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Anwohner leider unter Posern

Motorradlärm auf der Schwarzwaldhochstraße: Sasbachwaldens Bürgermeisterin gegen Verbote

In der Diskussion um den Motorradlärm auf der Schwarzwaldhochstraße positioniert sich Bürgermeisterin Sonja Schuchter (CDU) gegen Verbote. Anwohner beschweren sich über den Lärm der Poser.

Eine Straße, an der Fachwerkhäuser stehen und über die Motorradfahrer bergwärts fahren.
Die meisten Motorradfahrer rollen genussvoll durch Sasbachwalden hinauf zur Schwarzwaldhochstraße. Manche jedoch fallen unangenehm auf. Foto: Michaela Gabriel (Archiv)

Der Lärm zu lauter Motorräder bleibt ein Thema in Sasbachwalden. Doch Streckensperrungen hält Bürgermeisterin Sonja Schuchter (CDU) weiterhin nicht für den richtigen Weg, um Anwohnern und Erholungsuchenden mehr Ruhe zu verschaffen: „Streckenverbote führen nur zu einer Verdrängung, aber zu keiner Lösung.“

Gegen Motorradlärm an der Landesstraße 86 zwischen Achern und der Schwarzwaldhochstraße geht sie seit Jahren vor. 2020 ließ sie erstmals ein Lärmmessgerät installieren, das zu lauten Fahrern auf einem Display ein „Rücksicht bitte! Leiser!“ anzeigt. Bereits 2019 initiierte sie zusammen mit dem damaligen Lärmschutzbeauftragten der Landesregierung, Thomas Marwein (MdL), und Landesverkehrsminister Winfried Hermann die „Initiative Motorradlärm“ von Land und Kommunen. Was hat es gebracht?

Drei Personen stehen vor einer Plakatwand und unterzeichnen darauf.
Gründeten 2020 in Stuttgart die Initiative Motorradlärm: Verkehrsminister Winfried Hermann, Landtagsabgeordneter Thomas Marwein und Sasbachwaldens Bürgermeisterin Sonja Schuchter (von links) . Zu neuen Gesetzen hat das bislang nicht geführt. Foto: Martin Stollberg (Archiv)

Von unerträglich lautem Röhren der Motoren und halsbrecherischen Geschwindigkeiten bereits an den ersten schönen Wochenenden des Jahres berichtet ein Bürger, der namentlich nicht genannt werden möchte.

Wieder seien Motorräder unterwegs, deren Maschinen kilometerweit zu hören seien: „Das Thema ist weiterhin aktuell.“ Viele der Raser hätten französische Kennzeichen. Die Wut der Anwohner gegen Radau-Macher habe sich bisher nicht bis ins Elsass herumgesprochen.

Lärmdisplay sorgt für Rückgang der Zahl lauter Motorräder

In der Tat sei das Thema wieder aktuell, bestätigt die Bürgermeisterin: „Gerade war ein Anwohner im Rathaus, um darüber zu sprechen.“ Er sei nach Sasbachwalden gezogen, weil er die Ruhe schätze. Manche Motorradfahrer empfinde er als störend. Doch wer schon länger rund um die Bergstraße lebe, der wisse, dass es in der Vergangenheit schlimmer gewesen sei.

Seitdem das Lärm-Display stehe, habe man einen Rückgang der Anzahl lauter Motorräder verzeichnen können. Die meisten Biker achteten darauf, den Geräuschpegel im verträglichen Bereich zu halten, um möglichen Verboten vorzubeugen. Dennoch müsse man weiter darauf hinweisen.

Parallelen zur Streckensperrung für Motorräder auf der Kreisstraße 5311 zwischen Wagshurst und Rheinbischofsheim sieht Sonja Schuchter nicht. Auf dem als „Motodrom“ bekannten Streckenabschnitt sei das Verbot aufgrund der Unfallhäufigkeit ausgesprochen worden. Für Motorradunfälle ist Sasbachwalden nicht bekannt.

Vielmehr kennt man das Dorf weit über seine Grenzen hinaus für seine blumengeschmückten Fachwerkhäuser und seine Lage unter der Hornisgrinde mit einem Höhenunterschied von 1.000 Metern. Diese kurvigen 1.000 Höhenmeter genießen die meisten Biker, ohne dabei aufzufallen. Manche jedoch möchten auffallen.

Bürgermeisterin Schuchter fordert neue Gesetze

Nach einer aktuellen Auswertung der Messdaten des Lärmdisplays der Gemeinde Sasbachwalden befuhren am vergangenen Samstag 93 Motorräder die Bergstraße. 15 waren dabei lauter als 90 Dezibel und drei lauter als 95 Dezibel. „Das Tiroler Modell sieht ein Streckenverbot für Motorräder mit über 95 Dezibel vor. Somit hätten diese drei Motorräder dort nicht fahren dürfen“, erklärt dazu Sonja Schuchter. Sie hält es nicht für ausgeschlossen, dass das Tiroler Modell auch in anderen Ländern angewendet wird. Es sieht Fahrverbote für zu laute Motorräder vor.

Um zu laute und zu schnelle Biker zur Verantwortung ziehen zu können, brauche es neue Gesetze, so Sonja Schuchter. Bisher habe sich der Bundestag nicht damit befasst. Sinnvoll seien Lärmblitzer, wie sie in Frankreich eingeführt wurden. Auch die Einführung von Frontkennzeichen und eine Halterhaftung wären hilfreich. Damit Strafen auch dann fällig werden, wenn der Motorradfahrer unter seinem Helm nicht erkennbar ist.

„Frau Schuchter hat sich in der Sache Motorradlärm sehr engagiert. In der Folge wurde viel diskutiert, und nicht nur im Dorf, sondern auch ins Dorf hinein. Das ging hin bis zu beleidigenden Worten. Solch eine spaltende Unruhe hatten wir lange nicht mehr“, erzählt der Sasbachwaldener Heribert von Göwels.

Wir möchten das Übel an der Wurzel packen.
Sonja Schuchter
Bürgermeisterin Sasbachwalden

Er wünsche sich, dass daraus ein konkreter Nutzen für die Bevölkerung wird: „Den Motorrad-Posern und Auto-Posern soll es an den Kragen gehen und sie sollen wegbleiben. Aber nur die, denn den Freizeitverkehr brauchen wir in unserem Schwarzwalddorf.“

„Wir möchten das Übel an der Wurzel packen“, versichert Sonja Schuchter und kündigt an, dass sie erneut Bundesverkehrsminister Volker Wissing anschreiben möchte. Unterstützung komme von den Bundestagsabgeordneten Kai Whittaker (CDU) aus Baden-Baden und Felix Schreiner (CDU) aus Waldshut.

Am „Motodrom“ unterdessen haben Unbekannte offenbar am Wochenende alle Schilder abgesägt, die auf das Fahrverbot hinweisen. Am Dienstag wurden sie wieder aufgestellt, teilt das Landratsamt auf Anfrage mit.

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