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Gelungene Premiere

Gernsbacher Altstadt wird zum Kunstatelier

Lockere Atmosphäre wie in einem südfranzösischen Künstlerort herrschte beim ersten Pop-UP Atelier in Gernsbach

Künstler Arturo Laime in der Gernsbacher Altstadt
Viel Natur findet sich auf den Bildern von Arturo Laime, der sich auch am Amazonas inspirieren ließ. Foto: Andreas Bühler

Vor historischen Gebäuden standen die kleinen Stände malerisch auf dem Kopfsteinpflaster und die dreizehn regionalen Kunstschaffenden freuten sich über den direkten Dialog mit den flanierenden Besuchern des ersten Kunstevents dieser Art mit dem Titel Pop-UP Atelier.

„Es gibt hier in der Altstadt mittlerweile viele Ateliers und wir pflegen ein schönes Miteinander. Es kommen immer mehr dazu. Und da habe ich die Gelegenheit beim Schopfe gepackt und das Pop-UP Atelier auf die Beine gestellt“, freut sich Annegret Kalvelage, greift zum Schnitzbeitel und arbeitet vor ihrem kleinen Atelier an einer Holzskulptur weiter.

Traum ist eine lebhafte Künstler-Community

Eigentlich ist die Künstlerin ausgebildete Steinbildhauerin und arbeitet auch im öffentlichen Raum. Ihr eigentliches Atelier ist ein Weisenbach. „Hier im Murgtal mit dem vielen Wald kommt man nicht mehr um das Thema Holz herum“, lacht sie.

Die kleinen Figuren sind aus Lindenholz, gerne arbeitet die gebürtige Dortmunderin auch mit Eiche dadurch sind die Skulpturen sehr robust. „Ich bekomme auch Holz geschenkt. Neulich war es eine Atlas-Ceder, die leider gefällt werden musste. Jetzt lebt sie in meinen Skulpturen weiter“, geht sie auf die vielen kleinen Figuren ein, die immer mit einer kleinen Botschaft verbunden sind.

Jüngst haben sich zwei neue Künstlerinnen in der Altstadt ein gemeinsames Atelier geschaffen. „Mein Traum ist, dass sich hier eine lebhafte Künstler-Community etabliert“, schwärmt Annegret Kalvelage. Ganz viel Unterstützung habe es auch von Nicoletta Arandt von der Wirtschaftsförderung der Stadt Gernsbach gegeben.

Nebenan erklärt der peruianische Künstler Arturo Laime seine farbenfrohen Werke in Mischtechnik. Das erste Mal war er zur Jubiläumsfeier 800 Jahre Gernsbach in der Altstadt. „Ich habe mich sofort in diesen Ort verliebt und ich konnte nicht anders als 2019 sofort in diese schöne alte Stadt zu ziehen und hier zu arbeiten“, erklärt Laime, der hauptberuflich als Künstler arbeitet und zuvor rund zehn Jahre im Frankfurter Kunstverein in der Eulengasse ausgestellt hat.

Künstler Arturo Laime aus Peru in der Gernsbacher Altstadt
Im intensiven Gespräch erläutert der peruanische Künstler Arturo Laime seine farbenfrohen Motive. Foto: Andreas Bühlr

Auf ihre Weise einzigartig ist die Familie Munteanu: Vater Pavel, Mutter Valentina und Tochter Ana haben sich alle drei dem künstlerischen Schaffen verschrieben. Vor rund vier Jahren sind sie aus Moldavien ins Murgtal gekommen und sie leben nach dem Motto „Jeder von uns hat Talente, aber nicht alle haben ihre Talente schon entdeckt.“

Familie Munteanu aus Gernsbach-Hilpertsau
Die Familie Munteanu hat sich der Kunst verschrieben und zeigte eine ganze Palette eigener Werke. Foto: Andreas Bühler

Valentina Munteanu widmet sich gerne Motiven wie Blumen und spezifische Landschaften und Städte, auch in Frankreich und Italien, sowie auch besondere Häuser in der Region. Pavel Munteanu erweist eher als Expressionist, der teilweise sehr reduziert auf eine klare Aussage seines Werkes hinarbeitet. Ein großer Hirsch, der „King des Schwarzwaldes“, passt gut in den aktuellen Black-Forest-Trend. Tochter Ana ist von Haus aus Graphikerin und sie zeigt auf der anderen Seite gerne die Leichtigkeit in ihren Aquarellen.

Vor allem mit Erde und Ton sowie Gesteinsmehl, das sie hin und wieder auch von einem Urlaubstrip mit nach Hause bringt, arbeitet Renate Manlger aus Ottenau, die nach eigenen Angaben schon seit rund zwei Jahrzehnte selbstständige Kunstschaffende ist.

„Die natürlichen Materialien haben eine ganz individuelle Ausstrahlung, nicht nur durch ihre intensive Farbe, sondern auch durch ihre spezifische Stofflichkeit, die bei Erde eben eine ganz andere ist als etwa bei einem ganz feinen Marmormehl“, setzt Renate Mangler auseinander.

Sie entwickelt ihre Motive aus einer Ursprungsidee heraus, lässt aber dann bei der Entstehung viel Raum für eine dynamische Entwicklung. „Und dann ist es auf einmal fertig“, beschreibt sie den Prozess. „Ich finde die Idee des Pop-UP Atelier absolut Klasse, das hier in der Gernsbacher Altstadt hat wirklich sehr viel Potenzial.“

Weitere Ateliers entstehen

Dass Kunst punktuell etwas sehr Filigranes ist, zeigte sich bei einer plötzlichen Windboe, die ganz kurz durch die Altstadt fegte und die Stände mit den zahlreichen Kunstwerken aufstöberte. Dabei blieb hier und da auch ein Glasrahmen in Scherben auf dem Kopfsteinpflaster zurück. Das trübte aber nicht die fröhliche Stimmung bei dem Happening.

Mit dabei waren auch Susanne Kasten aus Gaggenau und Kerstin Farken aus Loffenau, beides Diplom-Absolventinnen der Europäischen Kunstakademie Trier. „Wir haben uns gerade hier in der Altstadt ein gemeinsames Atelier eingerichtet“, berichtet Kerstin Farken, deren Werke in Acryl spontan als ein Zusammenspiel von Stimmungen und Material entstehen. „Für mich ist das Thema Mensch, teilweise auch auf großen Litfaßsäulen dargestellt, ein großes Thema. Der Leitgedanke orientiert sich dabei sprichwörtlich am prallen Leben.“

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