Dass Ismael aus der Türkei am Lenker eines LKW aus Litauen sitzt und für eine Firma in Polen Waren über deutsche Autobahnen transportiert, war bei einer Bescherung auf dem Euro Rastpark beim Achernsee eine etwas andere Weihnachtsgeschichte.
„Frohe Weihnachten, wir bringen kleine Geschenke“, hieß es am ersten Weihnachtstag, als die Familie von Evi, Pasquale und Joel Belmonte mit vielen Helfern und 520 Päckchen unterwegs war, um gestrandeten LKW-Fahrern fern der Heimat auf Rasthöfen zwischen Offenburg und Baden-Baden eine Weihnachtsfreude zu machen.
Dazu hatten die fleißigen „Weihnachtsmänner“ von Narrenzünften und der Feuerwehr Appenweier allerlei Gelegenheit. Allein auf dem Rastpark in Achern waren fast alle der 115 Stellplätze während der Feiertage belegt, darunter sehr viele Fahrzeuge mit Nummernschildern aus dem Baltikum, Polen, Tschechien und anderen europäischen Ländern.
„Wir feiern ein Fest, für das uns die LKW-Fahrer die ganzen Köstlichkeiten liefern“, sagt Pasquale Belmonte, der sich deshalb wie alle anderen Helfer gerne Zeit für diese Aktion nimmt.
Monatelang von den Familien getrennt
Die Fahrer hielten die Lieferketten aufrecht und seien dafür oft wochen- und monatelang von ihren Familien weg, deshalb sei es wichtig, sie auch wertzuschätzen, so der Initiator der Aktion.
Die LKW standen in Reih und Glied, deren Fahrer waren bereits am Tag vor Heiligabend aufgrund des Fahrverbotes am Achernsee „gestrandet“ und mussten sich über die Feiertage irgendwie die Zeit vertreiben, bis sie in der Nacht des zweiten Weihnachtstages wieder die Motoren anwerfen und auf Tour durch Europa rollen konnten.
Es war schon immer der Herzenswunsch meines Mannes.Evi Belmonte, Helferin
Auch wenn die Fahrer kaum Deutsch sprachen, die weihnachtliche Geste der unverhofft überreichten „Päckle“ haben sie sehr wohl verstanden und sich darüber auch richtig gefreut. Denn fernab der Heimat von fremden Menschen beschenkt zu werden, hatten Fahrer wie zwei Männer aus Belarus nicht erwartet, die mit voll beladenen Autotransportern darauf warteten, die Fahrt nach München fortzusetzen.
Was 2020 während der Coronazeit unter dem Motto „Es war schon immer der Herzenswunsch meines Mannes, an Weihnachten den LKW-Fahrern auf den Parkplätzen entlang der Autobahn eine Freude zu bereiten“ (Evi Belmonte) begann, entwickelte sich zu einer großen Initiative. Da 2020 der Acherner Weihnachtsmarkt ausfiel und die Familie Belmonte ihren Imbissstand nicht aufbauen konnte, wurden 50 Päckchen mit süßen Leckereien bestückt und an der Renchtal-Raststätte verteilt.
Zahl der Spender nimmt zu
Durch Mund-zu-Mund-Werbung und Aufrufe in den Sozialen Medien kamen 2021 von Vereinen, Privatleuten und Firmen Geschenke für 413 Päckchen zusammen und diesmal waren es 100 Weihnachtspakete mehr, die den Fahrern das lange Warten bei der Lenkpause über die Feiertage versüßten.
Überall hin, nur nicht in die Ukraine
Wie bei den beiden jungen ukrainischen Fahrern Roman und aus Lwiw, die mit einem polnischen Fahrzeug unterwegs sind. Wer weiß, wie lange die Fahrer schon auf Tour waren und wann sie wieder ihre Familien sehen. Doch in ihr Heimatland werden sie aufgrund des Krieges so schnell nicht fahren.
Denn dann kann es ihnen passieren, dass sie zur Armee eingezogen werden und kämpfen müssen. Dann bleiben sie doch lieber hinter dem Lenkrad sitzen und fahren von Polen nach Frankreich, von dort nach Estland und dann in Richtung Süden nach Italien.