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85-Millionen-Investition

Illenauwiesen: Powercloud und Stadt Achern sind sich einig

Ein Bürogebäude für 200 Mitarbeitende der Firma Powercloud, ein Hotel mit 96 Zimmern und etwa 140 Wohnungen - dazu eine denkmalgeschützte Reithalle mit Markthalle und gastronomischer Nutzung und ein öffentlicher Park: Das ist das Konzept für die Illenauwiesen in Achern.

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Die Illenauwiesen in Achern: Hier will der einheimische Unternehmer Marco Beicht 85 Millionen Euro für einen "IT-Campus" investieren. Foto: Niklas Spether

Das 85-Millionen-Projekt von Powercloud auf den Illenauwiesen in Achern ist in trockenen Tüchern. Hier entstehen ein Bürogebäude, ein Hotel mit 96 Zimmern und etwa 140 Wohnungen. Oberbürgermeister Klaus Muttach spricht von einem „zukunftsweisenden Gesamtkonzept“.

Sondersitzung des Gemeinderats

Der Gemeinderat hat dem Mammutprojekt in einer nichtöffentlichen Sondersitzung seine Zustimmung gegeben – offenbar mit deutlicher Mehrheit. Der Oberbürgermeister freut sich über das nun vollständige Konzept für die über viele Jahre militärisch genutzten Illenauwiesen. „Dort können jetzt ein attraktiver, rund 16 500 Quadratmeter großer öffentlicher Park am Mühlbach entstehen, eine gastronomische Nutzung und ein Markt von Biobauern in der benachbarten Reithalle sowie ein hochwertiges Hotel, rund 17 000 Quadratmeter Wohnraum mit etwa 140 Wohnungen und der Sitz eines aufstrebenden IT-Unternehmens mit 200 Arbeitsplätzen“.

Jetzt wird der Bebauungsplan erstellt

Nach der grundsätzlichen Zustimmung zum städtebaulichen Konzept sowohl der Firma Powercloud wie auch der Eheleute Weber für die Reithalle wird die Verwaltung auf dieser Grundlage nun die zeichnerischen und schriftlichen Bestandteile eines Bebauungsplans entwerfen. Dieser wird, wie die Stadtverwaltung betont, öffentlich beraten – unter Beteiligung der sogenannten Träger öffentlicher Belange und der Bürger, die Anregungen äußern können. Im Zuge der Beratungen werde auch das Konzept für den Park am Mühlbach final verabschiedet. Vorgesehen ist in diesem Zusammenhang auch eine Brücke über den Mühlbach, die eine Verbindung für Fußgänger und Radfahrer zur Innenstadt herstellen soll.

„Prägende Architektur“

Das Bürogebäude und das Hotel werden nach Aussagen der Stadtverwaltung mit einer prägenden Architektur zur Illenauer Allee ausgerichtet sein. Zwischen der Reithalle und dem Bürohaus sowie den angrenzenden Häusern entsteht entsprechend der städtebaulichen Rahmenplanung ein öffentlicher Platz, der den zentralen Zugang zum Park am Mühlbach bildet. Dieser wird auch durch den „Spielanger“ zwischen den Baufeldern erschlossen. Die Wohngebäude sollen, wie es heißt,  als „offene Punkthäuser“, jedoch ohne eine Typenarchitektur, gestaltet werden, die nach dem Konzept von Powercloud über offene Kommunikationszonen verbunden sind. In zwei Tiefgaragen, die von der Illenauer Allee angefahren werden können, sind 320 Stellplätze für Autos sowie Fahrradabstellplätze eingeplant. Abgesehen von dem zentralen öffentlichen Parkplatz am nördlichen Ende der Illenauwiesen, soll das Areal weitgehend autofrei bleiben. Rettungs- und Entsorgungsfahrzeuge sind davon jedoch ausgenommen.

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INF_Achern_Umbau Foto: BNN

Baugebiet CO2-neutral

Ein innovatives Konzept ist für die Energieversorgung vorgesehen. „Wir freuen uns, dass auch dieses Baugebiet in der Summe Kohlendioxidneutral sein wird. Hierfür werden auf 3 500 Quadratmetern innerhalb des Mühlbachparks Erdkollektoren mit Hybridwärmepumpen installiert. Die Stromerzeugung erfolgt über Fotovoltaikanlagen.

