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Wintersport vor der Haustür

Skiclubs im Nordschwarzwald erfreuen sich trotz schneearmer Winter großer Beliebtheit

Durch den Klimawandel haben sich die Bedingungen für den Wintersport stark verändert. Wie es den Vereinen gelingt, ihr Kursangebot dennoch weitgehend aufrechtzuerhalten.

Teilnehmer eines Ski- und Snowboardkurses des SC Kappelrodeck
Der Skiclub Kappelrodeck (im Bild die Teilnehmer eines Ski- und Snowboardkurses) hat es bisher geschafft, seine hohe Mitgliederzahl auf Niveau zu halten. Foto: Elke Kulicke

Die Winter werden milder, es fällt deutlich weniger Schnee. Das galt auch für die zurückliegende Saison. Erstaunlich: Auf BNN-Anfrage bei Skivereinen in der Region ergibt sich dennoch ein recht zufriedenes Fazit. Noch, so scheint es, lebt der Wintersport im Nordschwarzwald.

So beschreibt es zumindest Elke Kulicke vom Skiclub (SC) Kappelrodeck. Die Skilehrerin berichtet, dass in diesem Winter alle Kurse bis auf einen stattfanden, allerdings nicht wie vorgesehen in den Weihnachtsferien, sondern erst an Ersatzterminen im Januar.

Die, sagt Kulicke, planten sie angesichts des veränderten Klimas inzwischen immer mit ein. „Das bedeutet auch rechtzeitige Absprachen mit den Liftbetreibern.“

Kunstschnee erhöht die Chancen auf das Skifahren deutlich

Die Kommunikation mit ihrem Stammliftbetreiber am Seibelseckle funktioniere hervorragend, lobt Kulicke. „Da dort bei Bedarf auch Kunstschnee eingesetzt wird, steigen natürlich die Chancen auf’s Skifahren deutlich.“

Auch früher, sagt sie, seien nicht alle Winter „toll“ gewesen. „In den letzten Jahren hat es eher früher geschneit, Anfang Dezember etwa, und ist dann wieder abgeflaut“, so ihr Erfahrungswert. „Später kommt dann meistens noch einmal etwas.“

Ein richtiger Bilderbuchwinter sei so lange auch nicht her, erinnert sie an die Saison 2020/2021. „Das hat uns nur nicht viel gebracht, weil er in die Zeit der Pandemie fiel.“

Solange es möglich ist, werden wir hier ausbilden.
Elke Kulicke
Skilehrerin des SC Kappelrodeck

Mit 500 Vereinsmitgliedern und einer ungebrochen hohen Nachfrage nach Skikursen sieht Kulicke keinen Grund zu Pessimismus. Und die alljährlichen Ausflüge in die Schweiz in den Weihnachtsferien seien keineswegs ein Ersatz für den schneeärmeren Nordschwarzwald.

„Das ist eine Familien-Skifreizeit“, erklärt sie. „Dabei geht es um gemeinsame Ausfahrten und das Miteinander, Skikurse bieten wir dort nicht an.“ Habe man ein so schönes Skigebiet direkt vor der Haustüre, wolle man das auch nutzen, betont sie.

„Solange es möglich ist, werden wir hier ausbilden. Zumal wir auf diese Weise mehr Kinder erreichen, auch was die Kosten angeht. Eine Skifreizeit kann oder will sich nicht jeder leisten.“ Der Verein ziele ja nicht auf Gewinne, sondern wolle Freude am Wintersport vermitteln.

Im Sommer steht Mountainbiken und Wandern auf der Agenda

Der SC biete im Winter zudem Skigymnastik an, sagt sie. Momentan nur für Erwachsene, da sich die bisherigen Übungsleiter inzwischen im Studium befinden. „Auch für die Jüngeren wird sich aber sicher auch wieder etwas ergeben.“ Dass sie die bisher halten können, führt sie mit auf das Mountainbiken zurück, das der Verein von April bis September organisiert.

