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Freiwillige der Pfargemeinde

Eine Kaffeetafel sorgt in der Containerunterkunft in Sasbach für Gemütlichkeit

Mit einer Kaffeetafel haben Freiwillige der Pfarrgemeinde Sasbach den Bewohnern der Containeranlage für wohnungslose Männer einen Nachmittag des Miteinanders beschert.

Frauen und Männer sitzen an einem Tisch. Ein Teller mit Kuchen wird überreicht.
Eine Kaffeetafel haben ehrenamtliche Helferinnen in der Container-Unterkunft für Wohnungslose gedeckt und damit für weihnachtliche Stimmung gesorgt. Foto: Michaela Gabriel

Meistens ist der lange Flur menschenleer, die nummerierten Türen bleiben geschlossen. An diesem einen Nachmittag kurz vor Weihnachten ist es anders. Die Türen in der Containeranlage für wohnungslose Männer öffnen sich. Viele Männer versammeln sich im Gemeinschaftsraum um zusammengeschobene Tische.

Auf roten Tischdecken liegen grüne Tannenzweige, Kerzen brennen. Die Auswahl an Kuchen, Torten und Häppchen ist riesig. Kaffeeduft zieht auf den Flur, Einladungen werden ausgesprochen. „Komm rein, wir haben für euch gebacken“, ruft Silke Schwab. Die Sasbacherin kommt mehrmals in der Woche in die Notunterkunft für Wohnungslose, die im Oktober eröffnet wurde.

44 Namen stehen an den einzelnen kleinen Briefkästen vor dem Eingang. Die Männer aus Deutschland und vielen anderen Nationen lebten vor ihrem Umzug in die Morezstraße ohne eigene Wohnung in den Containern in der Güterhallenstraße oder im „Haus 58“ in Oberachern.

„Wenn ich hier bin, höre ich den Menschen einfach zu und bin tief erschüttert über ihre Situation“, berichtet die Helferin. Zu zweit in einem Raum untergebracht zu sein, bedeute, dass einer das Zimmer verlassen oder in sein Bett müsse, um den anderen hereinzulassen.

Durch die Enge bekommen sie Stress miteinander.
Silke Schwab, ehrenamtliche Helferin

„Durch die Enge bekommen sie Stress miteinander. Einer will schlafen, der andere fernsehen. Einer schreit oder redet im Schlaf und der andere bleibt schlaflos“, so Silke Schwab. Es komme vor, dass einer den anderen abends nicht ins Zimmer lasse und ihn damit zwinge, draußen zu übernachten. Dann sei ein warmer Schlafsack wichtig.

Manchmal versorgt die gelernte Krankenschwester auch eine Wunde. Ihr Mann ist Arzt und hat sich dem Förderverein Pflasterstube Ortenau in Offenburg angeschlossen, um den Wohnungslosen in Achern unbürokratisch helfen zu können – etwa mit Salben, Vitaminen und Ratschlägen. Bescheiden besteht er darauf, dass sein Name nicht in der Zeitung steht.

Ob eine weihnachtliche Kaffeetafel in der Containerunterkunft gut ankommen könnte, wusste Silke Schwab nicht. Doch einer der Bewohner sagte ihr sofort Hilfe zu: „Der junge Mann hat die Tische aufgestellt, die Stühle zusammengetragen und für Musik vom Handy gesorgt“, freut sie sich.

Mehrere Frauen aus der Pfarrgemeinde St. Brigitta Sasbach und eine Freundin aus Achern hätten sich bereit erklärt, Kuchen zu backen und sich mit an den Tisch zu setzen. Gemeinsam habe man außerdem Tüten mit Hygieneartikeln, Schokolade und Obst für die Wohnungslosen gepackt.

Ich habe mich die ganze Woche auf den Nachmittag gefreut.
Bewohner

„Ich habe mich die ganze Woche auf den Nachmittag gefreut“, erzählt der hilfsbereite junge Mann und wird nicht müde, Mitbewohner in den Gemeinschaftsraum zu bitten. Nicht jeder nimmt die Einladung an. Einer holt sich nur einen Kaffee und geht dann schnell in Freie, um eine Zigarette zu rauchen. Andere setzten sich dankbar an die Tafel und lassen sich gern nachschenken.

Ein älterer Mann erzählt, sein Betreuer habe ihn in ein Wohnhaus der Lebenshilfe Offenburg vermittelt und er dürfe dort kurz vor Weihnachten endlich neu anfangen. Ein jüngerer Mann berichtet, er lebe schon seit eineinhalb Jahren in Containern: „Das ist zu lang. Ich komme nicht zur Ruhe.“ Die warme Atmosphäre bei Kaffee und Kuchen bringt ihn zum Strahlen: „Das sollte es öfter geben, dass man einfach friedlich zusammensitzen kann.“

Es bleibt viel Kuchen übrig, aber das macht nichts. Jeder der Gäste lässt sich einen großen Teller voll für den nächsten Tag einpacken. Silke Schwab muss auch nicht allein aufräumen. Zwei hilfsbereite wohnungslose Männer packen ihr Geschirr, einen Tisch und die leeren Kaffeekannen in ihr Auto und bringen den Schlüssel umgehend zurück. Die Freiwilligen haben ihnen einen besonderen Tag beschert.

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