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Haus 1680 erbaut

Künstler des Leopold-Denkmals lebte auf Bauernhof am Illenbach in Oberachern

Sein Denkmal zu Ehren des Großherzogs Lepold von Baden sorgt bis heute für Zündstoff: Der Steinbildhauer André Friedrich lebte auf einem idyllischen Bauernhof am Illenbach.

Alte Häuser Serien - 1680 Haus Illenbach in Oberachern - Hier wohnte der Bildhauer des umstrittenen Leopold-Denkmals in Achern
Das Haus Illenbach von 1680 gehört zu den ältesten in der Stadt, hier wohnte der berühmte Bildhauer André Friedrich, der auch das umstrittene Leopold-Denkmal in Achern schuf. Foto: Roland Spether

Der Illenbach plätschert ruhig vor sich hin, Tiere weiden auf saftigen Wiesen, Vögel zwitschern aus dem Wald. Ein altes Fachwerkhaus ist hinter hohen Bäumen kaum zu sehen. Wie in einem Dornröschenschlaf ist das Haus von 1680 eingebettet in eine herrliche Natur.

Es befindet sich in einem alten Oberacherner Gewann und die Zeit scheint stillzustehen – würden nicht junge Leute den Bauernhof im Nebenerwerb bewirtschaften, Obst zu Schnaps brennen und Tieren einen weiten Auslauf ermöglichen.

Es gibt eine Karte von 1609, auf der Hof und Namen Illenbach eingezeichnet sind.
Markus Bruder
Ortshistoriker

In fünfter Generation ist Anna Huber Eigentümerin des Anwesens, es blieb in Familienbesitz und gehört zu den ältesten in der Stadt. „Es gibt eine Karte von 1609, auf der Hof und Namen Illenbach eingezeichnet sind“, so der Ortshistoriker Markus Bruder (Sasbachwalden), der die Hofbesitzer erforschte.

Auf der Karte liegt das Illenbacher Haus mit Umzäunung, etwas entfernt vom Ortskern, der sich um die Dorfkirche formierte. Auch der „Illenbach Fluß“, die Acher und die Nachbarorte Kappelrodeck, Sasbach und Sasbachried sind abgebildet.

Auf dem Hof gab es von 1747 bis 1826 sechs Ehen

Das Haus hat einen typischen Kniestock, deshalb muss es vor 1700 erbaut worden sein. Wie Bruder herausfand, gab es zwischen 1747 und 1826 drei Männer, fünf Frauen und sechs Ehen auf dem Hof. Denn der Bauer im Illenbach, Michael Hodapp aus Kappelrodeck, heiratete am 20. November 1747 Maria Baumann aus Waldulm. Die Ehe währte allerdings nur zehn Jahre.

Der Bauer starb und die Witwe heiratete vier Monate später Johann Georg Krey, der wiederum am 12. April 1760 seine Ehefrau zu Grabe tragen musste. Zwei Monate später heiratete er Katharina Huber aus Sasbachwalden, die mit 34 Jahren starb, so dass der Bauer wieder alleine war und sich eine Frau suchen musste.

Steinbildhauer André Friedrich erhält Auftrag für ein neues Denkmal in Sasbach

Er fand sie in Barbara Joggerst aus Önsbach, am 6. Mai 1765 wurde Hochzeit gefeiert. Es folgten 30 glückliche Jahre. Beide starben 1795 im Abstand von drei Monaten. Drei Generationen später, am 9. Juli 1829, heiratete Maria Anna Weber, Tochter von Philipp Jakob Weber und Christina Busam, den Steinbildhauer André Friedrich aus Ribeauvillé im Elsass.

Nach Studien und Arbeiten in Wien, Prag und Berlin kehrte er 1826 in die Heimat zurück und erhielt von der französischen Regierung den Auftrag für ein neues Denkmal mit Bild von Marschall Turenne in Sasbach. Er verlegte er seinen Wohnsitz in den Illenbach-Hof, verliebte sich in die 22-jährige Tochter des Hauses und hatte nur einen Katzensprung bis zur Turenne-Allee, um an dem acht Meter hohen Obelisken aus Achertäler Granit zu arbeiten.

„Mit seiner geliebten Pfeife im Munde sah und hörte man den jungen Künstler im Atelier wirken“, schrieb der Historiker Eugen Beck 1957 in „Die Ortenau“ über den Bildhauer und seine Werke in Baden und im Elsass. Dazu gehörten das Meister-Erwin-Denkmal in Steinbach, der „Kartoffelmann“ Sir Francis Drake in Offenburg, das Melanchthon-Denkmal in Bretten, der Brunnen auf dem Glockenplatz in Ribeauvillé.

Auch das Leopold-Denkmal in Achern und die Christusfigur auf dem Waldfriedhof Oberachern stammen von ihm. Dieses Grabmal widmete er der Familie Weber-Busam und seiner geliebten Tochter Amalie (20), die 1854 starb. Doch von 1830 bis 1839 starben weitere vier Kleinkinder, seine Ehefrau und das sechste Kind in ihrem Bauch überlebte den Kaiserschnitt am 8. Oktober 1838 in Straßburg nicht.

Sein Denkmal zu Ehren des Großherzogs Lepold von Baden sorgt für Zündstoff

Das muss ein großes Leid für den Mann gewesen sein, der in kurzer Zeit siebenmal am Familiengrab stand. Dennoch blieb er stark und gab nicht auf. Den Stammbaum der Familie erstellte der Ahnenforscher Paul Meyer (Großweier) und er fand heraus, dass sich der leidgeprüfte Künstler wieder verliebte und am 19. März 1839 in Straßburg die Marie-Antoinette Momy heiratete. Mit ihr hatte er vier Kinder.

Er starb am 11. März 1877 in Straßburg. Mitten in Achern erinnert ein Denkmal zu Ehren des Großherzogs Lepold von Baden (1790-1852) an ihn, das er während seiner Zeit im Illenbacher Haus schuf und das bis heute für Diskussionsstoff sorgt. Denn Achern war 1848/49 ein Revolutionsnest mit vielen freiheitsliebenden Bürgern, die gegen die Unterdrückung des Großherzogtums kämpften.

Deshalb ließ Leopold die Revolution und damit die Forderungen nach Einigkeit, Recht und Freiheit mithilfe der Preußen blutig niederschlagen. André Friedrich machte fünf Jahre später der Stadt das Angebot für eine Leopold-Büste mit der Krönung durch „Achern“. Die Gemeinderäte stimmten dem Werk zu, was allerdings deren Geheimnis blieb. Für die Revolutionäre war dies ein Schlag ins Gesicht.

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