„Es gibt wöchentliche Ausfahrten mit ausgebildeten Guides, sowohl für die älteren als auch für die jüngeren Semester.“ Ebenfalls auf der Agenda stehe eine dreitägige Wanderung im Sommer. „Man muss am Ball bleiben.“

Der Verein, sagt sie, habe sich bewusst auf den Breitensport konzentriert. Rennen fahre man gar nicht mehr. Sie bezeichnet den SC jedenfalls als „weiterhin sehr aktiv“. Die Zahlen seien konstant hoch oder sogar steigend, gerade mit Blick auf Snowboard- und Skikurse für Kinder. 

„Der Trend zum Wintersport bleibt. Und wir sind froh, dass es an der Schwarzwaldhochstraße noch Skilift-Betreiber gibt, die das fördern, nicht zuletzt über bezahlbare Preise.“

Von der Notwendigkeit, seit vielen Jahren „maximal flexibel“ zu sein, spricht auch Armin Schoch vom Vorstand des SC Sasbach. „Wir müssen die Skikurse durchführen, wenn es Schnee hat.“

Man spürt den Klimawandel so deutlich wie noch nie.
Armin Schoch
Vorstandsmitglied des SC Sasbach

Dass sich das Klima ändere, spüre man gerade in diesem „sehr dürftigen“ Winter so deutlich wie noch nie in der 23-jährigen Geschichte des Vereins. Der ist am Skihang Unterstmatt aktiv und nahm im Januar – wie der SC Kappelrodeck – Ersatztermine für die Skikurse wahr.

Nachwuchsprobleme kennt auch der Skiclub Sasbach (hier „Bambinis“) nicht.
Nachwuchsprobleme kennt auch der Skiclub Sasbach (hier „Bambinis“) nicht. Foto: Armin Schoch

„Die Unterstützung durch künstliche Beschneiung erlaubt uns zumindest phasenweise Planbarkeit.“ Ein Kurs musste Schoch zufolge ausfallen, das Kinderskirennen Anfang Februar habe aber stattgefunden. „Wir hatten 100 Kinder mit einem Einzugsgebiet von der Schweizer Grenze bis in die Pfalz und nach Schwaben am Start.“

Sportler im Regio- und Landeskader weichen zunehmend in den Alpenraum aus

Die Kurse seien „bestens nachgefragt“ und oft schnell ausgebucht, so Schoch weiter. Schwieriger sei es im Rennlauf. Gerade die Nachwuchssportler, die im Regio- oder Landeskader unterwegs seien, benötigten Schneetage im Herbst und Frühwinter, um mit dem Start der Wettbewerbe konkurrenzfähig zu sein.

Auf dieser Ebene sei es tatsächlich so, dass zunehmend in den Alpenraum ausgewichen werden müsse. Generell organisiert der Verein mehrere Tagesfahrten in die Schweiz. „Regionale Veranstaltungen fallen mangels Schnee gegebenenfalls aus oder werden verschoben.“ Um im Sommerhalbjahr Kontakt zu den Sportlern zu halten, biete der Verein Events wie Wasserskifahren an.

Der Skiclub Sasbach setzt seinen Fokus auch auf den Rennsport (im Bild Mika Schell aus der Altersgruppe U14).
Der Skiclub Sasbach richtet seinen Fokus auch auf den Rennsport (im Bild Mika Schell aus der Altersgruppe U14). Auf dieser Ebene stellen schneearme Winter ein Problem dar. Foto: Martin Siegmund

Mit Blick auf die Zukunft der Skiclubs im Nordschwarzwald sagt Schoch, man werde dem Wintersport weiterhin nachgehen können, „wenn wir flexibel bleiben und die Betreiber ihre Liftanlagen öffnen“.

Der Verein werde sich jedenfalls bemühen, sein Programm fortzuführen, solange er „so eine gute Resonanz“ habe und Kinder für den Sport in der Natur und speziell für das Skifahren begeistern könne. „Wenn dann noch die Erfolge einiger Athleten dazukommen, ist es das Sahnehäubchen auf jedem Winter.“

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