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Offenburg

Dieser Mann macht zehn Millionen Euro Umsatz mit Buchhaltung

Fabian Silberer hat zusammen mit seinem Studentenfreund Marco Reinbold 2013 die Firma Sevdesk gegründet - und die läuft sehr erfolgreich

Fabian Silberer
Der Grund für das rasante Wachstum liegt für Fabian Silberer auf der Hand: „Wir bedienen ein Problem, das viele Selbständige haben, die Buchhaltung.“ Foto: Martin Schengel

Von der Tüftelei zweier Studenten auf dem Bauernhof der Eltern zum expandierenden 120-Mann-Unternehmen: Mit ihrer Idee einer cloudbasierten Buchhaltungssoftware für Kleinunternehmer haben Fabian Silberer und Marco Reinbold 2013 einen Nerv getroffen. Inzwischen erwirtschaftet ihr Unternehmen rund zehn Millionen Euro pro Jahr - Tendenz steigend. Allein dieses Jahr sollen insgesamt rund 80 neue Arbeitsplätze entstehen.

Wir waren einfach zwei Studis, die etwas Cooles machen wollten.
Fabian Silberer Geschäftsführer SevDesk

„Wir waren einfach zwei Studis, die etwas Cooles machen wollten“, gibt sich Fabian Silberer bescheiden. Und tatsächlich hätten weder er, noch sein Freund und Co-Gründer Marco Reinbold, damit gerechnet, dass ihre Idee so durch die Decke gehen würde. Ein bisschen klingt es wie der amerikanische Silicon-Valley-Traum, wenn sich Fabian Silberer aus Schuttern an die Anfänge in der Garage seiner Eltern auf dem heimischen Bauernhof erinnert.

Schon während ihres dualen Studiums der Wirtschaftsinformatik in Karlsruhe haben Silberer und Reinbold nebenbei für Unternehmen Websites programmiert und Online-Marketing betrieben. Mit dem Examen in der Tasche stellte sich dann die Frage: Was kommt jetzt? 2013 folgte die Gründung ihrer GmbH, damals noch unter dem Namen Sevenit. 2016 folgte der erste Meilenstein: Mit 15 Mitarbeitern wurde die erste Umsatzmillion eingefahren.

Cloudbasiertes Buchhaltungsprogramm für Klein- und Einzelunternehmer

Mittlerweile heißt das Unternehmen so wie sein zentrales Produkt: Sevdesk. Dahinter verbirgt sich ein cloudbasiertes Buchhaltungsprogramm, das Klein- und Einzelunternehmer bis zu zehn Mitarbeitern Kosten und Zeit sparen soll. Offenbar mit Erfolg: Mittlerweile nutzen es mehr als 80.000 Kunden, jeden Monat kommen nach eigenen Angaben neue im vierstelligen Bereich hinzu.

Der Grund für das rasante Wachstum liegt für Fabian Silberer auf der Hand: „Wir bedienen ein Problem, das viele Selbständige haben, die Buchhaltung.“ Mit der Software würden laut Analysen allein rund 220 Arbeitsstunden pro Jahr eingespart.

Um dem Wachstum vor allem auf dem deutschsprachigen Markt Herr zu werden, stellt Sevdesk ständig neue Mitarbeiter ein. 2020 sollen es bis zu 80 sein. Zwischen 40 und 50 der insgesamt 120 Mitarbeiter arbeiten an der Weiterentwicklung des Produkts. Den beiden Gründern Silberer und Reinbold steht inzwischen ein volles Management-Team von ungefähr 15 Mitarbeitern zur Seite.

Die Corona-Krise machte es nötig, Abläufe neu und anders zu organisieren. Rund 40 Mitarbeiter arbeiten in roulierendem System regelmäßig im Homeoffice - wichtig ist Silberer aber auch, dass Teams immer wieder zu Meetings oder einfach zum Mittagessen zusammenkommen. „Diese Kultur des Gemeinsamen ist uns wichtig, weil sie motiviert und die Arbeit dann mehr Spaß macht“, sagt der 29-Jährige, der Wert darauf legt, kein „klassischer Arbeitgeber“ sein.

Deutschsprachiger Markt hat „Riesenpotenzial”

Aus unternehmerischer Sicht sei das vergangene halbe Jahr relativ stabil gewesen. „Buchhaltung ist auch in der Krise ein Thema, außerdem ist unsere Kundenstruktur zum Glück sehr gemischt“, stellt Fabian Silberer fest. Er rechne allerdings selbst für Sevdesk mit Veränderungen, wenn nach Auslaufen staatlicher Hilfen eine von vielen prognostizierte Insolvenzwelle einsetzt. Gleichwohl glauben die beiden Gründer an das „Riesenpotenzial“, das vor allem der deutschsprachige Markt aus ihrer Sicht hergibt.

An Offenburg als Firmensitz wollen die beiden Ortenauer festhalten. Lediglich die Suche nach passenden Räumlichkeiten sei in den vergangenen Jahren etwas schwierig gewesen. Heute ist Sevdesk in der Hauptstraße 145 auf rund 600 Quadratmetern tätig.

Wir haben eine große Vision und einen langen Atem.
Fabian Silberer Geschäftsführer SevDesk

Für die Zukunft rechnen die beiden Unternehmer allerdings mit weiterem Wachstum, wollen den Umsatz noch ein paar Mal verdoppeln. „Aber nicht auf Kosten von Kunden oder Mitarbeitern. Wir haben eine große Vision und einen langen Atem“, betont Silberer. Es gehe nicht darum, in möglichst kurzer Zeit möglichst viel Gewinn aus dem Unternehmen herauszupressen. Aktuell fließe alles zurück in Weiterentwicklung, Aufbau und Mitarbeiter.

Daheim auf dem Bauernhof ist Fabian Silberer auch noch regelmäßig zu finden. Seinen Vater, der als Landwirt tätig ist, konnte er inzwischen aber nur davon überzeugen, mit Sevdesk Rechnungen zu schreiben. „Das ist interessant und spiegelt genau wieder, was eigentlich die Hauptkonkurrenz unseres Produkts ist: der Schuhkarton und die herkömmlichen Text- und Tabellenkalkulationsprogramme“, sagt er.

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