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Wechsel in Notunterkünften

Aufgeheizte Stimmung in Achern: Wohnungslose müssen Flüchtlingen weichen

In Achern ist der Ärger der Wohnungslosen aktuell sehr groß. Weil immer mehr ukrainische Flüchtlinge kommen, müssen sie in eine Container-Siedlung umziehen.

Zweistöckig aufgebaute Container zwischen Bäumen mit überwiegend geschlossenen Rollläden.
Wohnungslose Acherner müssen in die neue Containeranlage der Stadt bei den Tennishallen in der Nähe des Friedhofs umziehen. Foto: Michaela Gabriel

Die Flüchtlingswelle aus der Ukraine wirkt sich jetzt auf Acherner Wohnungslose aus. Mehreren Bewohnern der städtischen Notunterkunft in Oberachern wurde ein Umzug nach Achern in eine Container-Siedlung in der Morezstraße angekündigt. Dort müssen sich dann zwei Personen ein Zimmer teilen.

„Ihre aktuelle Unterkunft in der Oberen Bergstraße eignet sich aufgrund des Zuschnitts der Wohnungen sehr gut für die Unterbringung von Familien und Frauen mit Kindern. Zu diesen Unterkunftszwecken werden die Wohnungen zukünftig verwendet“, kündigt Hans Heizmann von der Stadtverwaltung Achern in einem Schreiben an die Wohnungslosen an.

Aufregung und Frust darüber seien groß, berichtet eine Frau, die sich ehrenamtlich um die Bewohner in der Obdachlosenunterkunft kümmert.

Die Bewohner fühlen sich rausgeschmissen und ihrer Privatsphäre beraubt.
ehrenamtliche Helferin in der Obdachlosenunterkunft

„Die Stimmung dort ist aufgeheizt. Die Bewohner fühlen sich rausgeschmissen und ihrer Privatsphäre beraubt“, sagt die Helferin. Sie selbst sei geschockt über das Vorhaben.

Man nehme den Ärmsten der Gesellschaft damit das weg, was für sie ein Zuhause geworden sei. Dass nicht alle Bewohner des „Hauses 58“ von der Umsetzung betroffen seien, sorge für zusätzlichen Unmut.

Hans Heizmann vom Fachgebiet Sicherheit und Ordnung bestätigt und begründet das Vorhaben. „Drei ältere Männer und zwei Frauen-WGs sollen bleiben“, sagt er.

Drei der sechs Wohnungen im „Haus 58“ werde die Stadt Achern für Flüchtlinge freimachen und renovieren. Die jetzigen Bewohner, die bisher meist ein Zimmer allein bewohnt haben, bekämen in der neuen Unterkunft auf jeden Fall einen Zimmergenossen.

Vorschläge dafür habe man den Betroffenen mitgeteilt. Der Platz reiche nicht mehr für ein Zimmer für jeden, so Hans Heizmann von der Polizeibehörde der Stadt Achern.

Dass Unterbringungsmöglichkeiten fehlen und über die Belegung von Sporthallen nachgedacht werde, sagte Oberbürgermeister Klaus Muttach (CDU) diesen Montag den Gemeinderäten in einer Sitzung des Bau- und Umweltausschusses.

„Der Zuzug ist gewaltig und wir haben keine freien Wohnungen. Wir sind blank“, so drückt es sein Mitarbeiter im Fachgebiet Sicherheit und Ordnung aus. Die Stadt bekomme nicht nur Menschen aus der Ukraine zugewiesen, sondern auch Asylbewerber.

Es seien mehr als in der Flüchtlingswelle 2015. Deshalb habe die Stadtverwaltung in der Morezstraße eine zweite Container-Wohnanlage mit Platz für 58 Personen aufbauen lassen.

Dorthin werden nicht nur acht wohnungslose Männer aus der Notunterkunft in Oberachern umziehen, sondern auch 28 Wohnungslose, die bisher in den Containern in der Güterhallenstraße bei Aldi in Achern lebten.

Sozialarbeiter betreuen die Menschen in den Containern

Die erste Wohncontainer-Anlage auf dem Parkplatz bei den Tennishallen in der Morezstraße, die bisher der Ortenaukreis betreibe, übernehme die Stadt Achern. Die Container in der Güterhallenstraße gebe sie zum 30. September zurück, erklärt Hans Heizmann weiter.

Die Betreuung der Menschen in den Containern werde von Sozialarbeitern im Auftrag des Landkreises und des Caritasverbandes Acher-Renchtal im Auftrag der Stadt geleistet.

„Wir erleben die Bewohner verunsichert und verängstigt durch die Nachricht, dass sie woanders hin müssen“, erklärt Carmelo Scalisi, Leiter des Sozialdienstes beim Caritasverband.

Wohnungslose haben in Achern aktuell keine Einzelzimmer mehr

Mehr als mit den Betroffenen zu sprechen und ihre Sorgen anzuhören, kann er nicht tun. „Wir lassen sie nicht allein. In der neuen Unterkunft werden wir mit dem Sozialdienst weiterhin vor Ort sein“, sagt er zu.

Dass das Zusammenleben vieler Wohnungsloser auf engerem Raum schwierig werden könnte, räumt Hans Heizmann ein. Mehrere Betroffene hätten ihn um die weitere Unterbringung in Einzelzimmern gebeten.

Dafür seien ethnische Unterschiede, Sprachprobleme und psychische Gründe angeführt worden, aber: „Darauf können wir leider keine Rücksicht nehmen.“

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