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Ortenaukreis unter Zeitdruck

Der mühsame Weg zum neuen Landratsamt in Offenburg: Landrat Frank Scherer setzt künftig auf Öffentlichkeit

In nicht öffentlicher Sitzung wollte Landrat Frank Scherer an diesem Donnerstag die Weichen für den Neubau des Landratsamts stellen. Das hat erst einmal nicht geklappt. Dem Kreis stehen jetzt schwierige Verhandlungen bevor.

Landratsamt Offenburg
ABB Achern
Nicht mehr sanierbar? Das Offenburger Landratsamt soll am nördlichen Stadteingang neu gebaut werden. Der Beschluss für den Neubau selbst dürfte eine breite Mehrheit finden, der Standort ist ein Problem. Foto: Wilhelm Media

Am Ende stand ein entschiedenes Vielleicht. Gut zwei Stunden lang sprach der Verwaltungsausschuss des Offenburger Kreistags über die Zukunft des in die Jahre gekommenen Landratsamts. Am Ende stand ein Kompromiss, bei dem jeder das Gesicht wahrt. Auch Landrat Frank Scherer, dem die Kreisräte einen Persilschein zum Kauf des Grundstücks für einen Neubau beim Offenburger Güterbahnhof erst einmal vorenthielten.

Sondersitzung des Kreistags im Mai geplant

Von Tisch ist das Thema damit nicht. Wenn alles läuft, wie von der Verwaltung gewünscht, wird sich der Kreistag bereits am 14. Mai in einer Sondersitzung erneut mit dem Vorhaben befassen. Bis dahin müssen aber noch viele Fragen geklärt werden, zu denen unter anderem die nach Altlasten oder auch explosiven Überresten aus den Bombardierungen des Bahnhofs während des Zweiten Weltkriegs gehören.

Das bedeutet viel Arbeit: „Frau Karl hat mir zugesichert, zur Not auch am Wochenende zu arbeiten“, sagte Landrat Frank Scherer nach der Sitzung mit einem Seitenblick auf seine Dezernentin Ulrike Karl. Dabei kündigte Scherer in einem Pressegespräch an, den weiteren Weg zum neuen Landratsamt in aller Öffentlichkeit zu gehen.

Ulrike Karl weiß, was jetzt auf sie zukommt. Die Dezernentin hat den zunächst aufgerufenen Preis für das Grundstück schon ordentlich gedrückt. Heraus kamen am Ende 19,83 Millionen Euro, eine erkleckliche Summe, wie wohl auch die Mehrheit der Kreisräte meinte.

Jedenfalls haben sie die Entscheidung erst einmal aufgeschoben und offen gelassen, ob noch der amtierende oder der am 9. Juni neu zu wählende neue Kreistag das letzte Wort haben sollen.

Mit dem neuen Landratsamt bürdet sich der Ortenaukreis, nach der milliardenteuren Klinikreform, noch einmal ein ordentliches Päckchen auf. „Ich spüre eine Mehrheit hin zur Holzhybridbauweise“, sagte Scherer auf die Frage nach den voraussichtlichen Folgen für die Kreisfinanzen.

Das übersetzt sich stand heute mit reinen Baukosten von 162 Millionen Euro, das Grundstück käme noch hinzu. Und, deshalb der Verweis auf die Zeitschiene, rund fünf Prozent Baukostensteigerung Jahr für Jahr. Ein nicht zu unterschätzender Faktor, wie man im Landratsamt nicht erst seit der Krankenhausreform weiß.

Im Sommer wird geschwitzt, im Winter wird gefroren.
Frank Scherer
Landrat

Dass es, anders als lange diskutiert, statt der Sanierung des Altbaus wohl ein neues Landratsamt an einem neuen Standort geben wird, daran ließen die gemeinsam mit Scherer vor der Presse erschienenen Fraktionssprecher im Verwaltungsausschuss kaum Zweifel. „Wir waren vergangenen Sommer in einer Sanierungs-Sackgasse, das würde sich weder ökonomisch noch ökologisch auszahlen“, begründete Scherer den Strategiewechsel, den die Kreistagsfraktionen freilich zunächst einmal verdauen mussten.

Situation für Mitarbeiter wird immer schwieriger

Dieses Thema ist so ziemlich in trockenen Tüchern. Voraussichtlich bereits am kommenden Dienstag werde man der Kreistag den Grundsatzbeschluss für einen Neubau unterbreiten, signalisierte Scherer. Die Situation für die Mitarbeiter in der Badstraße 20 verlange schnelles Handeln, so der Landrat: „Es wird an allen Ecken und Enden unzumutbarer. Im Sommer wird geschwitzt, im Winter wird gefroren“.

Da der Kreis unter Zeitdruck ist und weil inzwischen auf der Hand liegt, dass es an Grundstücken für einen Neubau mangelt, sehen Scherer und seine Dezernentin schwierige Verhandlungen auf sich zukommen. Das Gelände gehört der GBO Nord, eine Gesellschaft, die von den Gesellschaftern der Grossmann-Group getragen wird.

Dass Scherer und Grossmann eng miteinander sind, werde dabei, so die Botschaft der Verwaltung, nicht helfen. Die Grundeigentümer hätten eigentlich damit kalkuliert, auch das Gebäude selbst bauen zu können und damit Geld zu verdienen.

Da sich dies nicht abzeichne, habe man in der GBO neu gerechnet. Der Preis für das Gelände allein, so Scherer vieldeutig, „setzt sich zusammen aus zwei Komponenten, einem Quadratmeterpreis und dem Gewinn“.

Der Landrat ließ keine Zweifel daran, dass er kaum eine Alternative zu einer schnellen Lösung des Problems sieht. Eigene Motive, so unterstrich er im Blick auf das nahende Ende seiner zweiten und letzten Amtszeit, verfolge er dabei nicht: „Von meiner Seite gibt es keinen Druck zu einer Entscheidung, weil ich persönlich nur noch als Steuerzahler und Kunde des Landratsamts betroffen sein werde“.

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