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Hauptarbeiten beginnen

Warum die milde Witterung die Sanierung der Ferngasleitung in der Ortenau erschwert

Bereits fast ein Jahr tut sich etwas entlang der Ferngasleitung Trans-Europa-Naturgas-Pipeline (TENP) im Hanauerland. Die über 500 Kilometer lange Leitung wird auf drei Teilstücken erneuert. Doch bislang erfolgten zunächst nur bauvorbereitende Arbeiten, nun beginnen die Hauptbauarbeiten.

Hauptbauarbeiten beim Tenp III Bau haben begonnen: 
hier Schweißarbeiten am Sportplatz Kork
Hauptbauarbeiten beim Tenp III Bau haben begonnen: hier Schweißarbeiten am Sportplatz Kork Foto: Karen Christeleit

„Endziel ist unangefochten, dass bis Ende dieses Jahres alle Rohre im Boden liegen, sodass die Leitung 2025 in Betrieb gehen kann“, erklärte Oberbauleiter Thomas Blümchen beim Pressegespräch im Kehler Baubüro. „Die ersten zehn Prozent sind bereits fertig.“

Wettertechnisch sei es problematisch. Aufgrund des milden Klimas habe es dieses Jahr keinen Frost gegeben, die Baustelle ertrinke im Grundwasser. Der damit einhergehende Matsch erschwert die Arbeiten mit schwerem Gerät. Und dies trotz der schon getätigten gewaltigen Grundwasserhaltungsmaßnahmen.

Alle 20 Meter Brunnen eingelassen

So wurden entlang der Trasse bauvorbereitend bereits alle 20 Meter jeweils acht Meter tiefe Brunnen eingelassen – insgesamt über 2.000 Stück – die über elf genehmigte Einlassstellen entwässert werden. „Diese oberirdische Trasse, die man derzeit als Rohrbrücken über den Straßen, Radwegen und Feldwegen sieht, ist wesentlich länger als die eigentliche Gasleitung“, so Blümchen. „Doch bei der Witterung reichen die gar nicht aus, sodass wir noch zusätzliche Pumpen laufen lassen müssen. Das ist hier fast die größte Herausforderung. Die eigentliche Gasleitung hier im Oberrheintal verläuft relativ geradlinig und die Flächen werden hauptsächlich landwirtschaftlich genutzt.“

Das rund 30 Kilometer lange Sanierungsstück der Ferngasleitung Trans-Europa-Naturgas-Pipeline (TENP) in der Region beginnt bei der Verdichterstation Schwarzach, die für den notwendigen Transportdruck sorgt. Dann verläuft die Pipeline östlich von Lichtenau, Memprechtshofen und Rheinbischofsheim vorbei an Holzhausen und führt weiter westlich von Zierolshofen zwischen Neumühl und Kork bis nach Eckartsweier.

Hunderte Eigentümer und Pächter tangiert

Dabei sind hier in der Region nicht nur zehn Ortsgemeinden und 660 Eigentümer und Pächter tangiert, sondern mit den zwei Landkreisen Rastatt und Ortenaukreis auch zwei Regierungspräsidien – Karlsruhe und Freiburg – involviert. Betrieben wird die Leitung von den beiden Ferngasnetzbetreibern Open Grid Europe (OGE) und der Fluxys TENP. Die OGE ist als Generalplaner mit dem Netzausbau beauftragt. Derzeit sind rund 250 Mitarbeiter von 15 verschiedenen Firmen auf der Baustelle zugange.

Dabei wird von vornehmlich von Norden nach Süden gearbeitet, es sei denn, naturschutzrechtliche oder sonstige Gründe erfordern einen eigenen Zeitplan. So wurde bereits vier Kilometer südlich der L76 auf Gemarkung Unzhurst verlegt. Auch im Bereich des Sportplatzes in Kork arbeiteten die Firmen mit Hochdruck. Bis zum 15. April sollen hier die Arbeiten abgeschlossen werden, da dann wegen des Neubaus des Umspannwerks die temporären und daher tiefer hängenden Stromleitungen ans Netz gehen und ein Arbeiten darunter unnötige Risiken birgt.

Derweil werden in Schwarzach die Rohre nach Plan verschweißt. Ab Rheinbischofsheim bis zur Kinzig beginnen die Verlegearbeiten. „Pro Tag werden rund 400 Meter Rohr verlegt, etwa zwei Kilometer pro Woche“, sagte Blümchen. Die Arbeitsschritte sind vorgegeben: Zunächst wird die alte Pipeline TENP I in rund ein Meter Tiefe ausgebaut und dann nahezu vollständig in der bestehenden Trasse durch neue Rohre, die TENP III, ersetzt. Dazu werden rund 1.600 jeweils 18 Meter lange und sechs Tonnen schwere Stahlrohre vor Ort zusammengeschweißt und dann mittels Kranabsenkungen in die Trasse eingebracht.

Energiefreileitungen und geschlossene Querungen sind Hindernisse

Dies ist Routine, herausfordernd laut Blümchen dagegen zum einen die häufige Parallellage zu bestehenden Energiefreileitungen, da die Geräte – insbesondere die Brunnenbohrungsmaschinen – nicht mit ihnen ins Gehege kommen dürfen und zum anderen die drei geschlossenen Querungen unter dem Rench-Flutkanal, unter der Bahnstrecke von Kehl nach Kork und der Kinzig sowie der B28, bei denen die Leitungen über besondere Verfahren eingebaut werden müssen.

Umweltverträglichkeit steht neben der Versorgungssicherheit im Fokus, betont Planer Thomas Ewering: „Während der Arbeiten gibt es Bauzeitenbeschränkungen zu Brutzeiten und an sensiblen Stellen wird der Arbeitsstreifen eingeengt. Nach Ende der Bauarbeiten sieht man nichts mehr, die Trasse wird rekultiviert und kann wie zuvor landwirtschaftlich genutzt werden. Nur die gelben Schilderpfähle weisen dann noch auf die Fernleitung hin.“ Doch derzeit zeigt sich die Baustelle als schlammige Schneise in der frühlingserwachenden Feldflur.

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