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Anbau der Nutzpflanze

Themenabend in Offenburg: So vielfältig könnte der Hanfanbau sein

Stefan Karcher hat bei einem Themenabend in Offenburg für den Anbau von Nutzhanf geworben. Die vielfältig einsetzbare Pflanze hatte in Mittelbaden einst eine Heimat.

Hanfexperte Stefan Karcher zwischen Hanfgeräten und einem Bündel Faserhanf.
Der Vorstand des Vereines Bioregion Mittelbaden und Hanfexperte Stefan Karcher zwischen Hanfgeräten und einem Bündel Faserhanf. Foto: Winfried Köninger

Der Anbau von Nutzhanf als landwirtschaftliche Kulturpflanze stand auf der Agenda eines Themenabends in der Offenburger Ölmühle „Oleeofactum“. Laut Veranstalter war die zeitliche Überschreitung dieses Vortrags und der politischen Debatte um die Legalisierung des Cannabisanbaus ein Zufall. Der Kulturwissenschaftler Stefan Karcher, Start-up-Unternehmer für Hanfprodukte und Vorstand des Vereines Bioregion Mittelbaden, warb für den Anbau dieser Nutzpflanze, die gerade in Mittelbaden einst eine Heimat hatte.

Laut des Kulturwissenschaftlers steckt viel hinter der Pflanze. So liefern die pflanzlichen Teile die Fasern für umweltfreundliche Papierherstellung oder auch eine Alternative zur Baumwolle. Potenzial ergebe sich als klimaschonendes Baumaterial in der Wärmedämmung, im Schall- und Brandschutz oder im Karosseriebau.

Hanf kann vielfältig genutzt werden

Hanfsamen und Hanföl gelten als Superfood wie auch als hautschonende Kosmetika und für medizinische Zwecke. Der Inhaltsstoff Cannabidiol (CBD), ein Extrakt aus den getrockneten Blättern, wird als Wundermittel gegen Stress, Schmerzen und Krebs angepriesen, deren Wirksamkeit allerdings nicht erwiesen ist.

Anders als das Tetrahydrocannadibiol (THC), ein Extrakt der Cannabispflanze, hat CBD aus den Samenkernen keine berauschende Wirkung. Der THC-Gehalt bei Hanf ist nur ein Bruchteil dessen, was die Cannabispflanze beinhaltet. Die Vorzüge der Verwertungsprodukte werden laut Karcher durch die Eigenschaften im Anbau ergänzt.

Hanf passe gut in den Bioanbau, brauche kein Mittel zur Bekämpfung von Unkraut und auch Pflanzenschutzmittel und stelle geringe Ansprüche an die Nährstoffversorgung. Die Ackerbauern schätzen laut Karcher die Eigenschaften in der Fruchtfolge und die bodenverbessernde Wirkung durch eine tiefe Durchwurzelung des Bodens. Hanf liefere zudem hohe Erträge an Biomasse.

Trotz der Vorzüge sei diese Kultur ein Nischenprodukt. In Deutschland werden 7.000 Hektar angepflanzt. Arno Zürcher, Leiter des Amtes für Landwirtschaft des Ortenaukreises, sieht dafür mehrere Gründe.

Für den Faserhanf fehlen in Deutschland mangels Masse die zentralen Verwertungsmöglichkeiten und auch der Markt, der auskömmliche Erzeugerpreise generiere. Die Wirtschaftlichkeit liege deutlich unter Getreide und Mais, wenngleich der Anbau problemlos und kostengünstig sei. Ein Hektar Hanf bringe eine Marktleistung von rund 1.500 Euro.

Das ist Bürokratie, kostet Geld und schreckt ab.
Uwe Bührer
Bafa

Das Klima der Rheinebene sei prädestiniert für den Anbau von Hanf, „aber die Praxis zieht nicht mit“, so der Agrarexperte. Ein Grund für den restriktiven Anbau sehen Zürcher sowie Uwe Bührer von der Bafa (Verwertungs- und Vermarktungsbetrieb für Hanf) in den gesetzlichen Vorgaben.

Der Anbau muss jährlich neu gemeldet werden. Vor der Ernte sind Pflanzenproben auf THC-Gehalt erforderlich. Liegt der THC-Gehalt höher als 0,2 Prozent, erteilt die Bundesanstalt für Landwirtschaft keine Freigabe. „Das ist Bürokratie, kostet Geld und schreckt ab“, sagt Bührer.

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