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Bei Minustemperaturen

Robertel war ein Naturmensch: Sasbacher Bürgermeister nimmt Stellung zum Tod eines Obdachlosen

Der Obdachlose Robertel ist bei Minustemperaturen in seinem freiwilligen Unterschlupf am Sasbacher Gewerbegebiet gestorben. Jetzt hat der Bürgermeister Stellung genommen.

Hier hauste und starb Robertel bei Schnee und Minusgraden. Er liebte die Freiheit und wählte die Obdachlosigkeit freiwillig, obwohl er andere Möglichkeiten angeboten bekam.
Hier hauste und starb Robertel bei Schnee und Minusgraden. Er liebte die Freiheit und wählte die Obdachlosigkeit freiwillig, obwohl er andere Möglichkeiten angeboten bekam. Foto: Roland Spether

Der obdachlose Mann, der vergangene Woche in Sasbach tot aufgefunden wurde, war vielen Mitbürgern bekannt. Manche rechneten auch damit, dass eines Tages seine Leiche in seinem Unterschlupf nahe des Sasbacher Industriegebietes entdeckt wird. Dies war dann auch tatsächlich am vergangenen Freitag gegen 12 Uhr der Fall.

Wenig später teilte die Polizei nach entsprechenden kriminalpolizeiliche Ermittlungen mit, dass es „keine Hinweise auf ein Verschulden Dritter“ gab. Nähere Angaben über die Todesursache könnten gegebenenfalls nach rechtsmedizinischen Untersuchungen gemacht werden.

Wie Bürgermeister Gregor Bühler in der Sitzung des Gemeinderates am 19. Dezember mitteilte, sei es tragisch, dass die Person so sterben musste. Ein Gewaltakt wurde aber ausgeschlossen.

Der 86 Jahre alte Mann habe die Obdachlosigkeit freiwillig gewählt und dies sei auch im Ort bekannt gewesen, zumal er sich seit Jahrzehnten für diese Lebensform entschied. Die Gemeindeverwaltung habe ihn jedes Jahr besucht. Immer wieder habe er betont, dass er so leben wolle.

Polizei war wenige Tage vor seinem Tod bei Robertel in Sasbach

Weiter berichtete der Bürgermeister davon, dass wenige Tage vor seinem Tod die Polizei bei ihm war. Sowohl die Polizei als auch die Gemeinde habe es schriftlich, dass der Mann die Obdachlosigkeit freiwillig wählte und dies auch so bleiben sollte, obwohl ihm andere Möglichkeiten angeboten wurden.

Nähere Details wollte Bühler nicht nennen. Es sei jedoch auf keinen Fall so, dass er verarmt gewesen wäre. Er verfügte über Geld und er sei auch nicht in einer Bedrohungslage gewesen.

Wie außerhalb des Gemeinderates zu hören war, muss der Verstorbene mindestens 15 bis 20 Jahre in einem von Obstbäumen und Gestrüpp überwucherten Acker an einem Feldweg nahe dem Industriegebiet gelebt haben. Mit Paletten hatte er sich einen Übergang über einen Graben geschaffen.

Die Leiche von Robertel ist am 16. Dezember entdeckt worden.
Die Leiche von Robertel ist am 16. Dezember entdeckt worden. Foto: Roland Spether

Sein Unterschlupf bestand aus dürftig zusammengesetzten Plastikplanen, Holzplatten und Paletten. An einer Feuerstelle hatte er sich gewärmt. Es wird auch berichtet, dass es Mitbürger gab, die den Kontakt hielten, mit ihm sprachen, sich um den Mann kümmerten und ihm etwa Kleidung und Lebensmittel brachten.

Das Leben in Räumen war nicht seine Sache. Er war ein Naturmensch, der die Freiheit brauchte, berichtete ein Bürger, der Robertel hin und wieder unterstützte.

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