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Elektrobefischung zwischen Schwimmbad und Martinstraße

Experten nehmen in Achern 7.000 Fische in der Acher unter die Lupe

Eine Aktion in der Acherner Martinstraße bot Passanten ein ungewohntes Bild. Warum Biologen und städtische Mitarbeiter betäubte Fische aus der Acher holten.

Elektrobefischung der Acher - Weshalb die Wasserbewohner zwischen Schwimmbad und Martinstraße betäubt, vermessen und gezählt wurden.
Wegen der Umgestaltung der Acher zwischen Schwimmbad und Martinstraße setzten Benjamin Schmieder (links) und sein Team die Fische unterhalb der Bahnlinie wieder aus. Foto: Roland Spether

Dass „Fischer“ mit Gummistiefeln in der Acher stehen, Fische mit Keschern einfangen und dann in Eimern aus dem Bach tragen, ist ein ungewohntes Bild. Es hat kürzlich bei manchem Passanten für einen kurzen Stopp auf der Brücke in der Acherner Martinstraße gesorgt.

Mögliche Sorgen der Bürger über ein unbefugtes Fischen in der Acher waren allerdings unbegründet. Denn bei diesen Fischern handelte es sich um Mitarbeiter des Fachbüros für Gewässerökologie in Offenburg, die unter der Leitung des Biologen Benjamin Schmieder eine sogenannte Elektrobefischung vornahmen.

Aktion soll Daten über Anzahl und Arten der Fische liefern

Ziel dieser war es, sowohl die Anzahl als auch die Arten der Wasserbewohner in der Acher zu erfassen, zu messen und zu dokumentieren. Die Fische wurden anschließend wieder westlich der Bahnlinie in der Acher freigesetzt.

Dort unterhalten das Land Baden-Württemberg und das Regierungspräsidium Freiburg bis auf Höhe Gamshurst ein umfangreiches Hochwasserschutz-Projekt, das analog der europäischen Wasserrahmenrichtlinie ökologisch hochwertigeren Lebensraum für die Gewässerbewohner schafft.

Für die Maßnahme wurde in einem etwa 300 Meter langen Bereich der Acher ein elektrisches Feld erzeugt, um die Fische für einen kurzen Moment zu betäuben und einzufangen. Nach dem Sichten, Bestimmen und Vermessen wurden die eingefangenen Fische umgehend in größere Wasserbehälter umgesiedelt.

Und das Ergebnis der Elektrobefischung, das Schmieder in einer genauen Auflistung der Fischarten mitteilte, förderte durchaus interessante Ergebnisse zutage. Demnach gehörte ein Großteil der knapp 7.000 erfassten Lebewesen zu den Fischarten Schmerle, Elritze und Döbel gefolgt von Gründling, Bitterling und Sonnenbarsch. Darüber hinaus wurden auch Schleien, Bachforellen, Hechte, Barben, Karpfen sowie ein Kamberkrebs eingefangen.

Elektrobefischung der Acher - Weshalb die Wasserbewohner zwischen Schwimmbad und Martinstraße betäubt, vermessen und gezählt wurden.
Durch den Aufbau eines elektrischen Felds wurden die Fische kurz betäubt, eingefangen und bestimmt. Anschließend wurden sie wieder ausgesetzt. Foto: Roland Spether

Aus dem Fischfang eine ökologische Aussage über die Qualität des Wassers in der Acher abzuleiten, war nicht der primäre Auftrag des Fachbüros. Vielmehr handelte es sich bei der Maßnahme nach Aussage von Georg Straub, Leiter des städtischen Fachgebietes Tiefbau, um eine wasserrechtlich geforderte Bergung des Fischbestandes im Gewässerabschnitt zwischen den Brücken am Schwimmbad und der Martinstraße mit anschließender Umsiedlung.

Dies war erforderlich geworden, um mit der naturnahen Umgestaltung der Acher und den Wasserbauarbeiten in diesem Bereich beginnen zu können. Wie Straub mitteilte, seien hier bereits die Vorprofilierung der Böschung vorgenommen und die Steinschüttung zur künftigen Sicherung des Böschungsfußes auf der rechten Seite realisiert worden.

Bauarbeiten im Gewässer und an Land stehen an

Es folgen die restlichen wasserseitigen Arbeiten zur Strukturverbesserung im Gewässerbett – wie Lenkbuhnen, Störsteine und ein Fischunterstand. „Bis Ende September sollen die Arbeiten an den beiden Gewässerkreuzungen für das Mittelspannungsnetz des Überlandwerks Mittelbaden dafür sorgen, dass die Arbeiten im Gewässerbett ihren Abschluss finden“, sagt Straub.

Danach werde der Fokus auf die landseitigen Arbeiten zur Herstellung der Hochwasserneutralität gelegt. Neben der Errichtung der Hochwasserschutzmauern und der Anlegung der Uferböschung werden auch vorbereitende Geländemodellierungen für den nachfolgenden Landschaftsbau sowie die Wiederherstellung des Geländes im Bereich des Umspannwerkes vorgenommen. Die Arbeiten sollen im November abgeschlossen werden.

Die Planung und Umsetzung war am 3. August vom Gemeinderat genehmigt worden. Da diese die Vorgaben der europäischen Wasserrahmenrichtlinie für eine strukturelle Verbesserung von Gewässern und Uferzone, Mindestwasserführung und ökologischer Durchgängigkeit erfüllt, werde sie laut Straub nach der Förderrichtlinie Wasserwirtschaft auch mit bis zu 85 Prozent gefördert.

Bei der baulichen Umsetzung würden zur Gewährleistung der Hochwasserneutralität ebenfalls Projekte realisiert, welche nachhaltig eine Verbesserung des Hochwasserschutzes in diesem Bereich schaffen.

Am 21. August erhielt die Stadt schließlich einen Fördermittelbescheid des Regierungspräsidiums Freiburg in Höhe von 802.400 Euro. Der Zeitplan sieht vor, im Nachgang der Wasserbauarbeiten die Arbeiten gemäß der beschlossenen Grünplanung im Spätjahr auszuschreiben, damit die endgültige Anlage und Entwicklung des Uferstreifens im Frühjahr 2024 abgeschlossen werden könne.

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