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Umfrage

Was die Gernsbacher über Windkraft denken

Dass sich Windräder bald auch im Murgtal drehen, scheint nahezu sicher. Beim „Infomarkt Windenergie“ war eine positive Stimmung bei den Gernsbachern zu spüren. Doch ist das wirklich so?

Schwere Maschinen ziehen einen Anhänger durch den Wald, auf dem ein Rotorblatt für die Windkraftanlage auf der Hornisgrinde befestigt ist. Das Bild entstand 2015.
Nicht nur das Genehmigungsverfahren, auch der Aufbau von Windkraftanlagen ist extrem aufwendig. Das Bild entstand 2015 beim Bau der Anlage auf der Hornisgrinde. Foto: Michaela Gabriel

Dass sich Windräder bald auch rund um Gernsbach drehen, ist nun nahezu sicher. Beim Infomarkt Windenergie wurde eine positive Stimmung gegenüber der Windenergie bei den Gernsbachern erkennbar. Doch ist das wirklich so? Wir fragen nach.

Noch einmal zusammengefasst: Erst kürzlich unterzeichnete die Stadt Gernsbach einen Vertrag mit dem Windkraftunternehmen Vattenfall Europe Windkraft GmbH.

Der Energiekonzern kann nun auf Gemarkung der Stadt Gernsbach Windkraftanlagen errichten. In fünf Jahren könnten die ersten Rotoren laufen und der Bau von bis zu 13 Windkraftanlagen realisiert werden. Auch soll es Bürgerbeteiligungsprojekte am Windkraftprojekt geben.

Stadt Gernsbach hofft auf Pachtzahlungen

Die Vattenfall Europe Windkraft GmbH erhielt den Zuschlag für eine Fläche in Obertsrot sowie für zwei Flächen auf Gemarkung des Ortsteils Reichental. Diese will die Stadt Gernsbach nun langfristig an Vattenfall verpachten. Durch die Verpachtung erhofft sich die Stadt Pachtzahlungen, die dem angeschlagenen Haushalt weiterhelfen könnten.

Die vertraglich zugesagte Betriebslaufzeit der Windräder beträgt 30 Jahre. Gernsbach hätte also drei Jahrzehnte lang eine sichere Einnahmequelle.

Verene Westermann
Verene Westermann Foto: Lina Schmidt

Zwar befürworten viele Gernsbacher die Windkraftpläne der Stadt, einige äußern aber auch Skepsis. „Der Nutzen der Windräder ist doch viel größer als die Verschandelung“, meint Verene Westermann, die gerade in der Innenstadt Einkäufe erledigt.

Die Gernsbacherin hat die Debatte um Windkraft in der Region intensiv verfolgt. „Es gibt doch so viele andere Verschandelungen in der Region, die viel schlimmer sind.“

Zudem seien die Windräder „gar nicht hässlich“ und mittlerweile etablierter Bestandteil vieler Landschaften in Deutschland. Sie sei selbst bereits in der Nähe von Windrädern spazieren gegangen. „Die sind gar nicht so laut wie manche Leute sagen.“ 

Das finden wir schon in Ordnung und sind dafür.
Urte und Goy Gradt
Ehepaar

Auch Urte und Goy Gradt stehen der Windkraft in Gernsbach positiv gegenüber. „Das finden wir schon in Ordnung und sind dafür“, sagen sie. Das Ehepaar hält Windkraft grundsätzlich für eine gute Sache und könnte sich auch noch weitere Windräder in der Region vorstellen.

Nichtsdestotrotz sind sie der Meinung, dass in Sachen Klima- und Umweltschutz noch mehr getan werden könne. „Viele Menschen entsorgen ihren Müll unachtsam und alles liegt gerade so rum.“

„Ich finde es grausig. Für die Vögel, für die Natur und die Ästhetik“, sagt dagegen eine Frau, die lieber anonym bleiben will. Den Windrädern kann sie daher wenig abgewinnen. In puncto Klimaschutz solle jeder erstmal bei sich selbst anfangen, betont sie. „Richtiger Klimaschutz würde für mich bedeuten, dass wir alle mehr darauf achten, was wir essen, konsumieren oder an Kleidung tragen“.

Theresia Eisenbarth
Theresia Eisenbarth Foto: Lina Schmidt

Auch Theresia Eisenbarth ist eher skeptisch. Gerade mit Blick auf die Natur hält sie das neue Windkraftprojekt für „sehr fraglich“. „Ich finde es nicht gut, wenn in bestehende Ökosysteme eingegriffen wird“, sagt sie. Man dürfe den Naturschutz nicht außer Acht lassen. „Vögel können sich beispielsweise in den Rotorblättern verfangen“, meint Eisenbarth. 

Ich finde es nicht gut, wenn in bestehende Ökosysteme eingegriffen wird.
Theresia Eisenbarth
Gernsbacherin

Ein anderes Ehepaar, das seinen Namen nicht nennen will, sagt: „Die Windräder verbrauchen so viel Material und stören die Tiere.“ Die beiden hätten es eher befürwortet, Atomkraftwerke in Deutschland länger laufen zu lassen. „Die sind doch eh schon da.“

Günther Dieterle
Günther Dieterle Foto: Lina Schmidt

Günther Dieterle ist da anderer Meinung. Er befürwortet Windkraft schon „seit vielen Jahren“. „Nach dreißig Jahren werden die meisten ja eh wieder demontiert und dann kann man entscheiden, ob die Windräder dauerhaft bleiben sollen oder nicht“, sagt er. Zudem sei es notwendig, „saubere Energie zu erzeugen“.

Simon Kostelecky kommt zwar aus Karlsruhe, Windkraftprojekte im Schwarzwald befürwortet er aber trotzdem. „Wir brauchen Windkraft ganz dringend und auch die Kommunen können durch die Pachtgebühren profitieren. Ich kann das nur unterstützen“, sagt er.

Kevin Gebhardt
Kevin Gebhardt Foto: Lina Schmidt

Auch Kevin Gebhardt spricht sich für das neue Projekt aus. „Man muss etwas machen, rein mit Solarenergie geht es nicht“, sagt er.

Natürlich sei Biodiversität ein zu beachtender Aspekt, „aber wenn wir die Energiewende nicht schaffen, profitiert niemand davon“. Mit Blick auf eine Veränderung des Landschaftsbildes sagt Gebhardt: „Überall stehen doch auch große Strommasten, das sieht heute auch niemand mehr.“

„Alle wollen E-Autos und E-Räder nutzen, aber irgendwo muss ja die Energie herkommen“, findet eine andere Frau, die das Windkraftprojekt ebenfalls begrüßt.

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