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Bestatter aus Achern berichten

Trauer unter erschwerten Bedingungen: Was das Coronavirus mit Beerdigungen macht

Die Situation in einem Trauerfall ist schlimm genug – das Coronavirus macht die Sache noch viel schwieriger, für die Angehörigen, aber auch für die Bestattungsunternehmen. Bestatter aus Achern und dem Umland berichten, was das bedeutet.

Bestatter
Ein Großteil der Arbeit der Bestatter bestand in den vergangenen Wochen darin, Angehörige von Verstorbenen über die jeweils aktuellen Corona-Regelungen aufzuklären, die sich allerdings immer wieder schnell änderten. Foto: Heiko Lossie/dpa

Abschied nehmen auf Distanz: Die Situation in einem Trauerfall ist schlimm genug – das Coronavirus macht die Sache noch viel schwieriger, für die Angehörigen, aber auch für die Bestattungsunternehmen.

Höchstens 50 Trauergäste unter freiem Himmel sind derzeit gemäß Verordnung der Landesregierung erlaubt, zuvor war es „nur der engste Familienkreis“ – mitunter eine enorm schwierige Entscheidung für die Beteiligten. Ob die Obergrenze ausgenutzt oder doch eine geringere Zahl an Personen zugelassen wird, das handhabe jede Kommune je nach Kapazitäten unterschiedlich, sagt Martin Schlichting von Bestattungen Schlichting, die unter anderem in Lauf vertreten sind. „Das ist ein einziger Flickenteppich“.

Großteil der Arbeit bestand aus Aufklärung

Die Kunden auf Distanz zu beraten, sei es klassisch am Telefon oder per Videochat, sei nicht leicht gewesen. Der Großteil der Kunden komme aber zu zweit – und mit Abstand – persönlich ins Unternehmen, sagt Schlichting. „Die Mehrzahl fand es sehr schade, dass Trauerfeiern unter Einschränkungen stattfinden müssen“, so seine Beobachtung.

Bei Feuerbestattungen sei mitunter auf weitere Lockerungen und eine größere erlaubte Anzahl an Gästen spekuliert und den Bestattungstermin um mehrere Wochen verschoben worden. Aufzuklären, welche Regelungen gerade gelten, und was nicht geht, habe in den vergangenen Wochen den Großteil seiner Arbeit ausgemacht, sagt Schlichting – wie in allen anderen Bereichen auch, hatten sich die Vorgaben aber ständig geändert.

Inzwischen sei Corona Teil des Alltags geworden, sagt Martin Schlichting. Dieser könne in dem Beruf in der Praxis aber nicht immer eingehalten werden. Auf Virenschutz wird auch bei der Vorbereitung auf eine Bestattung ganz besonders geachtet. So wird der Körper samt desinfiziertem Mundschutz in ein in Desinfektionsmittel getränktes Leichentuch und einen „Bodybag“ gehüllt.

Der ebenfalls desinfizierte Sarg wiederum wird sofort geschlossen und eigens kennzeichnet – wichtig zum Schutz von Trägern und Friedhofspersonal. „Es gibt so viele Vorschriften, dazu gehört eben auch, dass nicht aufgebahrt werden darf“, sagt auch Maximilian Schwenk vom gleichnamigen Bestattungsinstitut in Mösbach. „Das ist für viele Angehörigen sehr schwierig. Einige Familien kamen damit gar nicht zurecht, mussten es aber hinnehmen“.

Bestatter sind auf Hinweise angewiesen

Für ihren eigenen Schutz vor dem Virus – ebenso wie vor anderen Krankheiten – seien die Bestatter darauf angewiesen, dass Angehörige auf mögliche Infektionen hinweisen, wenn ein Verstorbener von zu Hause abgeholt wird. In Krankenhäusern würden von vorneherein Vorsichtsmaßnahmen getroffen.

Entsprechende Schutzkleidung gegen übertragbare Krankheiten müsse auch in „normalen“ Zeiten immer wieder zum Einsatz kommen, „aber nicht in dem Maß wie jetzt“, sagt Schwenk. Tuberkulose oder resistente Krankenhauskeime nennt Martin Schlichting als weitere Beispiele. Aerosole, die Coronaviren enthalten könnten, entstünden eventuell beim Umlagern eines Körpers.

Nicht nur negativ ist die Situation aus Sicht von Andrea Fischer, die beim Bestattungsunternehmen Martin Fischer in Sasbach für die Abwicklung zuständig ist: „Manche Angehörige fanden es gerade angenehm, im kleinsten Familienkreis zu sein: Weniger sei oft mehr. Wir selbst versuchen, für die Menschen da zu sein, ohne ihnen nah zu kommen“. In einer Zeit der Einschränkungen hätten die Menschen mitunter mehr Sinn – und auch Zeit – um Abschied zu nehmen, als im sonst schnelllebigeren Alltag.

Bei der Bestattung selbst würden viele Angehörige kreativ, brächten Musik per Lautsprecher mit oder Musiker, die die Feier aus der Ferne vom Friedhofsrand mitgestalten. Auch, dass nicht aufgebahrt wird, sei für manche Menschen gut: „Nicht jeder kann das ertragen. Die Begleitung durch uns Bestatter ist deshalb umso wichtiger“.

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