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Verhalten im Fokus

Warum in Achern Kameras den Verkehr beobachten

Autofahrer und Fahrradfahrer stehen in der Martinstraße in Achern unter Beobachtung. Drei Kameras sind an Teleskopstangen angebracht. Das Ziel: mehr Schutz für Radfahrer.

Eine Straße mit Gehweg und Bäumen. Neben einem Baum ragt eine Stange in den Himmel.
Kleine Kameras auf hohen Teleskopstangen wurden in der Martinstraße in Achern aufgestellt. Sie beobachten das Verhalten von Rad- und Autofahrern. Foto: Michaela Gabriel

In der Martinstraße in Achern beobachten drei Kameras den fließenden Verkehr. Dahinter stecken Vorbereitungen auf Maßnahmen zum Schutz von Radfahrern. Dass die Martinstraße mit Schutzstreifen ausgestattet werden soll, steht schon fest. Wie genau, ist noch offen.

Sie stehen auf silbergrauen dünnen Teleskopstangen im zwei Baumquartieren am Straßenrand. Ihre Sicherung mit Schlössern und rot-weißen Bändern ist auffälliger als der Rest der Apparaturen. Am Ende der Stangen in vier bis fünf Metern Höhe sitzen kleine schwarze Trichter, in denen die Kameraaugen versteckt sind.

Eines schaut nahe dem Kreisverkehr vor dem Pflegeheim Villa Antika in Richtung Stadtmitte. Zwei weitere stehen unweit der Einmündung Am Stadtbächel vor einem Mehrfamilienhaus.

Kameras sollen Verkehrsverhalten in Achern analysieren

„Verkehrszählung“ steht auf einem in Folie eingeschweißten Schild bei dieser Beobachtungsstation. Wer Fragen habe, könne sich per Telefon oder E-Mail an RS Ingenieure in Achern wenden.

Doch gezählt werden die Fahrzeuge gar nicht. „Es geht um das Verhalten der Radfahrer und Autofahrer in der Martinstraße auf dem Abschnitt zwischen Allerheiligenstraße und Illenauer Straße.“ So erklärte es Bürgermeister Dietmar Stiefel (parteilos) den Stadträten im Bau- und Umweltausschuss.

Auf den Videos, die hier aufgenommen werden, seien keine Gesichter und keine Kennzeichen zu erkennen, so Stiefel: „Wer ganz gut ist, kann vielleicht noch den Autotyp erraten.“ Dem Datenschutz werde damit „ausreichend Rechnung getragen“.

Anschauen werden sich die Aufzeichnungen Experten, die sie im Auftrag des von der Stadt engagierten Ingenieurbüros auswerten. Man wolle wissen, ob unterschiedlich breite Schutzstreifen sich unterschiedlich auf das Verhalten der Verkehrsteilnehmer auswirken und wie sich der Verkehrsfluss dabei entwickle.

Anwohner beschwert sich über zu schnelle Autofahrer

Aktuell ist die Martinstraße in ihrem mittleren Abschnitt eine Umleitung um die Baustelle in der Illenauer Straße. Seit dem 22. Januar gilt beidseitig ein absolutes Halteverbot, damit der Verkehr fließen kann. „Gefahren wird hier viel zu schnell“, sagt einer der Anwohner.

Wenn gerade keine Kontrolle sei, sei deutlich mehr als die erlaubten 30 Kilometer pro Stunde üblich. Besonders auffällig sei das nachts. Mit geparkten Autos am Straßenrand sei das nicht anders als ohne.

Sein Fahrzeug einfach an den Straßenrand zu stellen, wird auch in Zukunft nicht mehr erwünscht sein. Sobald Fahrradschutzstreifen kommen, schließen sie das Parken an der Bordsteinkante aus. Dass sie kommen, habe der Gemeinderat bereits beschlossen, erklärt Markus Metz, Radverkehrskoordinator der Stadt Achern.

Am 24. Oktober 2022 stimmten die Räte der Umsetzung einer ganzen Reihe von Radverkehrsmaßnahmen zu. Darunter waren die bereits eingeführten Fahrradstraßen und die bisher nicht umgesetzten beidseitigen Schutzstreifen in der Martinstraße zwischen Allerheiligenstraße und Hornisgrindestraße.

In der Martinstraße gibt es oft heikle Situationen. 
Markus Metz
Radverkehrskoordinator der Stadt Achern

„In der Martinstraße gibt es oft heikle Situationen. Ich erlebe es selbst, wenn ich mit Rad in die Stadt fahre“, so Metz. Wer als Radfahrer an parkenden Autos vorbeimüsse, könne in Konflikte geraten. Die Verkehrsbeobachtung werde in mehreren Stufen verlaufen. Aktuell werde aufgezeichnet, wie sich Rad- und Autofahrer ohne Schutzstreifen verhalten.

Anfang April sollen zunächst 1,25 Meter breite Schutzstreifen probehalber aufgemalt werden. Ein paar Wochen später werde auf 1,50 Meter breite Schutzstreifen wie in der Sasbacher Straße umgestellt. Zum Schluss der Untersuchung werde man die Markierungen wieder entfernen und das Verhalten der Verkehrsteilnehmer mit geparkten Autos am Straßenrand beobachten.

Ein Acherner Fahrlehrer, der nicht namentlich genannt werden möchte, hält die Schutzstreifen für sinnvoll. Sie seien eine Hilfe für Radfahrer, die sich damit sicherer fühlen sollen. Für Autofahrer ändern sie jedoch wenig, erklärt er.

Denn beim Überholen eines Radfahrers müssen sie immer einen Abstand von mindestens 1,50 Meter zum Radfahrer einhalten. Dabei sei es egal, ob er auf einem Schutzstreifen unterwegs ist oder nicht. Die Schutzstreifen dürfen auch die Autofahrer benutzen, wenn es eng werde und gerade kein Radfahrer behindert werde.

Wann die Ergebnisse der Verkehrsbeobachtung vorliegen werden, ist noch offen. Auch der Zeitpunkt der Umsetzung der Schutzstreifen in der Martinstraße steht bisher nicht fest. Es sei geplant, dafür Fördermittel zu beantragen, so Markus Metz.

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