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Ortenaukreis hat sich vorbereitet

Wenn der Blackout droht: Landratsamt rät dringend zu Vorsorge in Eigenverantwortung

Über die Stabilität des Stromnetzes hat man sich in Deutschland eigentlich nie Gedanken machen müssen. Doch jetzt sind Begriffe wie „Blackout“ oder „Brownout“ plötzlich gar nicht mehr so fern. Wie soll man reagieren?

Eine Frau zündet mit einem Feuerzeug ein Teelicht an.
Vorbereitungen auf einen Blackout: Kreis und Klinikum haben in den vergangenen Monaten Notfallpläne ausgearbeitet. Das Landratsamt in Offenburg rät Bürgern ebenfalls zur Vorsorge und stellt online Tipps bereit. Foto: Jessica Lichetzki/dpa

„Äußerst unwahrscheinlich“, sagt Urs Kramer, sei ein lang anhaltender Stromausfall im Ortenaukreis. Doch Landratsamt und Klinikum haben sich in den vergangenen Monaten mit großem Aufwand auf genau diesen Fall vorbereitet.

Und auch wenn der Leiter des Amts für Katastrophenschutz im Landratsamt sich alle Mühe gibt, keine übertriebene Sorge zu erzeugen, so nimmt er doch die Bürger in die Pflicht: „Wir empfehlen eine gewisse Bevorratung zu Hause“, so Kramer.

Mit Hilfe von außen könne man bei einem flächendeckenden und dauerhaften Stromausfall erst einmal nicht rechnen. Da habe jeder mit sich selbst zu tun. Kreisbrandmeister Bernhard Frei drückte es am Donnerstag in einem Pressegespräch im Landratsamt weniger umständlich aus: „Jeder muss selbst schauen, dass er seine Powerbank geladen hat und zwei Kisten Sprudel zu Hause“.

Alte Gewissheiten sind verschwunden

Doch es ist schon ein bisschen mehr. So für zehn Tage, verweist Urs Kramer auf Empfehlungen aus dem Bundesamt für Katastrophenschutz, sollte man sich schon selbst versorgen können. Tipps: Haltbare Lebensmittel einzulagern und sich einen gewissen Wasservorrat auch für Hygienezwecke anzulegen.

Mit dem russischen Überfall auf die Ukraine, Gasknappheit, rasant steigenden Energiepreisen und der Sorge, dass das eigentlich als stabil geltende Stromnetz unter steigenden Lasten auch einmal zusammenbrechen könnte, hat das Jahr 2022 alte Gewissheiten über den Haufen geworfen.

Brownout - der kleine Blackout

Und es hat Begriffe eingeführt, an die man sich erstmal gewöhnen muss. Den Blackout für lange und flächendeckende Stromausfälle (sehr unwahrscheinlich laut Kramer) kennt man.

Neu ist der Brownout, wenn Versorger zur Entlastung des Netzes für einen überschaubaren Zeitraum den Stecker ziehen. Diese Variante ist schon etwas weniger unwahrscheinlich.

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Sollte es tatsächlich zu einem dauerhaften Stromausfall kommen, wird es an vielen Stellen zugleich Probleme geben. Das geht bis hin zur Frage, wie man denn an Benzin kommt, mit dem die Notstromgeneratoren laufen. Drei dieser großen Dieselmotoren stehen im Keller des Offenburger Landratsamts, um den Minimalbetrieb der Behörde sicherzustellen.

Im Falle eines andauernden Stromausfalls hieße dies: Der Großteil der 2.600 Mitarbeiter würde nach Hause geschickt, ein Katastrophenstab übernimmt. Der wird, so sagt der zuständige Dezernent Reinhard Kirr, zunächst nur aus einer Handvoll Menschen bestehen, die beispielsweise für Sicherheit, Ordnung und Katastrophenschutz zuständig sind.

Keine umfangreiche staatliche Fürsorge.
Urs Kramer, Amt für Katastrophenschutz

Der Stab und sein Umfeld wird je nach Bedarf aufgestockt auf bis zu 100 Personen bei einem „Vollalarm“. Er ist unter anderem auch für die Zusammenarbeit mit den 5.800 Feuerwehrleuten im Kreis und der Polizei zuständig.

Wie das funktionieren kann, soll im kommenden Jahr geprobt werden. Landratsamt, Polizeipräsidium und die Oberbürgermeister aus der Region haben sich auf eine Stabsrahmenübung verständigt, um Abläufe und Kommunikationswege auf Schwachstellen abzuklopfen.

Vor enormen Herausforderungen würde das Klinikum bei einem Stromausfall stehen. Ein halbes Dutzend Notstromaggregate soll hier die Versorgung sicherstellen.

„Die Häuser sind zu 30 bis 40 Prozent mit Notstrom abgedeckt“, sagt der Geschäftsbereichsleiter Bau und Technik, Rainer Stapf. Das reicht, um Operationssäle, Notaufnahmen und Intensivstationen sicher zu versorgen.

Auch die Heizungen werden in den Krankenhäusern nicht ausgehen, 300.000 Liter Öl stellen den Notbetrieb für mindestens einen Monat sicher, dann muss nachgetankt werden. Geprobt wird jährlich, zudem werden die Gasheizungen einmal in der Woche auf Öl umgestellt, um ganz sicher zu sein, dass sie auch funktionieren.

Komfortabel würde es beim unwahrscheinlichen Fall eines kompletten Stromausfalls nicht werden: „Das bedeutet massive Einschränkungen im öffentlichen Leben“, sagt Urs Kramer.

Dies auch, weil von ebenfalls betroffenen Nachbarkreisen erstmal kaum Hilfe zu erwarten wäre. Da unter Umständen „keine umfangreiche staatliche Fürsorge betrieben werden kann“, rate man Privatleuten und Unternehmen, sich eigenverantwortlich auf mögliche Stromausfälle vorzubereiten.

Vorbereitung

Informationen zur Vorsorge gibt es im Internet, die wichtigsten hat das Landratsamt zusammengefasst als Download unter der Adresse www.ortenaukreis.de/stromausfall. Idealerweise sollte man sich die Tipps nicht erst ansehen, wenn es zum Blackout (oder Brownout) gekommen ist. Denn das Internet wird dann ziemlich sicher ebenfalls nicht funktionieren.

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