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Kein Mehl, keine Hefe, kein Backpulver

Loffenauerin backt WM-Kekse: Das ist das Rezept

Die 88-jährige Loffenauerin Sonja Häfele backt wieder ihre weithin bekannten WM-Kekse. Sie macht das seit 2006 und verschenkt sie auch in diesem Jahr.

Wäre Hansi Flick mit seiner Elf so erfolgreich wie Sonja Häfele am Herd mit ihren WM-Keksen, gäbe es kaum Zweifel am Titel für die deutsche Mannschaft.  Foto: Hartmut Metz
Wäre Hansi Flick mit seiner Elf so erfolgreich wie Sonja Häfele am Herd mit ihren WM-Keksen, gäbe es kaum Zweifel am Titel für die deutsche Mannschaft. Foto: Hartmut Metz Foto: Hartmut Metz

Leicht abgewandelt gelten alte Fußball-Weisheiten auch für Sonja Häfele: „Ein Backen dauert 80 Minuten.“ Und vor allem: „Der nächste WM-Keks ist der schwerste!“ Das erfuhr Sonja Häfele gleich zu Beginn ihres größten Erfolgs: „Bis ich die optimale Backzeit raus hatte – Jesses im Himmel!“ Das dauerte am Anfang. Inzwischen gelten die WM-Kekse des Loffenauer Originals als titelreif!

Das bekam die fidele 88-Jährige sogar von ganz oben bestätigt. Der evangelische Pfarrer Florian Lampadius nahm die in Loffenau bereits berühmten WM-Kekse Anfang September mit zur elften Vollversammlung des Ökumenischen Rats der Kirchen in Karlsruhe.

Jeder der mehr als 4.000 Christen aus aller Welt, der einen Keks abbekam, war begeistert und begehrte ihr Rezept. „Die ganze Welt isst jetzt deine Kekse“, verkündete der Gottesmann per Telefon von der Vollversammlung aus Karlsruhe, so dass Häfele jetzt frohlockt: „Pfarrer Lampadius trug die Kekse hinaus in die Welt!“ Zur Beliebtheit der WM-Kekse trug sicher auch die anstehende Fußball-WM in Katar bei.

Ich wollte etwas Gesundes für die ganze Familie machen.
Sonja Häfele, 88-Jährige aus Loffenau

Seit dem „WM-Sommermärchen“ 2006 in Deutschland geht die ehemalige Schlempenkönigin von Hörden (1977) bei Weltmeisterschaften backtechnisch besonders steil. „Ich wollte etwas Gesundes für die ganze Familie machen“, erinnert sich die damals 72-Jährige an ihre erste Berufung.

„Kein Fett, kein Mehl, keine Hefe und kein Backpulver“ sei in ihren Keksen. „Das ist schon ein gutes Leckerli“, bestätigt Edeltraud Mahler. Das Lob kommt aus berufenem Munde, betrieb sie doch mit ihrem verstorbenen Ehemann in die Loffenau die Bäckerei Mahler.

Die flotte 88-Jährige hat viel aus ihrem Leben zu erzählen. Die zweifache Mutter sorgte als Fasnachterin in Hörden nicht nur als Schlempenkönigin für Unterhaltung. „Freunde sagen: ,Du hättest Schauspielerin werden können, dagegen ist Inge Meysel nichts˚“, formuliert Häfele – nur ein bisschen derber. Früher hieß sie Mumm.

„Mumm mit Mumm, jetzt wird gehäfelt“, scherzt die fidele Loffenauerin. Bei einem Radiosender gewann sie ein Auto und bei einer TV-Sendung einen Batzen Geld. Zudem gründete sie mit ihrem Gatten den Campingplatz in Herrenwies. Selbst in ihrem siebten Lebensjahrzehnt bot sie noch Gymnastikkurse in Ottenau, Sulzbach, Hörden und im Baden-Badener Hahnhof an.

Backen zählt zu den größten Hobbys der Loffenauerin

Backen zählte all die Jahre zudem zu ihren Hobbys. „Ich backe, solange ich denken kann“, unterstreicht Häfele. „Schnitzbrot mache ich jedes Jahr in vierstelliger Zahl“, ergänzt sie und backt im Akkord von September bis Weihnachten.

Die agile Witwe bezeichnet dieses Steckenpferd als „meine Rettung, nachdem mein Mann gestorben war. Durchs Backen habe ich einen Grund, mich morgens aus den Federn zu quälen, weil ich denke: Der und der hat Geburtstag oder die und die feiern Silberne Hochzeit, da muss ich was machen“. Ihr Gebäck verschenkt sie durchweg, betont Häfele.

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Nur Zutaten lässt sie sich inzwischen schenken: „Sonnenblumenkerne, Mandeln und Kokosflocken nehme ich an – die könnte ich mir heute gar nicht mehr leisten.“

Daher achtet sie inzwischen auch penibel auf die richtige Backzeit: „Manchmal hatte ich vergessen, den Wecker zu stellen – und ratzefatze flogen sie rabenschwarz in den Mülleimer“, erinnert sich die Gesundheitsfanatikerin, die auf Bioprodukte setzt, an diverse Fehlschläge.

Kurz vor Weihnachten ist Kekse-Zeit

Wenigstens ein Vorteil ergibt sich durch die ungewöhnliche Terminierung der WM im Winter: Es ist Kekse-Zeit kurz vor Weihnachten. Wobei die von Sonja Häfele diese bei den Fans nicht benötigt.

Ihr werden die WM-Kekse jederzeit aus den Händen gerissen – schließlich sind die Kekse des 88-jährigen Routiniers fraglos titelreif. Womit sich Häfele im Gegensatz zu den Mannen von Hans-Dieter Flick sieht.

Was traut sie den deutschen Kickern um Manuel Neuer und Thomas Müller zu? „Ich glaube nicht, dass wir Weltmeister in Katar werden“, prognostiziert der Fan des 1. FC Kaiserslautern und des Karlsruher SC, „aber ich tippe Platz drei und drücke dafür die ,Däumle’, dass die Mannschaft das schafft.“ Vielleicht hätte der DFB als Prämie für den WM-Pokal noch zusätzlich je Spieler ein Säckchen WM-Kekse aussetzen sollen.

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