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Nach 27 Jahren

Gernsbacher Ensemble Los Dilettantos verabschiedet sich von Bühne

98 Auftritte konnte die Gesangstruppe in 27 Jahren absolvieren. Wie das letzte Konzert ablief und wie viel Geld für wohltätige Zwecke von den Sängern gesammelt werden konnte.

Ensemble der Los Dilettantos singt beim Abschiedskonzert in der Aula eines Gymnasiums.
Das Ensemble der Los Dilettantos bei seinem Abschiedskonzert in der Aula des Gernsbacher Albert-Schweitzer-Gymnasiums. Foto: Dagmar Uebel

Ein kultureller Glücksfall, dass die Musikszene durch immer neue Songs bereichert wird. Das wissen auch die Los Dilettantos. Und doch gibt es Titel, die trotz des Staubs der Jahre seit der Veröffentlichung nichts von ihrem einstigen Reiz verloren zu haben scheinen. Da sind sich die Sänger und die Besucher des Abschiedskonzerts in der Aula des Gernsbacher Albert Schweitzer-Gymnasiums wohl einig.

Die sieben Ensemblemitglieder, mitten im Leben stehend, wurden am Sonntagabend mit viel Applaus vom Publikum voller Erwartung begrüßt, und nach einer reichlichen Stunde Programm mit ebensolchem in den Ruhestand verabschiedet. Nach einem Heinz Erhard zum Schluss und der Zugabe durch Peter Kreuders „Sag beim Abschied leise Servus“ war eine Atmosphäre zu vernehmen, die ganz im Zeichen des im letzten Lied des Abends besungenen Abschiedes stand.

Songs aus mehreren Jahrzehnten in Gernsbach

Nein, die Mitglieder der Los Dilettantos sind nicht rückwärtsgewandt. Gott sei Dank. Sie haben in ihrem Programm am Sonntagabend und ihren bisherigen 97 Auftritten nie einen Zweifel daran gelassen, dass es sich jedoch lohnt, so manche musikalischen und auch lyrischen Erinnerungen vor dem Vergessen zu bewahren. Überhaupt: Wahrscheinlich hätten die Sänger niemals gedacht, dass der Titel der Comedian Harmonists „Lass mich dein Badewasser schlürfen“, „Der Mond ist aufgegangen“ von Matthias Claudius, der 90er-Hit der Prinzen „Alles nur geklaut“, Milton Agers „Wochenend und Sonnenschein“, und Georg Kreislers „Sie ist ein herrliches Weib“ noch zig Jahre nach ihrem Erscheinen für so viel Begeisterung beim Publikum sorgen könnten.

Die Los Dilettantos setzten nie auf Aktualität und kämpferische Lieder, sondern allein auf Poesie und Lyrik. Und diese kamen am Sonntagabend auch nicht zu kurz. Während Holger Becker, Fritz Walter, Eckhard Kleinbub, Dieter Knittel und Jonas Großmann in Stefan Beil am Klavier einen kongenialen Partner fanden, war es vor allem Timo Treiber, der neben seinem sängerischen Part für den lyrischen Teil des kurzweiligen Konzerts sorgte. Mit „Tausend Arten Tschüss zu sagen“, einem Fund aus dem Internet, Goethes „Willkommen und Abschied“, Loriots „Feierabend“, Martin Luthers „Ein Aphorismus“ und Heinz Erhards „Das Virus“ zitierte er einige Klassiker, die immer noch in unsere Zeit passen. Sofern man sich auf die Lieder einlässt.

Ein Thema, um das es in den Liedern häufig ging, war die Beziehung zwischen Frau und Mann. Mit ihren Beiträgen stimmten die Los Dilettantos ein Hohelied auf Freundschaften und eine Ode an das Leben an. Ihre Darbietungen gaben sie mit einem Augenzwinkern und ganz ohne Häme zum Besten.

2024 soll trotz der immer noch spürbaren Energie der Ensemble-Mitglieder nach dem 98. Konzert Schluss sein. Nach einer flapsigen Interpretation von „Wenn’s am schönsten ist …“ folgte eine Erklärung von Timo Treiber: „Nach dem Ausscheiden einiger ehemaliger Mitglieder und veränderten Lebensumständen Verbliebener stand für uns der Entschluss fest“.

Zugleich gewährte er einen Rückblick. Die Coverband entstand 1997 anlässlich der Verabschiedung des damaligen Schulleiters des ASG Klaus Imbach. Bald folgten Konzerte im Alten Rathaus und in der Stadthalle. Bei privaten Feiern war die Coverband auch ein Teil des Seniorentreffs.

Mehr als 17.000 Euro für den guten Zweck

Neben dem Spaß am gemeinsamen Singen verfolgten ihre Konzerte auch soziale Zwecke des Gernsbacher Gymnasiums. In den vergangenen 27 Jahren haben die Los Dilettantos durch ihre Auftritte und auch Spenden mehr als 17.000 Euro sammeln können.

In der Einschätzung „bis zum 100. Konzert hätten sie ruhig noch machen können“ waren sich alle befragten Zuschauer einig. Und so mancher von ihnen hätte sich auch gerne selbst in die Gernsbacher Los Dilettantos eingereiht, um sie am Leben zu erhalten. Nach dem Finale durfte freilich das Bad in der Menge nicht fehlen. Dabei hatten Ensemble und Publikum die Gelegenheit, miteinander zu interagieren. Es wurde gedankt, bedauert, gratuliert und sich rege miteinander ausgetauscht.

Aber wer sagt eigentlich, dass am 14. April 2024 ein kleines Kapitel Gernsbacher Kulturgeschichte unwiderruflich geschlossen wird Wer weiß? Gibt es doch einige Künstlerinnen und Künstler, die einen Rücktritt vom Rücktritt verkündeten, da sie der Spaß an der Musik und ein glückliches Publikum nicht losließen.

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