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Auflösung der Energiegesellschaft

Deshalb ist der Handel mit Strom für das Energiewerk Ortenau nicht mehr lukrativ

Für lokale Stromkunden war es ein Schock: Das Energiewerk Ortenau vermarktet keinen Strom und Gas mehr. Zum Jahresende wird die Gesellschaft aufgelöst.

Wolken ziehen hinter Strommasten vorbei.
Wolken ziehen hinter Strommasten vorbei. Foto: Federico Gambarini/dpa/Symbolbild

Vor gut zehn Jahren war die Energiewerk Ortenau Energiegesellschaft (EWO) an den Start gegangen – mit dem Ziel, die Menschen in der nördlichen Ortenau mit kostengünstigen ökologischen Strom- und Gasprodukten zu versorgen. Zum Ende dieses Jahres wird die Gesellschaft ihre Arbeit nun allerdings einstellen.

Verwerfungen an den Energiemärkten

Grund dafür sind laut dem Vorsitzenden der Gesellschafterversammlung, Acherns Oberbürgermeister Klaus Muttach, die Verwerfungen an den Energiemärkten als Folge des russischen Überfalls auf die Ukraine. Dadurch hätten sich die Energiebezugskosten für Versorgungsunternehmen wie das EWO mehr als verzehnfacht.

Und das sei das unabwendbare Ende für dieses über zehn Jahre erfolgreiche Modell. Bereits im vergangenen August hatte Muttach darüber informiert, dass die Energiewerk Ortenau Gesellschaften den Betrieb der Energiegesellschaft nicht mehr aufrechterhalten werden.

Durch den Verzicht auf Gewinnausschüttungen und den Vertrieb über schlanke Strukturen innerhalb der Stadt- und Gemeindeverwaltungen konnte die Gesellschaft lange Zeit marktfähige und attraktive Preise für Strom und Gas anbieten.

Zudem konnten die sieben beteiligten Kommunen Achern, Kappelrodeck, Oppenau, Renchen, Rheinau, Sasbach und Sasbachwalden, die gemeinsam 51 Prozent der Anteile halten, die Erträge aus diesem Geschäft wieder in die Städte und Gemeinden zurückfließen lassen.

Gemeinderäte sollen Auflösung noch diesem Juli zustimmen

Zum Wohle der Bürger, wie Muttach in dieser Woche im Sasbacher Ratssaal betonte. Dort legte er Vertretern der beteiligten Gemeinderatsgremien die notwendigen Beschlussvorschläge zur Auflösung der Gesellschaft, die Änderung der bestehenden Beteiligungsgesellschaft von einer GmbH &Co. KG in eine Gesellschaft des bürgerlichen Rechts sowie die Liquidation der Energiewerk Ortenau Verwaltungs GmbH vor. Noch im Juli sollen diese in den Gemeinderatssitzungen in die Beschlussfassung gehen.

Erträge finanzierten Projekte in den Kommunen

Die Erträge aus dem Strom- und Gasgeschäft hätten in den Kommunen zahlreiche Projekte mitfinanziert. Das sei auch deshalb möglich gewesen, weil die beteiligten Oberbürgermeister und Bürgermeister für ihre Arbeit auf eine Entschädigung verzichtet hätten.

Bezahlt habe man nur einen Mitarbeiter des mit 24,5 Prozent beteiligten Energieanbieters badenova, der die Geschäftsführung innehatte. „Zehn Jahre hat das gut funktioniert, jetzt leider nicht mehr“, bedauerte der Acherner Oberbürgermeister.

Vermögen geht auf Kommanditisten über

Die Auflösung der Energiegesellschaft soll nun durch eine sogenannte einfache Anwachsung erfolgen. Dabei kann das Vermögen der Gesellschaft auf einen Kommanditisten übergehen. Im Falle des EWO sollen alle Gesellschafter, bis auf die Verwaltungs GmbH, aus der Gesellschaft austreten.

Eventuell verbliebenes Vermögen, aber auch eventuelle Nachhaftungen, würde dann an die Verwaltungs GmbH gehen. Mit dem Ausscheiden aller Gesellschafter, mit Ausnahme der Verwaltungs GmbH, würde dann die Gesellschaft ohne Liquidationsverfahren gelöscht. Die Gesellschafter erhalten ihre Kommanditeinlagen gemäß ihren Gesellschaftsanteilen zurück. Gleiches gilt für einen noch zu errechnenden Ergebnisanteil, der derzeit mit etwa 200.000 Euro beziffert wird.

Beteiligungsgesellschaft bleibt erhalten

Wichtig war Muttach in diesem Zusammenhang die klare Trennung zwischen der aufzulösenden Energiegesellschaft und der Beteiligungsgesellschaft, die mit einer neuen Rechtsform erhalten bleiben soll. In dieser hatten sich die Kommunen mit Einlagen von über 25 Millionen an der badenova AG &Co. KG und der Elektrizitätswerk Mittelbaden AG & Co. KG beteiligt.

Durch den Anteil der EWO-Kommunen habe man einen signifikanten Beitrag zu Liquidität und dem Erfolg der beiden Energieversorger geleistet und auch die Energie- und Klimawende nachhaltig unterstützt, erklärte Muttach den Ratsmitgliedern den Einsatz der Kommunen. Klimaschutz brauche Ziele, umgesetzt werden könnten diese allerdings nur über sehr hohe Investitionen, so Muttach.

Umstieg auf E-Mobilität und Wärmepumpen besondere Herausforderung

Der gewollte Umstieg auf Elektromobilität und strombetriebene Wärmepumpen sei für die Energieunternehmen eine besondere Herausforderung. Denn damit werde sich der bundesweite Strombedarf massiv erhöhen. Ein Transformationsprozess, der laut Muttach innerhalb kurzer Zeit enorme Investitionen vonseiten der Netzbetreiber erfordere. Und der sich mit Blick auf die Betriebsergebnisse dann auch mit negativen Einflüssen bemerkbar mache.

Millionenausschüttung durch Beteiligungen

Die Beteiligungen an badenova und E-Werk Mittelbaden bezeichnete Muttach dennoch als äußerst lukrativ. So habe man im Laufe des zehnjährigen Geschäftsbetriebs Gewinne von insgesamt rund 7,7 Millionen Euro an die Gesellschafter ausschütten können. Damit, so Klaus Muttach, habe die Beteiligungsgesellschaft einen wesentlichen Beitrag für die Kommunen geleistet, und den Haushalt auch in schwierigen Zeiten stabil gehalten.

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