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Alarm geschlagen

Die Versorgungssicherheit an Acherner Pflegeeinrichtungen ist in Gefahr

Wenn in der Pflege der Nachwuchs fehlt, kann sie nicht mehr gewährleistet werden. Die Versorgungssicherheit sei in Gefahr, mahnen vier karitative Pflegeeinrichtungen in Achern.

Sieben Erwachsene stehen Arm in Arm vor dem Eingang eines Pflegeheims. Eine Frau am Rollator geht vorbei.
Die Leiter und Pflegedienstleiter der caritativen Einrichtungen stehen zusammen für die Zukunftsicherheit der Pflege: Andreia Dittmar, Martin Meier, Claudia Walter, Klaus Eberle, Vanessa Schindler, Peter Doll und Sabine Fronz (von links). Foto: Michaela Gabriel

Das Altenpflegeheim St. Franziskus in Achern, das Pflegeheim Erlenbad in Obersasbach, die Tagespflegestätte des Caritasverbandes Acher-Renchtal in Achern und die kirchliche Sozialstation Achern kooperieren seit zehn Jahren bei der Gewinnung von Auszubildenden und bei Fortbildungen. Jetzt schlagen sie gemeinsam Alarm.

„Wir wollen helfen und kennen die Not, aber wir müssen oft Nein sagen“, erklärt Martin Meier, Leiter des Fachbereichs Altenhilfe des Caritasverbandes. Die Altenhilfe-Einrichtungen seien eingeschränkt, weil ihnen Personal fehle: „Es kommen nicht so viele nach, wie wir bräuchten.“

Oft fielen die Familien aus allen Wolken, wenn sie plötzlich und schnell Hilfe bei der Pflege ihre Angehörigen benötigen und eine Absage erhielten, so Pflegedienstleiterin Vanessa Schindler: „Sie meinen, das muss doch gehen, aber es geht nicht.“

Bis zu 20 Stellen an Acherner Pflegeeinrichtungen unbesetzt

Zusammen haben die jeweils selbstständigen Pflegeeinrichtungen unter dem Dach der Caritas fast 400 Mitarbeiter, aber aktuell nur neun Auszubildende. Zwei Einrichtungen geben an, zuletzt keine einzige Bewerbung von außen erhalten zu haben. Man bilde vor allem bisherige Pflegehelfer oder Angehörige von Fachkräften aus. Bis zu 20 Stellen seien aktuell zu besetzen.

„Wir treten ein für eine gute Versorgung pflegebedürftiger Menschen, für die Entlastung der Angehörigen und für gute Arbeitsbedingungen für die Pflegekräfte“, erklärt die Geschäftsführerin des Altenpflegeheims St. Franziskus, Sabine Fronz. Man wolle Gesellschaft und Politik auf die Nöte der Pflege aufmerksam machen und dafür werben. Denn wichtig werden könne das Thema für jeden. „Wenn man selbst damit konfrontiert ist, möchte man, dass jemand Zeit hat.“ Deshalb brauche es Menschen, die diese Arbeit in Zukunft leisten.

Bezahlt werde bei der Caritas nach Tarifen, die jedes Jahr steigen. Es gebe Urlaubsgeld und Weihnachtsgeld und die Zahl der Urlaubstage sei höher als die aktuellen Forderungen der Politik. Man biete flexible Teilzeit-Arbeitsmodelle. „Auch unsere Azubis bekommen relativ gute Löhne“, so Martin Meier.

Bei Berufsinformationstagen mit Einblicken in die Aufgaben seien junge Menschen begeistert. Die Möglichkeiten sich fortzubilden seien groß, die Aufgaben spannend und krisenfest, denn der in der Pflege müsse man keine Betriebsschließung fürchten. Trotzdem wolle derzeit kaum ein Jugendlicher den Beruf erlernen. Gesehen werde vor allem die hohe Belastung und kaum die positiven Seiten. Aber wenn genügend Mitarbeiter da wären, wäre die Belastung nicht so hoch.

Idee eines „sozialen Jahrs“ junger Menschen als Solidaritätsbeitrag

Kurz bevor Martin Meier zum Jahresende aus dem Arbeitsleben ausscheidet, mahnt er ein Problem der ganzen Gesellschaft an. Wenn die Solidarität mit Hilfebedürftigen verloren gehe, sei die Versorgung in Gefahr. Der Altersdurchschnitt der Pflegekräfte steige. Dass sie auch als Rentner noch ein wenig aushelfen, komme fast nicht mehr vor.

Müde seien die Mitarbeiter wegen der erschwerten Bedingungen, etwa dem Arbeiten mit FFP2-Maske, dem täglichen Testen auf das Virus und die Angst, es doch in die Einrichtung zu tragen, ergänzt Klaus Eberle von der Sozialstation.

„Es muss was passieren!“, fordert die Leiterin der Sozialstation, Claudia Walter. Ein soziales Jahr als Solidaritätsbeitrag junger Menschen für alte Menschen hielten sie und ihre Kollegen für „richtig und gut“. Es ist aus ihrer Sicht der einzige Weg, wieder genug Nachwuchs für Berufe in der Pflege zu gewinnen und den Respekt der Gesellschaft vor dieser Arbeit zu erhöhen.

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