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Irritation um Schließung

Corona-Pandemie: Oberkircher Krankenhaus wird bei Bedarf wieder geöffnet

Die angekündigte Schließung kleinerer Häuser des Ortenau Klinikums und die bereits erfolgte Schließung des Oberkircher Krankenhauses sorgen für einige Irritationen. Landrat Frank Scherer stellt nun klar, warum diese Umstrukturierung notwendig ist. Zudem wurden die Beatmungskapazitäten um 160 Prozent erhöht. Bei Bedarf, wird das Oberkircher Haus für "leichte Fälle" wieder geöffnet.

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Vorbereitung für den Ernstfall: Während das Oberkircher Krankenhaus bis voraussichtlich Ende Mai vorübergehend geschlossen wurde, wurde in Achern eine zweite Notaufnahme eingerichtet. Foto: Archiv Ullmann
Um eine Vielzahl an Corona-Patienten behandeln zu können, strukturiert sich das Ortenau Klinikum derzeit um. Wie berichtet, wurde das Oberkircher Krankenhaus bis voraussichtlich Ende Mai vorübergehend geschlossen und in Achern eine zweite Notaufnahme eingerichtet. Das Ziel: Für den Ernstfall das Personal auf die drei großen Häuser in Achern, Offenburg und Lahr zu konzentrieren sowie Intensiv- und Beatmungsplätze auszubauen. Landrat Frank Scherer stellte zudem eine vorübergehende Schließung der Häuser in Kehl, Wolfach und Ettenheim in Aussicht.

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Rehakliniken könnten in Anspruch genommen werden

Im Falle eines hohen Patientenaufkommens werden, so der Plan des Kreises, für die Versorgung „leichterer Fälle“ bereits geschlossene Häuser wie in Oberkirch wieder geöffnet, wie Kliniksprecher Christian Eggersglüß nun auf Anfrage präzisiert. Nachträglich könnten bei Bedarf Rehakliniken in Anspruch genommen werden.

Kritik aus Ettenheim und aus dem Renchtal

Irritiert ist Ettenheims Bürgermeister Bruno Metz. Er stellt einem Medienbericht zufolge diese Maßnahme nicht grundsätzlich infrage. Da das Sozialministerium die Kommunen jedoch aufgefordert habe, auch Plätze zur Versorgung von Kranken ohne Intensivbehandlung sicherzustellen, seien weitere Kapazitäten notwendig. Daher passe eine Schließung des Standorts Ettenheim nicht.


Dauerhafte Schließung befürchtet

Auch aus dem Renchtal hagelt es Kritik ob der bereits erfolgten Schließung des Oberkircher Krankenhauses. Es wird angeprangert, dass diese Entscheidung – angesichts der Corona-Krise – nicht öffentlich vonstatten ging. Bernd Honsel vom Runden Tisch Krankenhaus Oberkirch wirft Scherer vor, die Kreistagsgremien bei der Entscheidung übergangen zu haben. Auch seien Mitarbeiter und niedergelassene Ärzte nicht vorab informiert worden.
Angesichts der Klinikreform Agenda 2030 befürchtet Honsel, dass der Landrat „im Mai vorgeschobene Gründe findet, die der angekündigten Wiedereröffnung im Wege stehen. Eine öffentliche Beratung hätte auch Alternativen, wie die vorhandenen Kapazitäten zu nutzen sind, ins Blickfeld gerückt“, so Honsel. Er beklagt eine fehlende Transparenz.


FDP-Kreisrat fordert Rücknahme der Schließung

FDP-Kreisrat Karlheinz Bayer ruft derweil seine Ratskollegen auf, den Beschluss für Schließungen rückgängig zu machen. Er verweist in dem Schreiben, das bnn.de vorliegt, darauf, dass in Bayern 26 geschlossene Kliniken angesichts der Corona-Krise wieder geöffnet wurden und das Lahrer Herzzentrum zehn Intensivbetten für Infizierte bereitgestellt habe. Zudem nehmen die Corona-Fälle in Senioreneinrichtungen im Renchtal zu, so Bayer.

60 zusätzliche neue Beatmungsgeräte

Der Landrat verteidigt die Entscheidung der krisenbedingten Standort-Konzentration. Das Ortenau Klinikum bleibe weiterhin für die Versorgung der stationären Patienten zuständig. Das Klinikum habe in den vergangenen Wochen seine Intensivkapazitäten mit 60 zusätzlichen neuen Beatmungsgeräten um 160 Prozent gesteigert. „Damit liegen wir bundesweit mit an der Spitze“, betont Klinik-Chef Christian Keller in einem Schreiben an Bayer.
„Diese Behandlungsplätze brauchen eine entsprechende Infrastruktur und sind sehr personalintensiv“, ergänzt Landrat Frank Scherer. Der Krisenstab geht auch davon aus, dass Pflegepersonal infiziert werden könnte und deshalb ausfällt. Zusätzliches Personal erhofft sich der Krisenstab bei Bedarf von Sanitätsdiensten, Bundeswehr und Freiwilligen mit medizinischen Vorkenntnissen.


Ettenheimer Haus bleibt (vorerst) geöffnet

Zugleich beruhigt Scherer den Ettenheimer Bürgermeister: „Eine vorübergehende Schließung ist für die Klinik in Ettenheim zum jetzigen Zeitpunkt nicht erforderlich.“ Jedoch könne sich dies aufgrund der „dynamischen Lage“ ändern. „Das Ortenau Klinikum ordnet derzeit alle Ressourcenplanungen dem Schutz der Bevölkerung und der Beschäftigten unter, die hausübergreifend sehr vertrauensvoll und engagiert zusammenarbeiten“, betont Scherer.
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