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Bau- und Umweltausschuss

Kommunale Wärmeplanung in Achern: Fachgutachten ist reif zur Verabschiedung

Über die noch wenig konkreten Inhalte herrscht unter den Stadträten in Achern Ernüchterung. Bis zur konkreten Umsetzung scheint es ein weiter Weg zu sein.

Das Thermostat einer Heizung steht auf Stufe drei.
Für die Nutzung der Abwärme von Biogasanlagen nahe Wagshurst und nahe Gamshurst und für den Aufbau einer Nahwärmeversorgung der Schulen in der Kernstadt werden Machbarkeitsstudien auf den Weg gebracht - hier ein Symbolbild. Foto: Hendrik Schmidt picture alliance/dpa

Es ist reif für die Verabschiedung durch den Gemeinderat, aber dennoch unausgegoren: das Fachgutachten zur kommunalen Wärmeplanung der Stadt Achern.

Dem ersten Aufschlag werden weitere Untersuchungen und konkrete Planungen folgen müssen. Der Bau- und Umweltausschuss des Gemeinderates kommentierte das Ergebnis wenig begeistert.

19 Reaktionen auf Fachgutachten

140 Seiten voller Bestands- und Potenzialanalysen sowie dem Zielszenario lagen dem Ausschuss am Montag vor. Er kannte sie bereits aus der öffentlichen Vorstellung des Entwurfs im Oktober.

285 Behörden, Verbände, Unternehmen und andere wurden dazu um ihre Stellungnahmen gebeten. 19 Reaktionen gingen bei der Stadtverwaltung ein und führten zu kleinen Änderungen im Gutachten.

Gebhard Glaser von den Freien Wählern kam das mau vor. Im Vergleich sei das gut, erklärte Nina Weiß von der Badenova Netze GmbH, die das Gutachten für die Stadt Achern mit erstellt hat. In anderen Städten und Gemeinden habe es gar keine Reaktionen gegeben.

„Das Thema ist wichtig für den Klimaschutz, aber es dringt irgendwie nicht durch“, stellte Glaser fest. Die Zahlen aus 2019 sagten aus, dass der Anteil erneuerbarer Energien an der Erzeugung der für Gebäude benötigten Wärme nur bei 14 Prozent liege.

Wann es dazu neuere Zahlen gebe, wollte er wissen. Inzwischen wäre eine Bilanzierung für 2021 möglich, sagte Nina Weiß. Die Zahlen seien vor wenigen Wochen bereitgestellt worden.

Den Anteil neu zu berechnen, sei ein Thema für die neue Klimaschutzmanagerin der Stadt. Weil die Stelle seit Oktober 2022 unbesetzt ist und frühestens zum 15. April neu besetzt werden kann, wurde die Wärmeplanung nicht wie vom Gesetzgeber verlangt Ende 2023 fertig.

Gemeinderäte in Achern fordern konkrete Perspektiven

Weil das Gutachten erst einmal wenig konkrete Maßnahmen enthält, forderten die Räte konkrete Perspektiven. „Die Zeit drängt. Wann steht die Strategie?“, wollte Markus Singrün (SPD) wissen.

Das könne der derzeitige Plan noch gar nicht leisten, antwortete Bürgermeister Dietmar Stiefel (parteilos). Es handle sich um ein „sehr langfristiges Projekt“. Vieles müsse noch näher untersucht werden.

„Was kostet es, ein Haus an ein Nahwärmenetz anzuschließen?“, fragte Nils Günnewich von den Grünen. Darauf hatte die Expertin keine konkrete Antwort.

Laut Nina Weiß sieht die Wärmeplanung vor, dass drei Machbarkeitsstudien auf den Weg gebracht werden: für die Nutzung der Abwärme von Biogasanlagen nahe Wagshurst und nahe Gamshurst und für den Aufbau einer Nahwärmeversorgung der Schulen in der Kernstadt. „Perspektivisch“ könne man in diesen Bereichen Wärmenetze in Angriff nehmen.

CDU-Fraktion in Achern ist „desillusioniert“

Desillusioniert sei man in der CDU-Fraktion, sagte Fraktionschef Karl Früh. Die Umsetzung werde noch Jahre dauern.

Man habe konkrete Vorstellungen gehabt: ein Nahwärmenetz für das neue Ortenau Klinikum, das benachbarte Gymnasium und umliegende Gebäude. Oder ein Wärmenetz für die öffentlichen Gebäude im Ortskern von Oberachern.

Die Stadt müsse mit gutem Beispiel vorangehen, um eine Klimaneutralität im Jahr 2040 zu erreichen. Tatsächlich stehe man aber noch ganz am Anfang. Von einer Nutzung der Geothermie, auf die Landrat Frank Scherer auf Kreisebene setze, sei in Achern noch gar keine Rede. „Wir müssen mehr Gas geben“, so Karl Frühs Appell.

Die Bürger drängen derzeit nicht auf konkrete Lösungen, machte Stadtplaner Carlo Frohnapfel deutlich. Als im vergangenen Jahr mögliche kurzfristige Neuregelungen im Gebäude-Energiegesetz diskutiert wurden, habe es viele Anrufe im Rathaus gegeben.

Die Bürger wollten konkreten Rat, was sie in Bezug auf ihre Heizung machen dürfen, sollen und müssen. Seitdem klar sei, dass es längere Fristen zum Umstieg auf mehr als 15 Prozent erneuerbare Energien gebe, erhalte man zu diesen Fragen keine Anrufe mehr.

Biogasanlage mit Potenzial?

Rosa Karcher (CDU) bezeichnete eine vorhandene Biogasanlage als „großes Potenzial“. Sie arbeite mit Gülle und könne Energie liefern, auch wenn keine Sonne scheine und kein Wind wehe.

Eberhard Dinger von der Acherner Bürger Liste (ABL) hatte die Befürchtung geäußert, der Betrieb einer Biogasanlage könnte den Anbau von mehr Mais nach sich ziehen.

Maispflanzen erzeugten Sauerstoff, sagte Rosa Karcher. Sie trügen dennoch nicht zur Verbesserung der CO₂-Bilanz bei, konterte Manfred Nock (ABL). Gerhard Federle (CDU) riet dazu, dass sich alle Gemeinderäte über die Vorteile und möglichen Probleme einer Biogasanlage informieren sollten.

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