Skip to main content

Beratungsangebote

Prostituiertenhilfe: Viel Lob für die Arbeit von P.I.N.K in Offenburg

P.I.N.K. ist eine Fachberatungsstelle des Diakonischen Werks für Prostituierte. In Offenburg und in Straßburg herrscht Bedarf daran. Alsbald wohl in Lahr.

Hochhackige rote Frauenschuhe.
Eine Sexarbeiterin sitzt in einem Studio und wartet auf Freier (Beispielbild). Foto: Sebastian Gollnow/dpa

P.I.N.K. Die vier Buchstaben stehen für einen Verein, der für viele Frauen eine starke Hilfe bedeuten kann, um Gewalt und Ausbeutung zu entgehen und einem Teufelskreis zu entkommen. P.I.N.K. steht für Prostitution, Integration, Neustart, Know-how und ist eine Fachberatungsstelle des Diakonischen Werks im evangelischen Kirchenbezirk Ortenau, die Betroffenen, oder die in der Prostitution tätig sind oder waren, Beratung und Begleitung anbietet, so sie diese wünschen.

Seit 15 Jahren bereits gibt es in Kehl eine solche Stelle, hervorgegangen aus einem Bundesmodell zur Unterstützung des Ausstiegs aus der Prostitution. Durch eine weitere Förderung konnte 2021 in Offenburg eine Außenstelle eröffnet werden. Sinnvoll auch deshalb, wie das Sozialdezernat im Landratsamt mitteilte, weil durch die Einschränkungen in der Corona-Pandemie der Beratungsbedarf der Zielgruppe deutlich angestiegen sei. Es wurden „Mobile Teams“ gegründet, die Prostituierten in Regionen ohne spezialisierte Beratung mit Rat und Tat zur Seite stehen, unabhängig von Nationalität, Sprache, und Alter.

Hoher Hilfsbedarf wegen Straßburger Straßenstrich und FKK-Clubs in Offenburg

Der Bedarf wurde auch deshalb als notwendig erachtet, zumal viele der – vorrangig - Frauen diesseits des Rheins leben, aber in Straßburg, etwa auf dem Straßenstrich, ihrem Job nachgehen. Zudem gibt es in Offenburg neben FKK-Clubs auch Bordelle und einschlägige Massage-Salons, in denen Prostitution stattfindet.

Aktivitäten sollen nach Lahr ausgeweitet werden

2023 war P.I.N.K in Offenburg insgesamt elfmal aufsuchend tätig, bisweilen in Begleitung einer Mitarbeiterin der Beratungsstelle für HIV und andere sexuell übertragene Krankheiten. Dabei kamen mehr als 400 Beratungskontakte zu Stande – eine deutliche Zunahme. Was auch daran lag, dass der Online-Kontakt ausgeweitet werden konnte. Nicht auszuschließen sei, meint die Kreisverwaltung, dass P.I.N.K künftig auch verstärkt seine Hilfsdienste in Lahr anbietet: Die Stadt hat die magische Marke von 50.000 Einwohnern überschritten, „Prostitutionsstätten“ können dort „grundsätzlich nicht mehr ausgeschlossen werden.

Durch die Arbeit sehe man auch, dass viele Sexarbeiterinnen auch in kleineren Städten illegal tätig sind. Dankbar, heißt es aus P.I.N.K.-Kreisen, sei man für das Fahrzeug, welches Frauen im Winter die Möglichkeit bietet, Platz zu nehmen und heiße Getränke zu sich zu nehmen. Die Arbeit umfasse Informationen zu Rechten, Gesundheitsunterstützung, den Zugang zu medizinischen Dienstleistungen sowie Ratschläge für sicheres sexuelles Verhalten, insbesondere das Bereitstellen von Kondomen und HIV-Tests.

Unterstützung bei dem Versuch, aus dem Teufelskreis auszubrechen

Zudem gebe es Unterstützung bei Gewalt oder Missbrauch. Oberstes Ziel des Mobilen Teams: Prostituierten zu helfen, auch durch psychosoziale Beratung, bessere Arbeits- und Lebensbedingungen zu erreichen und Perspektiven zu entwickeln, aus dem Teufelskreis ausbrechen zu können.

Das Angebot der mobilen Teams konnte zuletzt, wie die Freien Wähler in einem Schreiben an die Kreisverwaltung betonten, nur durch eine aufwändige Co-Finanzierung durch örtliche Stiftungen und die Stadt Offenburg aufrechterhalten werden. Für 2024 werde von einem Defizit von 20.000 Euro ausgegangen. Weshalb die Freien Wähler den Antrag stellten, die mobilen Teams für dieses Jahr mit 20.000 Euro zu fördern und diesen Betrag auch für 2025 und 2026 vorzusehen.

Mobiles Team mindert das Risiko einer Übertragung von sexuellen Krankheiten

Die massiven Einschränkungen in der Corona-Pandemie habe den Beratungsbedarf der Sexarbeiterinnen – es seien zumeist Frauen – vor allem bei Themen wie Gesundheit, Wohnen, sicheres Arbeiten und berufliche Neuorientierung stark erhöht, viele seien „von heute auf morgen in eine existenzielle Notlage geraten“. Die Beratung sei anonym und kostenlos. Die Verwaltung befürwortete den Antrag, zumal mit den mobilen Teams das Risiko, sexuell übertragbare Krankheiten zu verbreiten, gemindert werde.

Antrag auf Zuschuss findet breite Zustimmung

Stefan Konprecht (Freie Wähler) freute sich, dass der Antrag auf die Tagesordnung kam, die anderen Fraktionen schlossen sich an – und stimmten der Förderung ebenso zu. Edith Schreiner (CDU) begrüßte die aufsuchende, niederschwellige Form. Guido Schöneboom (SPD) betonte, man werde die Entwicklung in Lahr genau beobachten. Martin Aßmuth (FDP) fragte, warum sich die Stadt Offenburg aus der Förderung zurückgezogen habe. Die Frage blieb unbeantwortet.

nach oben Zurück zum Seitenanfang