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Nach dem Aufruf der Redaktion Gaggenau

„Völlig unnötig”: Mehrzahl der BNN-Leser sieht Oberleitungsprojekt „eWayBW” kritisch

Der Bau der notwendigen Infrastruktur entlang der B462 in Höhe Kuppenheim hat begonnen, die „Ablehnungsfront” ist unverändert stark. Nach einem Aufruf der BNN-Redaktion Gaggenau haben sich viele Leser zu Wort gemeldet, aber nur einer befürwortet das Pilotprojekt mit Oberleitungs-Lkw.

Pilotprojekt eWayBW auf der B462 Murgtal vorbereitende Arbeiten mit Oberleitungsmasten im Juli 2020
Viele Oberleitungsmasten entlang der B462 in Höhe Kuppenheim sind bereits gesetzt worden, die Arbeiten sind im Zeitplan. Das Pilotprojekt, das im Frühjahr 2021 starten soll, bleibt aber umstritten, wie eine Leserumfrage der BNN-Redaktion Gaggenau zeigt. Foto: Hans-Peter Hegmann

Aktuell werden in Höhe Kuppenheim an der B462 die Oberleitungen für das Pilotprojekt „eWayBW“ errichtet. „Völlig unnötig“, meint die große Mehrzahl unter denjenigen Lesern, die dem Aufruf der BNN-Redaktion Gaggenau gefolgt sind, und ihre Meinung zum mehrjährigen Test mit Oberleitungs-Lkw auf der Strecke zwischen Kuppenheim und Gernsbach äußern. Das Ergebnis ist eindeutig: Mit einer Ausnahme lehnen die Leser, die sich äußern wollen, „eWayBW“ ab.

„Eine pure Geldverschwendung. Der weltgrößte Lkw-Bauer (gemeint ist Daimler, Anmerkung der Redaktion) sieht keine Zukunft für dieses Projekt. Also unterstützen wir lieber Scania“, schreibt Arno Geiger. Emanuel Asal meint: „Im Murgtal völlig unnötig, da auch die Bahn parallel verläuft und auf so einer stark befahrenen Straße so was zu bauen, ist nicht nachvollziehbar. Auf der Autobahn wäre das bestimmt besser aufgehoben.“

Ganz anders wertet Jörg Vogt aus Kuppenheim-Oberndorf, quasi ein „Anlieger“ der Oberleitungsstrecke, den Pilotversuch: „Ich befürworte das Projekt eWayBW auf der ganzen Linie. Die befürchteten Staus sind bisher ausgeblieben; alles nur Stimmungsmache. Es gibt keinerlei Einschränkungen.

Weniger Lärm- und Abgase (30 Meter von der Quelle entfernt wohnend) sowie Erreichung der Klimaziele sind die Zauberwörter. Die Ablehnungen mancher Politiker oder auch inzwischen Bürger sind mir unverständlich und gegen Klima- und Gesundheitsschutz gewandt. Gute Fahrt eWayBW 2021.“

Ansonsten wird das Pilotprojekt abgelehnt. Achim Hirschberger schreibt: „Eine 100 Jahre alte Technik als Neuerung zu verkaufen, ist ein Hohn an alle intelligenten Menschen im Murgtal. Was da gebaut wird, braucht kein Mensch. Die Dinger fahren mit Strom, wo keiner wohnt. Und dort, wo Menschen leben, mit Diesel.“

Ein Denkmal für den Minister?

Walter Müller schreibt der Redaktion: „Alle Eways stehen aus gutem Grund beim Bund der Steuerzahler im Schwarzbuch für Steuerverschwendung… Es wurden immer noch nicht alle Fragen, die bei der Online-Veranstaltung mit Minister Hermann gestellt wurden, wie versprochen beantwortet.

Beim Genehmigungsverfahren wurde so getrickst, damit kein Planfeststellungsverfahren nötig ist. Der eWay ist eine Landschaftsverschandelung ohnegleichen. Macht sich richtig gut am Tor zum Nationalpark. Ich fahre täglich die Strecke: Staus gab es bisher zum Glück keine. Obwohl es natürlich länger dauert. Das ganze Projekt ist ein Denkmal für den Minister Hermann und den Herrn Hentschel.“

Deutliche Worte findet auch Walter Vogt aus Rastatt: „Das eWayBW-Projekt ist überflüssig und unsinnig. Erstens gibt es bereits zwei Teststrecken und zweitens glaubt irgendjemand ernsthaft, dass unsere Autobahnen und Bundesstraßen mit Oberleitungen aufgerüstet werden könnten? Hier werden Steuergelder in Höhe von 20 Millionen Euro verbrannt, statt sinnvolle Brennstoffzellen-Projekte voranzutreiben, weil da die realistische technische Zukunft der Lkw liegt.“

Georg Hertweck sieht keinerlei Grundlage für den auf der Homepage von „eWayBW“ angekündigten Vergleich der Oberleitungs-Lkw mit der parallel verlaufenden Murgtalbahn: „Dabei handelt es sich in meinen Augen um eine glatte Lüge, denn die parallel verlaufende – und im Übrigen bereits elektrifizierte – Bahnlinie ist nicht in der Lage, vergleichbare Ergebnisse zu liefern. Es fehlt schlicht und einfach an der nötigen Infrastruktur für einen Schienengüterverkehr zwischen Obertsrot und Kuppenheim.

Während die Papierfabriken im Murgtal in den letzten Jahren alle ihre Anschlussgleise gekappt haben, verfügt das Logistikzentrum in Kuppenheim noch nicht einmal über einen Schienenanschluss. Wie soll es möglich sein, unter diesen Voraussetzungen überhaupt beide Systeme miteinander zu vergleichen? Es würde mich sehr wundern, wenn während der Projektlaufzeit von eWay BW auch nur ein einziger mit Papier beladener Güterzug über die Murgtalbahn von Obertsrot nach Kuppenheim rollen würde.“

„Ein vollkommen unnötiges Unterfangen“, schreiben Uwe und Elke Ritter aus Kuppenheim, „da die in der Begründung angegebenen Kurven und Steigungen auf der Teststrecke nicht zu finden sind und somit auch keine neuen Erkenntnisse erwachsen werden… Uns die Verhässlichung der Landschaft ohne Rückbaugarantie als ‚grünes Projekt‘ anzupreisen – grotesker nicht zu denken!“

Keine Möglichkeit der Umfahrung

„eWay oder die Herren von Schilda“, hat Robert Siegl seinen Beitrag überschrieben. Er meint ironisch: „Es zeugt doch von Weitblick, wenn man in einer solch sensiblen Region, die schon seit Jahren von Stenosen (Verengung, Engstelle, Anmerkung der Redaktion) geprägt ist, noch zusätzliche Hindernisse einbaut.

Wir haben im mittleren bis hinteren Murgtal bei plötzlich auftretenden Hindernissen keine Möglichkeit der Umfahrung. Nach Unfällen mit Sperrung der B462 bleiben oft nur weite Umwege.“ Man möge sich nur anschauen, was passiert, wenn der Gernsbacher Tunnel stundenlang in der Hauptberufszeit gesperrt ist, so Robert Siegl in seiner Zuschrift.

K. Radowski fasst seine Meinung so zusammen: „Geld verbrannt, Umwelt belastet, massiver Eingriff ins Erdreich für einen Test, der drei Jahre geht ... Verkehrsbehinderungen auf dieser Strecke, wieder einmal, für nix und wieder nix. Der Unmut der Anwohner ist durchaus begründet.“



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