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Modebranche beginnt umzudenken

Nachhaltige Kleidung ist in Bühl noch schwer zu finden

Ist das Thema Nachhaltigkeit auch in der Modebranche angekommen? Mit nachhaltigen Produkten lässt sich toll werben, das haben viele Einzelhändler, auch in Bühl, inzwischen erkannt. Der Einzelhandel beginnt umzudenken, da die nachhaltige Mode im Kommen ist.

Jeans aus PET-Flaschen: Nachhaltige Mode ist im Kommen, bestätigt Simone Vetter (rechts) vom Modehaus Pfeiffer – wenn auch manchmal schwer zu erkennen.
Jeans aus PET-Flaschen: Nachhaltige Mode ist im Kommen, bestätigt Simone Vetter (rechts) vom Modehaus Pfeiffer – wenn auch manchmal schwer zu erkennen. Foto: cm

Nachhaltigkeit ist für viele Branchen das Gebot der Stunde: Lebensmittel sollen umweltfreundlicher angebaut, Autos und Maschinen ressourcensparender betrieben werden. Mit nachhaltigen Produkten lässt sich nicht nur Gutes tun, sondern auch toll werben, das haben viele Einzelhändler, auch in Bühl, inzwischen erkannt.

Doch ist das Thema Nachhaltigkeit auch in der Modebranche bereits angekommen? Ja, glaubt Ralph Pfeiffer. Er leitet gemeinsam mit seiner Schwester Simone Vetter das Modehauses Pfeiffer in Bühl und ist überzeugt: „Mode ist Zeitgeist. Das Thema Nachhaltigkeit geht nicht an uns vorüber.“ Sein Haus vertreibe beispielsweise Leicht-Daunen-Jacken oder Jeans, die aus recycelten Rohstoffen wie alten PET-Flaschen hergestellt wurden.

Modebranche und Einzelhandel beginnen umzudenken

„Alle unsere Lieferanten haben das Thema auf ihrer Agenda“, betont Pfeiffer. Eine Besonderheit inhabergeführter Einzelhändler? Auch Bernd Peters, Inhaber des gleichnamigen Kaufhauses, bestätigt, dass Produzenten und Einkaufsverbände auf das Thema aufmerksam geworden sind. So habe der größte deutsche Einkaufsverband kürzlich eine Abfrage seiner Lieferanten zum Thema Nachhaltigkeit gestartet.

Peters weiß aber auch: Viele Lieferanten kommunizieren ihre Bemühungen nicht richtig. „Eine gute Portion Transparenz ist wichtig“, so Peters, damit Kunden gezielt eine Entscheidung treffen könnten. „Gesetzesvorschriften sind das eine, aber Bewusstsein ist das andere.“ Welche Kleidungsstücke nachhaltig hergestellt werden, ist für Verbraucher aber immer noch mühsam zu erkennen.

Siegelvielfalt erschwert Kaufentscheidung

Spezielle Nachhaltigkeitssiegel oder -labels geben nur eine begrenzte Orientierung. Es sind mittlerweile einfach zu viele, die zudem auf unterschiedliche Aspekte Bezug nehmen – von den Rückständen im Produkt über die Umweltbelastungen bis hin zu Sozialstandards für Näherinnen und Arbeiter. Eine fundierte Entscheidung ist da schwer zu treffen.

Dabei „hat der Konsument heute eine große Verantwortung“, stellt Beate Link fest, Sachbearbeiterin für Umweltschutz in der Abteilung Stadtentwicklung bei der Stadt Bühl. Nachhaltige Produkte seien wenig gereist, wenig behandelt, wenig verpackt und würden mit wenig Wasserverbrauch und Abwässern produziert – Bedingungen, wie sie in Europa verbreiteter seien als beispielsweise in Asien.

Der Konsument hat eine große Verantwortung
Beate Link, Umweltschutz Stadt Bühl

Verbraucher können auch auf heimische Rohstoffe wie Leinen, Hanf oder Schafwolle ausweichen, rät Link. Auf der Homepage der Christlichen Initiative Romero fänden Verbraucher zudem Hinweise auf vertrauenswürdige Siegel.

Glaubwürdig und weit verbreitet sei etwa das GOTS-Siegel (Global Organic Textile Standard), das die gesamte Warenkette im Blick habe. So zertifizierte Kleidung enthalte mindestens 70 Prozent biologisch erzeugte Naturfasern. Auch die Fairtrade-Siegel und das Zeichen der Fair Wear Foundation (FWF) stünden besonders für faire Arbeits- beziehungsweise Produktionsbedingungen.

Wer sich nachhaltig kleiden möchte, sollte vor allem auf Qualität achten. Wertige Kleidung kann da auch einem zweiten oder dritten Besitzer gut zu Gesicht stehen. Secondhand-Läden und Kleiderflohmärkte sind schon seit langem Trend.

Vorbei sind die Zeiten, in denen Kunden von Secondhand-Läden beim Verlassen des Ladens am liebsten nicht erkannt werden wollten, bestätigt Alma Engel. Sie führt Bühls bislang einzigen Secondhand-Laden und hat selbst immer gern gebrauchte Kleider gekauft.

Qualität spielt eine Rolle

Anfang Dezember ist sie bereits zum zweiten Mal innerhalb von Bühl umgezogen – vom Hugo-Fischer-Weg in noch größere Räume in der Franz-Conrad-Straße. Discounter-Kleidung komme ihr aber weiterhin nicht an die Stange. „Qualität spielt eine wichtige Rolle“, so Engel.

In ihrem Laden kaufen Frauen jeden Alters ein, teils aus Kosten-, teils aus Umweltschutzgründen. „Man muss Zeit mitbringen“, wirft eine Kundin ein, dafür finde man aber immer außergewöhnliche Kleider, die eben nicht jeder hat. Und tue damit auch noch etwas für die Umwelt, ergänzt Engel.

Für Bernd Peters ist Nachhaltigkeit eine Aufgabe, die nicht nur seine eigene Branche trifft – und die sich nicht nur auf die Ware beschränkt. Er hat seine Häuser mit neuen, sparsameren Heizungsanlagen ausgestattet, die Filiale in Freudenstadt bekam zudem eine Solaranlage aufs Dach. „Alle sind in der Pflicht“, sagt er.

Wie auch Peters ist Ralph Pfeiffer überzeugt, dass am Ende aber der Kunde die Entscheidung trifft, wie nachhaltig seine Kleidung sein soll. Dazu gehöre auch die bewusste Entscheidung für den Einzelhandel und gegen das Shoppen im Internet mit unzähligen Verpackungen und langen Transportwegen.

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