„Hervorragender ökologischer Fußabdruck“

Mit dieser großen Investition des IT-Unternehmens Powercloud bekommt der Branchenmix bei den Betrieben in der Stadt eine weitere starke Säule, so Muttach. „Die Verbindung von Arbeitsplätzen und Wohnungen für Beschäftigte auf dem Areal ergibt gemeinsam mit dem CO2-neutralen Baugebiet einen hervorragenden ökologischen Fußabdruck, weil Fahrten zur Arbeit minimiert werden“. Außerdem werde Carsharing und eine Bushaltestelle für den öffentlichen Personennahverkehr das Gesamtkonzept ergänzen.

Wirtschaftlicher Magnet

Marco Beicht, Gründer und Chef von „Powercloud“ zeigte sich ebenfalls zufrieden. „Der Unternehmenscampus schafft für uns die Möglichkeit die Region nachhaltig zu stärken. Wir sind uns sicher, dass dieser für Achern zu einem nicht nur wirtschaftlichen Magnet wird.“ Powercloud werde das Jahr 2019 mit einer Umsatzsteigerung von über 60 Prozent abschließen und habe stark in das weitere Wachstum investiert. Nachdem am Standort Achern die Büroraum-Kapazitätsgrenzen mittlerweile erreicht wurden, habe man eine weitere Immobilie angemietet. Auf Gesellschafterebene habe man die Schaffung von 100 neu zu besetzenden Stellen im Jahr 2020 beschlossen.

CDU spricht von „großer Chance“

In Stellungnahmen haben die im Gemeinderat vertretenen Fraktion nach der Sondersitzung ihre Haltung zu dem Projekt erläutert. Die CDU zeigte sich davon überzeugt, dass es um eine „große Chance“ gehe, die sich einer Kommune nur selten biete. Die Union räumt ein, dass die vom Investor gewünschten Erweiterungen bei Verdichtung oder Gebäudehöhe „völlig ausgereizt“ seien – das reiche aber nicht aus, um das Projekt scheitern zu lassen. Der nun vorgelegte Entwurf gehe mit den heutigen Anforderungen der modernen Städteplanung und den Vorstellungen des Regionalverbands bezüglich innerstädtischer Nachverdichtung und Flächenschonung „weitgehend konform“.

Freie Wähler erwarten positive Impulse

Zustimmung kommt auch von den Freien Wähler. Sie sehen in dem Verkauf des Areals Illenauwiesen und der damit verbundenen Ansiedlung der Firma Powercloud eine zukunftsweisende Entscheidung: „Sowohl städtebaulich als auch wirtschaftlich erwarten wir positive Impulse für unsere Stadt.“

„Widerspricht dem Geist der Illenau“

Kritik kommt von der ABL-Fraktion: Sie bemängelt den „nicht von der Stadtverwaltung verschuldeten Zeitdruck“ und die Beratung hinter verschlossenen Türen. Das sei „völlig ungeeignet, die notwendige Transparenz der Entscheidungsfindung  zu gewährleisten“. Die ABL bemängelt, dass die ursprünglichen finanziellen, sozialen und architektonischen Intentionen der Planungen gegenüber den Interessen des Investors nicht ausreichend vertreten worden seien. Sie spricht von einer „völlig den Rahmen des bestehenden Illenauensembles in Stil, Kubatur und Höhenentwicklung widersprechende Neuplanung“. Dies stehe dem oft beschworenen Geist der Illenau entgegen.

Grüne wolllen Verbesserungen erreichen

Die Grünen hingegen sprechen von einer „etwas massiv wirkenden Außenfassade der Gebäude zur Illenauer Straße“. Hier wolle man Verbesserungen erreichen. Weiter heißt es in der Stellungnahme: „Bei unserer Entscheidung war uns wichtig, einem expandierenden einheimischen IT-Unternehmen am Standort Achern eine Zukunft zu geben.“

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