgerei Wallraff am oberen Ende der Waldbachstraße. Krieg und Mangel prägten ihre Kindheit.

Schwere Zeiten als Kind nach dem Krieg

Nach Ende des Zweiten Weltkriegs trennten sich die Eltern. Die Mutter übernahm das Gasthaus „Engel“ am Stadtbuckel. Für die elfjährige Anne hieß das zunächst, mit anzupacken und sie tatkräftig zu unterstützen. Momente des Glücks waren für die Jugendliche das gemeinsame Singen mit ihrer Schwester Trudi.

Die junge Frau startete in ihr Berufsleben mit einer Ausbildung zur Kauffrau in einem Kaffeehandelshaus in Baden-Baden. Anfang der 1960er Jahre trat sie eine Stelle im Fremdenverkehrsamt in ihrer Heimatstadt an. Die berufliche Umorientierung erfolgte mit dem Wechsel zur Sparkasse Gernsbach. Ihrem Arbeitsplatz sollte sie bis zum Eintritt in den Ruhestand treu bleiben.

Die Ehe mit Wilfried Scheible wurde 1956 geschlossen. Ein Jahr später kam Sohn Werner zur Welt. Die eigenen vier Wände konnte die kleine Familie 1967 beziehen.

Patienten die Schönheit der Stadt nähergebracht

Die Familie war für Anne Scheible immer ein zentraler Anker ihres Lebens. Wilfried Scheible starb 2001. Mit dem Tod ihres Mannes verlagerte sich ihr Wirken nach außen. Mit Tatkraft packte sie an. Sie zeigte nicht nur Einsatz in Vereinen. Gemeinsam mit Annerose Härtner kümmerte sie sich unter anderem um die Geschicke des Reitvereins St. Georg.

Ebenfalls zu ihrem Anliegen machte die Pensionärin die Patientinnen und Patienten, die sich zur Rehabilitation im Herz-Kreislauf-Zentrum aufhielten. Engagiert brachte Scheible den Menschen in der Reha-Klinik die Schönheiten der Stadt näher. An zwei Tagen in der Woche zeigte sie Präsenz, verkaufte Uhren und Accessoires örtlicher Geschäftsleute, ausgestellt in einer Vitrine aus Glas, ohne dafür von diesen einen Cent zu fordern.

Trinkgeld wurde reinvestiert

Die Menschen auf dem Weg der Besserung fanden in der Gernsbacherin eine zugewandte Ansprechpartnerin, die für sie auch Besorgungen machte. Das Trinkgeld wurde gesammelt und reinvestiert. Das Geld fand unter anderem Verwendung für die Besucherbänke entlang der Wege auf der Weinau.

Anne Scheible war auch die Person, die das Potenzial des historischen Saales im Alten Rathaus erkannte und darin erste Trauungen organisierte.

Jahrzehntelange Arbeit im botanischen Kleinod

Eines der wichtigsten Projekte war für sie die Restaurierung des Katz’schen Gartens. Dieser bot noch bis in die 1990er Jahre hinein einen traurigen Anblick. Die Bepflanzung bestand ausschließlich aus Fleißigen Lieschen.

Zusammen mit Jürgen Illig rief Scheible den Arbeitskreis Katz’scher Garten ins Leben, um die Grünanlage zu retten. In jahrzehntelanger Arbeit ist daraus ein botanisches Kleinod geworden, dem die historischen Skulpturen sein charakteristisches Aussehen und Empfängen den richtigen Rahmen geben.

Jürgen Illig, die treibende gärtnerische Kraft, ist heute noch begeistert vom ehrenamtlichen Engagement Scheibles. Mehr als 50.000 Euro habe die engagierte Gernsbacherin an Spenden für die Restaurierung des Gartens eingesammelt, erzählt Illig voller Bewunderung. Als begeisterte Hobbygärtnerin legte sie ebenfalls selbst Hand mit an. Sie gründete zudem eine Stiftung.

Mehr Komfort für Wohnmobilisten

Ein weiteres Vorhaben, für das sie sich beharrlich einsetzte, war die Sanierung und Modernisierung der öffentlichen Toilettenanlage unter dem Eiscafé Rizzardini, die auch auf ihr Drängen hin schließlich von der Stadtverwaltung realisiert wurde.

Dass Anne Scheible das touristische Potenzial von Wohnmobilisten erkennen sollte, wunderte niemanden. Zielstrebig verfolgte sie das Vorhaben, den bei den Campern beliebten Stellplatz an der Murginsel mit den notwendigen Versorgungseinrichtungen auszustatten.

Die von der Verstorbenen mit über 120 Sorten angelegte Sammlung von Canna-Pflanzen in Gernsbach war zu dieser Zeit deutschlandweit eine der größten.

Die 2014 gestellte Krebsdiagnose bedeutete für Anne Scheible einen herben Einschnitt. Sie zog sich aus der Öffentlichkeit zurück. Zunächst schien der Krebs überwunden. Doch 2021 kehrte er zurück.

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