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Trotz schwieriger Zeiten

Bosch produziert in Bühl/Bühlertal so viel wie nie zuvor

Das Werk Bühl/Bühlertal ist die Zentrale des Bosch-Geschäftsbereichs Electrical Drives. Im vergangenen Jahr haben die Mitarbeiter 100 Millionen Motoren und Antriebe gefertigt. Und das ist nicht die einzige gute Nachricht.

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Blick auf das Bühler Bosch-Werk: Die Zentrale des Geschäftsbereichs Electrical Drives (der für 33 Millionen Euro entstehende Neubau ist auf dem Archivbild nicht zu sehen) hat im vergangenen Jahr erstmals 100 Millionen Motoren und Antriebe produziert. Foto: None

Das Werk Bühl/Bühlertal ist die Zentrale des Bosch-Geschäftsbereichs Electrical Drives.  Im vergangenen Jahr haben die 4.200 Mitarbeiter eine neue Bestmarke erreicht: 100 Millionen Motoren und Antriebe wurden gefertigt – so viele wie nie zuvor.

Der Bosch-Standort Bühl/Bühlertal hat sich in einem schwieriger werdenden Umfeld behauptet. Auch wenn die Kundennachfrage nicht so stark gewachsen sei wie erwartet, seien 2018 doch erstmals 100 Millionen Motoren und Antriebe produziert worden, sagte bei einem Pressegespräch der Kaufmännische Werkleiter Ulrich Vogel: „Das sind an einem normalen Werktag 400.000 Stück.“

Mitarbeiter erhalten erneut Standortprämie und -vereinbarung

Das gute Ergebnis führte zu einer erneuten Standortprämie für die rund 4.200 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Zu Beginn des Jahres folgte eine weitere „Belohnung“: In einer auf fünf Jahre ausgelegten Standortvereinbarung wurden betriebsbedingte Kündigungen ausgeschlossen und Investitionen in Höhe von mindestens 100 Millionen Euro zugesagt; sie sollen in neue Fertigungslinien ebenso fließen wie in die Erhaltung von Gebäuden und Infrastruktur. „Damit haben wir einen Meilenstein gesetzt“, sagte Vogel.

Dies ist umso bedeutender, als auch für den Standort Bühl/Bühlertal das konjunkturelle Umfeld schwieriger wird. Bernhard Straub, der Vorsitzende des Geschäftsbereichs Electrical Drives, stellt sich auf schwierige Zeiten ein: „Das ist nicht nur eine Delle.“ Die Geschäftsentwicklung des Konzerns sei 2018 durch ein geringes Wachstum geprägt gewesen, die Profitabilität aber sei erhalten geblieben.

Gegenwind in China und Nordamerika

Vom Konzernumsatz von 78,5 Milliarden Euro habe der Unternehmensbereich Mobility Solutions mit 47,6 Milliarden Euro den weitaus größten Anteil erwirtschaftet. Dazu zählt auch der Geschäftsbereich Electrical Drives, dessen Zentrale der Standort Bühl/Bühlertal ist. 2019 sei ein schwieriges Jahr: „Gegenwind verspüren wir vor allem in China und Nordamerika.“

Europa zeige mittlerweile ebenfalls Anzeichen einer Eintrübung. Straub sieht auch keine Impulse für eine baldige Verbesserung der Rahmenbedingungen. Umso wichtiger werde einerseits das Kostenmanagement, andererseits sollen mit neuen Produkten Wachstumsimpulse gesetzt werden: „Wir wollen Marktführer bleiben und auch neue Märkte erschließen.“

Für Megatrends gut aufgestellt

Der Standort Bühl/Bühlertal agiere dabei aus einer Position der Stärke heraus. „Für die Megatrends der Branche sind wir hier gut aufgestellt“, sagte Straub mit Blick auf autonomes und vernetztes Fahren ebenso wie auf die Elektrifizierung. Gerade bei der Elektrifizierung werde Wachstum generiert, das Thermomanagement bei E-Motoren biete dafür viele Möglichkeiten (Straub: „Wir sammeln die Potenziale wie Eichhörnchen“), dazu kämen der E-Antrieb für leichte Mobilität (E-Antriebe für Autos und Lkws fallen nicht in den Bühler Bereich) sowie Kleinstmobilität außerhalb des Straßenverkehrs.

40 Millionen Euro würden trotz der verlangsamten Wirtschaft in diesem Jahr investiert, sagte der Technische Werkleiter Gregoire Jedrzychowski. Sie dienen neuen Fertigungslinien und der Entwicklung neuer Produkte wie Zusatzwasserpumpen oder Lenkungsmotoren (gerade beim autonomen Fahren seien die Anforderungen an die Lenkung deutlich höher).

Neue Produkte werden entwickelt

Daneben werde auch in die Automatisierung bestehender Linien investiert, ebenso sei an einzelnen Linien eine Reduzierung der Taktzeiten möglich, was ohne Investitionen eine höhere Produktionsrate ermögliche. Weiterhin sei es die Aufgabe des Leitwerks, Produkte zu entwickeln und zu industrialisieren und dann weltweit die Kollegen beim Aufbau der neuen Linien zu unterstützen; der Bereich Electrical Drives zählt weltweit 20 Standorte.

In der Zentrale werden in diesem Jahr wieder 100 Millionen Motoren und Antriebe angestrebt, sagte Ulrich Vogel: „Das ist eine richtig gute Zahl für den Markt, in dem wir unterwegs sind. Wir sind gut positioniert.“

Kinderwagen mit E-Antrieb

„Elektrisch“ funktioniert auf vielen Ebenen: Bei Bosch arbeiten die Produktentwickler an einem E-Stroller. Dahinter verbirgt ein Kinderwagen mit elektrischem Antrieb.

Johannes Kähm stellte die Neuerung vor. Sensoren erkennen beispielsweise, ob es bergauf geht, und schon unterstützt ein kleiner Elektromotor beim Schieben; umgekehrt hilft er beim Abbremsen. „Damit können die Eltern ganz entspannt auch auf steilen Wegen unterwegs sein“, sagte der Produktentwickler. Das System erkenne auch, wenn der Kinderwagen auf einer schiefen Ebene stehe und keine Hand am Griff sei: Dann stellt er automatisch die Bremse fest. Das könne gerade auf Bahnhöfen hilfreich sei, so Kähm. Im Windkanal habe der Wagen Geschwindigkeiten von 60 Stundenkilometern standgehalten.

Eine dazugehörige App signalisiere nicht nur den Ladestand des Akkus (je nach Beanspruchung reiche eine Ladung für acht bis 15 Stunden), sie beinhalte auch eine Alarmfunktionen. Diese könne dann greifen, wenn beispielsweise der Kinderwagen kurz vor einem Geschäft abgestellt werde und sich ein Fremder daran zu schaffen mache).

Anfang des kommenden Jahres werde das Produkt durch einen Pilotkunden in Schweden auf den Markt kommen. Die Kosten lege der Kinderwagenhersteller fest – von Bosch stamme lediglich der Antrieb – und sie dürften sich laut Kähm für das „Premiumprodukt“ zwischen 1 500 und 2 000 Euro bewegen.

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