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Zentraler Treffpunkt

1724 erbautes Gasthaus „Adler“ ist das älteste Gebäude in Achern-Önsbach

Das Gasthaus „Adler“ war zeitweise ein zentraler Treffpunkt im Acherner Ortsteil Önsbach. Sein Wirt Adam Örtel finanzierte zudem den Bau der Josefskapelle.

Alte Häuser Serie - 1724 erbautes Gasthaus „Adler“ das älteste Haus in Önsbach
Das Gasthaus „Adler“ in Önsbach von 1724 ist das erste und älteste Gasthaus im Ort. Doch seine Wurzeln reichen sogar bis 1683 zurück. Foto: Roland Spether

Dass ein Wirt eine Kapelle zu Ehren des Heiligen Josef gegenüber seinem Gasthaus „Adler“ in Önsbach erbaut, ist wahrlich ungewöhnlich. Es könnte dahin gedeutet werden, dass er ein frommer Mann war, der Pfarrei etwas Gutes tun wollte und ein Verehrer des Zimmermanns Josef der Familie Jesu war.

Es könnte aber auch ziemlich clever gewesen sein. Denn wenn die Gläubigen von den weit abgelegenen Höfen zu Gottesdiensten kamen, sich lange Predigten anhören mussten und bei hohen Festen zur Frühmesse, zum Hochamt und zur Vesper kamen, dann hatten sie ganz einfach Hunger und Durst. Der konnte nach der Seelenstärkung in der Kapelle über die Straße hinweg im Gasthaus „Adler“ gestillt werden.

Namen vieler Gasthäuser hatten einen religiösen Hintergrund

Der Wirt hatte den Namen sorgsam und ganz in der christlichen Tradition gewählt. Denn in früheren Zeiten war es fast normal, dass Gasthäuser auch religiöse Namen bekamen und diese in der näheren Umgebung von Kirchen standen. Besonders beliebt waren die Namen „Adler“, „Engel“, „Ochsen“ und „Löwe“, die Synonyme für die Evangelisten Johannes, Matthäus, Lukas und Markus sind.

Diese Zuordnung der Tiere zu den Evangelisten gehen analog der Offenbarung des Johannes im Neuen Testament auf den Kirchenvater Hieronymus im vierten Jahrhundert zurück.

„Adler“ ist ältestes Gasthaus in Önsbach

Da die Menschen in früheren Zeiten noch gerne in die Kirche gingen, in der Heiligen Schrift lasen und sich das fromme Geschehen lebendig vor Augen führen wollten, wurden die biblischen Namen auch gerne in den Alltag übernommen.

Das Gebäude des heutigen „Alder“ mit einem Restaurant für italienische Spezialitäten ist nach den Verfassern der 600-seitigen Chronik „Önsbach – Ein Dorf mit Geschichte“ um den früheren Ortsvorsteher Gerhard Bär das erste und älteste Gasthaus im Ort.

Die Zahl 1724 auf dem Eckbalken und die Namen Johannes Ertel und Christina Weber verweisen auf die Erbauer des Gasthauses – in einer Zeit, in dem noch weitere, teils bestehende Häuser in Önsbach entstanden. Doch aus den örtlichen Quellen geht hervor, dass schon 1683 ein Gasthaus „Adler“ existierte.

Denn der vermögende „Adlerwirt“ Adam Örtel mit viel Grundbesitz ließ auf eigene Kosten eine Kapelle zu Ehren des Schutzpatrons Josef bauen – und damit für einen Mann, der Maria und das Kind Jesus als Nährvater annahm, die Familie beschützte und vor den Schergen des Herodes in Ägypten in Sicherheit brachte.

1786 wird den Önsbachern ein eigener Pfarrer zugestanden

Die Kapelle und eine Glocke mit Namen „Katharina“ wurde am 25. August 1683 vom Abt des Kosters Allerheiligen bei Oppenau geweiht. Doch die Freude über die Kapelle währte nicht lange, denn bereits 1689 wurde diese von französischen Soldaten, wohl während des Pfälzischen Erbfolgekrieges, niedergebrannt.

Die Önsbacher ließen sich nicht entmutigen, erbauten 1698 eine neue Kapelle und erhielten 1704 vom Bischof in Straßburg die Erlaubnis, am Josefstag ein Hochamt zu feiern. Denn Önsbach gehörte kirchlich zu Fautenbach und dorthin mussten die Gläubigen bei Wind und Wetter zu den Gottesdiensten gehen, hier wurden Kinder getauft und Ehen geschlossen. Deshalb wollten die Önsbacher einen eignen Pfarrer, der ihnen nach fünf Jahren Bitten und Betteln am 21. Dezember 1786 zugestanden wurde.

Gasthaus „Adler“ wird zu zentralem Treffpunkt in Önsbach

Ein Zeuge aus diesen alten, bewegte und für Önsbach wichtigen Tagen ist das Gasthaus „Adler“. Dort gingen unzählige Menschen ein und aus, gönnten sich sonntags nach den Gottesdiensten einen Frühschoppen am Stammtisch, sangen nach Singstunden in gemütlicher Runde frohe Lieder oder ließen sich bei Taufen, Kommunionen und Hochzeiten kulinarisch verwöhnen.

Wenn der „Adler“ erzählen könnte, dann würden die Geschichten lange Reihen von Büchern füllen. Denn das Gasthaus steht bis heute neben Kirche, Rathaus, Pfarrhaus und Feuerwehrhaus. Mitten im Ort, wo das Leben pulsierte, sich Kinder zum Spielen trafen, wo Menschen Freud und Leid erlebten und Beistand durch den Heiligen Josef erfuhren.

Gasthäuser wie der „Adler“ erfüllten über die Jahrhunderte hinweg auch eine wichtige gesellschaftliche Funktion, die Menschen trafen sich, verbrachten gemütliche Stunden, vergaßen die Sorgen des Alltags, tanzten miteinander bei Festen und so manches Eheglück bahnte sich hier oder in einer anderen Wirtschaft an.

Denn 1732 gab es noch die „Sonne“, um 1750 gab es einen „Ochsen-Wirt“ und in der Mitte des 19. Jahrhunderts werden auch die Gasthäuser „Schütt“, „Bären“, „Rose“ und „Posthorn“ genannt. Nach langem Bohren amtlicher Bretter konnte endlich 1905/06 ein Bahnhofsrestaurant am Bahnübergang nach Wagshurst eröffnet werden.

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