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Offene Bühne

Bunt statt braun: Rheinauer Bündnis organisiert Mahnwache für den Frieden

Erstmals seit 2017 ruft das Bündnis „Bunt statt Braun“ am 14. April wieder zu einem Treffen am Panzergraben bei Memprechtshofen auf. Rechte Gruppen werden nicht erwartet.


Kundgebung Panzergraben 2012 Memprechtshofen
Jahrzehntelang zog der „Panzergraben“ bei Memprechtshofen Sympathisanten der rechten Szene an, die dort die Kriegshelden der Nazizeit feierten (hier eine Kundgebung im Jahr 2012). Foto: Lukas Habura (Archiv)

„Das Leben und die Welt sind zu schön, um sie Rechtsextremisten zu überlassen.“ Unter diesem Motto organisiert das Rheinauer Bündnis „Bunt statt Braun“ am 14. April „eine Mahnwache für Frieden, Toleranz und Völkerverständigung, gegen Hass und Rechtsextremismus“. Standort ist der „Panzergraben“ zwischen Freistett und Memprechtshofen.

Das teilt Andreas Kirchgeßner mit, der dem Sprecherkreis des Bündnisses angehört. Die „gemeinsame Feier der Demokratie“ startet um 10 Uhr.

Laut Kirchgeßner sind auch Rede-, Musik- und Tanzbeiträge der Teilnehmer als „starke Signale“ erwünscht. „Wir gestalten das Ganze wie eine offene Bühne.“

Gedenkstätte erinnert an Gefallene des Zweiten Weltkriegs

Zur Historie des Standorts: Am 14. April 1945, also kurz vor dem Ende des Zweiten Weltkriegs, kamen französische Truppen von Gamshurst her nach Memprechtshofen und besetzten das Dorf, das keine Gegenwehr leistete.

Von dort aus versuchten sie, den „Panzergraben“ Richtung Freistett – eine Verteidigungslinie der Deutschen – einzunehmen. Das gelang trotz heftigen militärischen Widerstands. Nach diesem letzten Gefecht vor Ort gab es allerdings 49 Tote auf französischer und 27 auf deutscher Seite.

Man setzte die deutschen Opfer am Panzergraben bei, wo später auch ein Ehrenmal errichtet wurde. Dieses wiederum sollte über Jahrzehnte hinweg jeweils am Volkstrauertag Neonazis und Sympathisanten der rechten Szene anziehen. Sie gedachten dort der toten Soldaten als „Helden“ des Krieges.

Ab 2006 kommt es bei Treffen der rechten Szene mehrfach zu Gegenkundgebungen

2006 hob der DGB-Ortsverband Kehl-Hanauerland um Andreas Kirchgeßner ein Bündnis aus der Taufe, damals noch unter dem Namen „Rheinau ist bunt statt braun“, um einem weiteren geplanten Aufmarsch der NPD eine eigene Kundgebung entgegenzusetzen.

Unterstützt wurde die Aktion unter anderem von weiteren Gewerkschaften sowie von der Partei Die Linke und von der SPD, Friedensaktivisten und Kulturschaffenden. Erstmals fand somit eine Gegendemo statt.

Ein mögliches Aufeinanderprallen beider Gruppen konnte die Polizei 2006 verhindern: Sie zeigte am Panzergraben mit rund 150 Beamten Präsenz. Der ABB berichtete seinerzeit von einer aggressiven Stimmung und einigen Platzverweisen, die letztlich eine Eskalation verhinderten.

Unbekannte reißen Ehrenmal nieder

Insgesamt fanden sich laut Pressebericht damals rund 100 Personen aus der rechten Szene ein, während sich über 200 der Friedenskundgebung anschlossen.

Ein Jahr später änderte die Gemeinde Rheinau die Friedhofsordnung, in die fortan auch das Ehrenmal einbezogen wurde: Seitdem muss jegliche Kundgebung im Areal vorab genehmigt werden.

2008 kam es während der erneut zeitgleich laufenden Kundgebungen zu Sachbeschädigungen seitens der Nazis – das Gericht verhängte später eine Geldstrafe. 2010 wurde das Ehrenmal von Unbekannten niedergerissen. Auf Beschluss des Rheinauer Gemeinderats wurde es wieder errichtet.

2012 folgte erneut eine Kundgebung der rechten Szene am Panzergraben, erstmals an einem 14. April. Zum letzten Mal rief dazu 2017 die damals neu gegründete Partei „Die Rechte“ auf.

Nazi-Aufmärsche gab es seit 2017 keine mehr.
Andreas Kirchgeßner
Sprecher des Bündnisses „Bunt statt Braun“

Seither ist es an der Gedenkstätte ruhig geworden, wie auch Kirchgeßner einräumt. „Wir wissen, dass in den letzten Jahren selten mal kleine Trupps der rechten Szene vor Ort waren, aber Aufmärsche gab es keine mehr.“

Auch in einem Kooperationsgespräch mit dem Ordnungsamt des Ortenaukreises und der Polizei, das der Genehmigung der Friedensaktion am bevorstehenden 14. April vorausging, deutete laut Kirchgeßner nichts auf weitere rechte Aufmärsche hin.

Caroline Luschy, Pressereferentin des Landratsamtes, bestätigt: „Uns liegen derzeit keine Anmeldungen aus der rechten Szene vor.“

Allerdings, gibt Kirchgeßner zu bedenken, handele es sich um einen Sonntag, also einen idealen Termin, der ja auch dem Bündnis in die Hände spiele. „Ganz sicher, dass keine Nazis kommen, sind wir also nicht.“

Anlass der Aktion gegen Faschismus ist die aktuelle politische Entwicklung

Die politische Entwicklung in Deutschland sei in jedem Fall Anlass genug, um sich ein weiteres Mal öffentlich zu positionieren. Dafür sprächen ja auch die Demos gegen Rechts, die in der jüngsten Vergangenheit in vielen Städten organisiert worden sind.

Wie er abschließend mitteilt, sind die Teilnehmer der „Feier der Demokratie“ aufgerufen, etwas mitzubringen – einen kleinen Imbiss zum Beispiel oder Plakate und Transparente. Für Sitzgelegenheiten und technische Ausstattung sorge das Bündnis.

Die Veranstaltung endet um 18 Uhr. Es gebe schon einige Anmeldungen, so Kirchgeßner. Man erhoffe sich über den Tag hinweg einen regen Austausch. Frei nach der Devise: „Nie wieder Faschismus und Krieg!“

Service

Anmeldungen zur Teilnahme an der Mahnwache sind erbeten: Entweder bei Andreas Kirchgeßner, Telefon (01 51) 11 30 86 75, E-Mail: andreas.kirchgessner@verdi.de; oder bei Ernst Rattinger, Telefon (01 72) 7 15 40 33, E-Mail: rattinger@dfg-vk.de.

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