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Frühlingshafte 15,1 Grad

Wetter im Dezember: Viel Regen im Murgtal und an Silvester erneut die „Temperaturrakete“

Schier endloser Regen, milde Temperaturen: Der Dezember 2023 setzte fort, was in den Vormonaten das Wetter im Murgtal bestimmte. Für die Wälder sind die Niederschläge positiv, Forstexperte Harald Zimmermann warnt Waldbesucher und „Holzmacher“.

Eine große Menge Buchenholz-Schlagraum liegt gesägt und lose gestapelt im Wald.
Buchenholz aus dem Stadtwald von Gaggenau ist beliebt bei den privaten „Holzmachern“. Zurzeit ist aber wegen der Gefahrenlage erhöhte Vorsicht angesagt. Foto: Thomas Senger/Archiv

Ein sehr milder und ein in der Summe sehr regenreicher Dezember. So lässt sich der letzte Monat des Jahres im Murgtal zusammenfassen.

Deutschlandweit bilanzierte der Deutsche Wetterdienst den achtwärmsten Dezember seit Beginn der Aufzeichnungen im Jahr 1881. Die Durchschnittstemperatur an der Wetterstation von Dieter Kraft in Ottenau lag bei 7,0 Grad Celsius und war damit ebenfalls deutlich zu hoch.

Das Murgtal-Wetter im Dezember 2023
Das Murgtal-Wetter im Dezember 2023. Foto: BNN-Infografik

Der Niederschlag summierte sich auf 137 Liter pro Quadratmeter. Sie fielen an insgesamt 24 Niederschlagstagen. Der Dezember schloss somit an den regenreichen November an.

Bemerkenswert ist die zweite Dekade des Dezembers: Ergiebiger Regen summierte sich auf 77,6 Liter pro Quadratmeter an acht Niederschlagstagen. An einem einzigen Tag wurden dabei 45 Liter gemessen.

Spitzenwert erneut an Silvester

Nach einem winterlichen Start, in dessen Verlauf auch der Minimalwert des Monats mit -4,2 Grad Celsius gemessen wurde, setzten sich ab dem zweiten Adventswochenende wieder milde Luftmassen und Temperaturen durch.

 Nur 23,9 Sonnenscheinstunden waren schon eher trübe und trist.
Dieter Kraft
Wetterstationsbetreiber aus Ottenau

Diese hielten über den Silvestertag ins neue Jahr an. Der Silvestertag erwies sich mit frühlingshaften 15,1 Grad Celsius erneut als Temperaturrakete des Monats. Der Spitzenwert von Silvester 2022 wurde allerdings deutlich verfehlt.

Mit 50 Sonnenscheinstunden sollte Baden-Württemberg laut DWD im Dezember 2023 zur sonnigsten Gegend in Deutschland zählen: „Unsere Wetterstation konnte diese Werte leider nicht erreichen.

Nur 23,9 Sonnenscheinstunden waren schon eher trübe und trist“, bilanziert demgegenüber Dieter Kraft.

Auch Förster Harald Zimmermann verfolgt das Wettergeschehen genau. Denn als stellvertretender Leiter des Forstbezirks Gaggenau hat er große Teile der Wälder im Murgtal im Blick: Die Reviere Oberweier, Gaggenau, Gernsbach, Loffenau, Lautenbach-Reichental, Weisenbach, Forbach, Gausbach und Bermersbach gehören dazu.

Bessere Ausgangslage für die Waldbäume im Murgtal

„Durch die andauernden und ausgiebigen Niederschläge der vergangenen Wochen können sich die Bodenwasserspeicher nun wieder auffüllen. Wir hoffen, dass wir so ohne größere Wasserdefizite durch das Frühjahr kommen“, bilanziert Zimmermann.

Er blickt bereits nach vorn: „Mit dem Beginn der Vegetationsperiode ab dem Monat März ist dies eine deutlich bessere Ausgangssituation verglichen mit den viel zu trockenen Frühlingen der Vorjahre.“

Noch immer gibt es großflächige Fichtenbestände im Nordschwarzwald. Zimmermann: „Flachwurzelnde Baumarten wie die Fichten reagieren am schnellsten auf Wassermangel und verlieren rasch an Vitalität. Umgekehrt können sie aber den Niederschlag wieder rascher aufnehmen.“

Dürre setzte den Wäldern zu

Tiefer wurzelnde Baumarten sind hingegen Buche, Eiche oder Tanne. Sie können auch dann noch Bodenfeuchte erreichen, wenn der Oberboden schon trockener ist.

Mit den trockenen Sommern der Vorjahre hatten aber auch diese ihre Schwierigkeiten und sind in bisher nicht bekanntem Ausmaß abgestorben, wissen die Forstleute. „Unsere Hauptschadensereignisse 2023 waren neben den schon immer vorhandenen Insektenschäden nun neu auch die Dürre.“

Dies sei ein bisher nicht gekanntes Phänomen auf eigentlich gut geeigneten Böden, sagt Zimmermann. „Wir hoffen, dass dies durch die aktuellen, lange andauernden Niederschläge verbunden mit dem Auffüllen der Grundwasserspeicher teilweise ausgeglichen werden kann.“

Doch sorgen die starken Niederschläge der vergangenen Wochen immer wieder für relativ hohe Pegelstände. „Im Winter sollten Niederschläge idealerweise in Form von Schnee zu Boden fallen“, gibt Zimmermann zu bedenken: „Die im Frühjahr einsetzende Schneeschmelze verbunden mit dem langsamen Einsickern des Schmelzwassers steht dann zum richtigen Zeitpunkt mit dem Beginn der Vegetationsperiode den Pflanzen zur Verfügung.“ 

In der jetzigen Situation raten wir von Waldbesuchen dringend ab.
Harald Zimmermann
Stellvertretender Leiter Forstbezirk Murgtal

Der Januar ist traditionell und gerade auch im Murgtal ein Monat des „Holzmachens“. Förster Zimmermann richtet aber eine Warnung an alle, die derzeit Polterholz oder Schlagraum aufarbeiten wollen.

Nässe und Sturm sind eine gefährliche Mischung

Denn durchnässte Waldböden in Kombination mit Starkwinden sind eine gefährliche Kombination für Waldbesucher: „Die Gefahr durch umstürzende Waldbäume ist zurzeit deutlich erhöht. In der jetzigen Situation raten wir von Waldbesuchen, sei es aus Gründen der Erholung oder dem Aufarbeiten von Brennholz, dringend ab. Bei starkem Wind oder gar Sturm sollte man derzeit nicht in den Wald gehen.“

Der Dezember im Überblick (Vorjahreswerte in Klammern): Durchschnittstemperatur 7,0 Grad Celsius (4,7), Niederschlag 137,8 Liter pro Quadratmeter (125,4), 24 Niederschlagstage (19).

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