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Skandal in Mittelbaden

Kosten der badischen PFC-Belastung steigen auf mehr als zehn Millionen Euro

Die Kosten der Verunreinigung mit per- und polyfluorierten Chemikalien (PFC) steigen auf rund 10,6 Millionen Euro an. Das hat die Stabstelle PFC des Regierungspräsidiums Karlsruhe bekannt gegeben. Damit haben sich die Kosten seit 2018 verdoppelt.

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Unsichtbare Gefahr: Viele Oberflächengewässer in ganz Mittelbaden sind mit PFC belastet. Foto: Klatt

Und wieder steigen die PFC-Folgekosten unaufhaltsam – das zeigt die aktuelle Übersicht der Stabstelle PFC des Regierungspräsidiums Karlsruhe. Stolze 10.660.590 Euro kommen aufgrund der Belastung mit per- und polyfluorierte Chemikalien mittlerweile auf kommunaler- und Landesebene zusammen.

Anfang 2018 noch betrugen die Kosten mit knapp fünf Millionen nur die Hälfte. Im Sommer 2018 waren es dann etwas mehr als sechs Millionen. Ende Dezember 2018 bereits siebeneinhalb Millionen Euro und im Oktober 2019 dann 8.040.301,51 Euro.

Mehrere Stadt- und Landkreise führen Tests durch

Der Stadtkreis Baden-Baden hat bislang für Untersuchungen von Böden und Grundwasser mehr als 1,2 Millionen Euro ausgegeben, der Landkreis Rastatt 881.000 und der Stadtkreis Mannheim 335.000 Euro.

Aufgrund der Weiträumigkeit der mutmaßlichen Aufbringung der Papierschlamm-Kompost-Gemische sind hier Untersuchungen erforderlich, die weit über das sonst übliche Maß von Gefahrverdachts-Untersuchungen im Rahmen von beispielsweise Altlasten-Erkundungen hinausgehen.

Auch der Landkreis Karlsruhe untersuchte für mehr als 57.000 Euro Boden und Wasser. Davon entfallen 18.037 Euro auf Grundwasser- und Bodenuntersuchungen des RIMU Kompostwerkes Oberhausen-Rheinhausen.

Maßnahmen zur Verbrauchersicherheit kosten 1,1 Millionen Euro

Einen großen Anteil nehmen die Maßnahmen zur Verbrauchersicherheit ein, die weitgehend das Ministerium für Ländlichen Raum stemmt. Diese liegen bei knapp 1,1 Millionen Euro. Das laufende Vorernte-Monitoring taucht dabei auf der Liste noch nicht auf, ist aber trotz Corona Mitte März angelaufen.

Zahlreiche Versuche des Landwirtschaftlichen Technologiezentrums Augustenberg in Karlsruhe begleiten das Vorernte-Monitoring. Aus denen hat man die bestehenden Anbauempfehlungen für die Region abgeleitet.

Trügerische Schönheit: Ob ein See mit PFC belastet ist, sieht man ihm nicht an. Für die Sanierungen von PFC-belastetem Boden und Wasser gibt es nun eine Arbeitshilfe, die vom Umweltbundesamt erstellt wurde.
Trügerische Schönheit: Ob ein See mit PFC belastet ist, sieht man ihm nicht an. Für die Sanierungen von PFC-belastetem Boden und Wasser gibt es nun eine Arbeitshilfe, die vom Umweltbundesamt erstellt wurde. Foto: Klatt

Ein weiterer Posten auf der langen Liste sind 90.800 Euro für die Pilotanlage zur Reinigung von Beregnungswasser der Äcker in der Region. Die kurzkettigen PFC konnten bis zum Jahresende 2019 bei einer Gesamtmenge von 25.000 Kubikmetern behandeltem Wasser nahezu vollständig entfernt werden. Die abschließende Bewertung wird bei Projektende zum Ende diesen Jahres erfolgen.

Die Landesanstalt für Umwelt (LUBW) steht mit 20 Einzelprojekten und einer Summe von 2,4 Millionen Euro auf der Liste. Dazu gehört auch die PFC-Grundwassermodellierung einschließlich der Grundwasseruntersuchungen auf PFC, für die seit 2013 bisher 1,2 Millionen Euro geflossen sind. Das Umweltministerin stellt der LUBW die Mittel zur Verfügung. Auch in Oberflächengewässern hat man diverse PFC nachgewiesen.

Blutuntersuchungen machen nur einen kleinen Kosten-Anteil aus

Ein finanziell eher kleinerer Posten sind die Blutuntersuchungen mit 400.000 Euro, die das Sozialministerium finanziert hat. Sie werden in diesem Jahr und in 2023 wiederholt. In einem weiteren großen Komplex sind dann Versuche zu Analysierbarkeit, Eigenschaften und Verhalten der für unsere Schadensfälle spezifischen PFC-Verbindungen zusammengefasst.

Die komplizierte Zusammensetzung der verschiedenen PFC im Boden verlangt genauere Untersuchungen, als bei PFC-Belastungen sonst üblicherweise durchgeführt werden. In bundeslandübergreifenden Kooperations-Projekten geht man den kompliziertesten Detailfragen nach, was bislang mit mehr als zwei Millionen Euro zu Buche schlägt. Damit will man die dringend erforderlichen Voraussetzungen für eine adäquate Bewertung der PFC-Verunreinigungen schaffen.

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