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Michaelskapelle am Mummelsee

Ein Ort der Stille am „Rummelsee”

Die Michaelskapelle am Mummelsee ist ein besonderer Ort der inneren Einkehr mitten im Touristentrubel. Das architektonisch sehr ansprechende Gotteshaus wurde vor 50 Jahren erbaut.

Moderne Kapelle mit Beton und Glas
Einprägsame Fassade: Die Michaelskapelle am Mummelsee wurde vor 50 Jahren nach den Plänen des Architekten Franz Fuchs gebaut. Foto: Jörg Seiler

Es ist das Licht, dieses harmonische Farbenspiel, das die Michaelskapelle am Mummelsee zu einem ganz besonderen Ort der Geborgenheit und inneren Einkehr werden lässt - ein wohltuender Kontrast zum Trubel an einem der Epizentren des Schwarzwaldtourismus. Das tief herunter gezogene Dach des Sakralbaus erinnert an ein Schwarzwaldhaus, der verschindelte Turm mit der ehemaligen Seebacher Schulhaus-Glocke soll eine Tanne symbolisieren. In diesem Jahr feiert dieses architektonische Kleinod Jubiläum. Die Kapelle mit Patrozinium am 29. September wurde 1970/71 nach den Plänen des Ottenhöfener Architekten Franz Fuchs erbaut.

Man muss sich einlassen auf dieses Gotteshaus, muss sich die Zeit nehmen, es erst einmal von Außen in seiner Gänze zu betrachten. Der Sakralbau wurde sorgsam in die Schwarzwaldlandschaft hinein komponiert und erhebt sich über einem auf die Spitze gestellten Quadrat. Zum Tal hin hat der Architekt den Eingang geplant, bekrönt vom markanten Glockenturm, der auf zwei Betonscheiben ruht. Auch die Fensterfassade in ihrer Kombination mit Stahlbeton und buntem Glas öffnet sich in Richtung Rheinebene und damit nach Westen. An sonnigen Sommerabenden wird die Kirche dadurch zu einem bunten Lichtschrein.

Zum Berg, also Richtung Hornisgrinde, ist das Gotteshaus blockhaft geschlossen. Das Dach zieht sich tief hinunter, die Wände sind in Sichtbeton ausgeführt - ein Kontrast zur Fensterfassade, wie der zwischen der begrenzenden Massigkeit des dahinter aufragenden Bergmassivs und des weiten Blicks der Rheinebene. Prägende geometrische Form ist das Dreieck.

Es steht für die Trinität, die Dreifaltigkeit, das Grundmotiv des christlichen Glaubens. Nichts ist zufällig, nichts wahllos, der aufmerksame Betrachter spürt geradezu, der Architekt versuchte hier aus den Grundmotiven Kapelle als bauliche Funktion, dem Erzengel Michael als Patron und dem Schwarzwald als umgebende Landschaft in seinem Entwurf die ideale Verbindung zu schaffen.

Moderne Kapelle von Innen, Blick auf die Fenster
Ein Lichtschrein: Die von Emil Wachter geschaffenen Fenster lassen die Kapelle zu einem besonderen Ort der Einkehr und Geborgenheit werden. Foto: Jörg Seiler

Erste Skizzen gab es schon 1968

Christian Fuchs, der Sohn des 2011 im Alter von 89 Jahren verstorbenen Franz Fuchs und selbst erfolgreicher Architekt mit Büro in Achern, erinnert sich noch gut, wie viel Bedeutung sein Vater dem Entwurf beimaß. „Er hat sich dann immer zurück gezogen und gezeichnet.” Das konnte Tage dauern, die Skizzen entstanden auf Butterbrotpapier. „Manchmal hat er vier oder fünf Rollen davon verbraucht”, so der Sohn.

Die Mummelseekapelle beschäftigte Fuchs Senior, der nach dem Studium an der TH Darmstadt im Jahr 1949 in Ottenhöfen sein Büro gründete, sehr lange. Erste Skizzen seien auf das Jahr 1968 datiert, so Christian Fuchs, der weiter berichtet, dass sein Vater kirchlich sehr engagiert war.

Pfarrer Franz Josef Kienle war Initiator des Kapellen-Neubaus

Franz Josef Kienle, einst Seelsorger der Herz-Jesu-Pfarrei Seebach, war der Motor für den Neubau der Kapelle am Mummelsee. Deren Vorgänger aus dem Jahr 1937, der sich neben dem Mummelsee-Hotel befand, war mit seinen nur 20 Plätzen zu klein geworden. Kienle brachte zudem Franz Fuchs als Architekten ins Spiel. Der hatte schon die Pläne für die Pfarrkirche St. Anna und Bernhard von Baden in Ottenhöfen geliefert, die 1968 geweiht wurde. Franz Fuchs war also kein Neuling auf dem Gebiet.

Insgesamt plante er in seiner aktiven Zeit eine ganze Reihe an Sakralbauten - darunter die Kapelle in Allerheiligen oder die neue Pfarrkirche Mariä Heimsuchung in Lautenbach bei Gernsbach. Kienle war es dann auch, der mit dem Entwurf von Franz Fuchs beim Erzbischöflichen Ordinariat vorsprach. Die Ideen zu dieser markanten Kapelle, die ganz in der Tradition des modernen Kirchenbaus nach dem Ersten Weltkrieg steht, kamen in Freiburg an, erinnert sich Christian Fuchs. Das Büro seines Vaters erhielt den Zuschlag, die Realisierung des Sakralbaus, der ursprünglich am Standort der Kapelle aus den späten 1930er-Jahren neben dem Hotel angedacht war, konnte beginnen.

Mann mit Bauplan
Mit den Plänen der Michaelskapelle: Architekt Christian Fuchs erinnert sich noch gut, welche Bedeutung sein Vater Franz Fuchs dem optimalen Entwurf beimaß. Foto: Jörg Seiler

Kunstvolle Fenster thematisieren den Schutzpatron

Die eindrucksvollen Fenster der Mummelseekapelle schuf Emil Wachter (1921-2012), der für die Gestaltung der 1978 geweihten Autobahnkirche Baden-Baden ebenso verantwortlich zeichnete wie für viele weitere Kunstprojekte an und in deutschen Kirchen. Ihr recht abstrakt gehaltenes Bildprogramm beschäftigt sich mit der Bedeutung des Namens des Schutzpatrons, dem Heiligen Michael - was sich aus dem Hebräischen herleitet und „Wer ist wie Gott?” bedeutet. Michael ist einer der vier Erzengel und gilt bei den Christen als Bezwinger des Satans. Damit ist in den Fenstern ein Urthema der Menschheit aufgegriffen worden, das Ringen zwischen Gut und Böse.

Die Michaelskapelle hat für die Seebacher Katholiken eine besondere Bedeutung. Alljährlich veranstalten die eine Wallfahrt zu diesem Gotteshaus am Mummelsee. Diese geht auf ein Gelübde aus den letzten Tagen des Zweiten Weltkriegs zurück, als die Franzosen als Teil der Alliierten Streitkräfte in Seebach einmarschierten. Pfarrer Herr und Bürgermeister Karl Sackmann versprachen damals, dass die Seebacher alljährlich zum Mummelsee wallfahren, wenn das Dorf von Schäden verschont bleiben würde. An diesem Gelübde hält man in Seebach fest - auch 2020. Wegen Corona gibt es aber keinen Gottesdienst in der Kapelle.

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