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Weinbau

Ortenauer Winzer mit dem Jahrgang 2022 bislang zufrieden – Sorgen wegen steigender Kosten

Bislang haben die Ortenauer Winzer wenig Grund zum Klagen, die Rebstöcke gedeihen prächtig. Hält die Trockenheit an, könnte das aber ein Problem werden, genauso wie die steigenden Kosten.

Der Jahrgang 2022 hat aus derzeitiger Sicht sowohl in der Menge wie auch in der Qualitätserwartung viel Potential.                     Bilder: Winfried Köninger
Der Jahrgang 2022 hat aus derzeitiger Sicht sowohl in der Menge wie auch in der Qualitätserwartung viel Potential. Foto: Winfried Köninger

„Einer Rebe und einer Geiß wird es nie zu heiß“. Was ist an diesem alten Sprichwort Wahres dran, fragt man sich angesichts der derzeit hochsommerlichen Temperaturen und des Anblicks der ausgetrockneten Böden in den Steillagen der Weinberge.

Der akute Wassermangel in den Böden in Wald und Flur scheint die Rebe noch am wenigsten zu belasten. Die tiefwurzelnden Rebstöcke zeigen sich in einem satten Grün, mit viel Vitalität und prächtigem Traubenansatz: „Super“ kommt spontan aus dem Mund des Ortenauer Weinbauberaters Johannes Werner vom Amt für Landwirtschaft, Offenburg, auf die Frage, wie er als Experte den derzeitigen Stand der Reben beurteilt.

Rebstöcke profitieren von sonnigem Wetter der vergangenen Wochen

Das Wetter spielte den Rebstöcken in den vergangenen Wochen und Tagen optimal in die Karten, eine Ausnahme bilden lediglich die Jungreben mit ihrem noch flachgründigen Wurzelwerk. Die älteren Ertragsreben konnten bislang aus dem Vollen schöpfen.

Zu hohe Temperaturen können aber auch der Rebe zusetzen. Neben der Trockengefahr stellt sich ein temporärer Stillstand in der Assimilation bei Temperaturen jenseits der 30 Gradmarke ein. Das Blattwerk bildet in der Hitze keinen Zucker mehr.

Angesichts des enormen Entwicklungsvorsprunges in diesem Jahr dürfte dieses Phänomen aber vernachlässigbar sein. „Die Weinlese wird schon Ende August beginnen und schließt noch im September ab“, so Werner, der erneut die Mostgewichte nicht ausschließlich als Gradmesser für den Lesetermin sieht, sondern mehr die Säurewerte. Diese müsse man im Hinblick auf die Gewinnung von fruchtigen und frischen Weinen immer mehr im Auge behalten.

Das Pendel für den Jahrgang 2022 kann aus derzeitiger Sicht in zwei Richtungen ausschlagen.
Matthias Wolf, Betriebsleiter Weingut Schloss Ortenberg

„Das Pendel für den Jahrgang 2022 kann aus derzeitiger Sicht in zwei Richtungen ausschlagen“, erkennt Betriebsleiter Mathias Wolf vom Weingut Schloss Ortenberg die momentane Ausgangslage. „Bleibt es trocken und heiß, sind Trockenschäden mit Mengen- und Qualitätseinbußen unabdingbar. Sollten genügend Niederschläge fallen, ist ein Vollherbst mit bester Qualität programmiert, das Potential ist vorhanden“, so Wolf.

Die Winzer berichten von einem entspannten Arbeitsablauf im bisherigen Jahr. Die Rebarbeiten konnten dank des Wetters termingerecht und auch ohne erkennbare Krankheitsbereitschaft ablaufen.

Winzer klagen über stark gestiegene Kosten

Was drückt sind die neuerlichen Produktionskosten. „Die Kosten für die Betriebsmittel und Löhne schießen aus dem Ruder“, hört Werner ständig die Klagelieder der Winzer, dies auch vor dem Hintergrund der kommenden Anpassung der Mindestlöhne. „Bei aller Freude über den derzeit prächtigen Bestand, kommt einfach keine richtige Freude auf“, so Werner.

Auch der Ökoweinbau blickt positiv in die Zukunft. Ökowinzer Alexander-Spinner Glanzmann vom gleichnamigen Bioweingut in Durbach, berichtet von einem kerngesunden Rebenbestand und bisher unbeschwerter Arbeitserledigung.

Ein mengenmäßig guter Jahrgang 2022 ist über alle Betriebsstrukturen hinweg willkommen. Die Keller sind weitgehend leer, hört man aus den Reihen der Betriebsleiter. Der geringe Mengenjahrgang 2021 und ein zufriedenstellendes Verkaufsergebnis, trotz Pandemie und Krieg, haben die Lagersituation entspannt.

Reinhard Danner, Repräsentant von Weinland Baden, spricht neuerdings von einer Kaufzurückhaltung bei Wein im Lebensmitteleinzelhandel als Folge kriegsbedingter Unsicherheiten. Geschäftsführer Günter Lehmann von der Alde Gott Winzer Schwarzwald EG, Sasbachwalden, wäre mit der zurückliegenden Verkaufssituation äußerst zufrieden, wären da nicht die Kostensteigerungen. „Wir haben den Umsatz auch in Pandemiezeiten steigern können, aber die Kostenexplosion für Betriebsmittel im Keller fangen jeden Zugewinn auf.“

Auszahlungsverbesserungen an die Winzer, die ohnehin in der Produktion anlässlich der Kostenspirale unter Druck stehen, sind derzeit nicht in Sicht, ist allgemein zu hören. Die Folgen sind absehbar: Immer mehr Winzer steigen von der Bewirtschaftung unrentabler Flächen aus, davon sind insbesondere die arbeitsaufwendigen Steillagen betroffen. Die Landschaft wird sich negativ verändern, und ein gesellschaftliches Problem ist das Endergebnis.

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