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Protesttag am 2. Oktober

Chef der Ärzteschaft Rastatt sieht ambulante Medizin sträflichst vernachlässigt

Viele Arztpraxen bleiben am 2. Oktober geschlossen. Was die Mediziner von Gesundheitsminister Lauterbach fordern.

Dr. Jürgen Schönit
Der Rastatter Allgemeinmediziner Jürgen Schönit sieht die Praxen in Not. Foto: Hans-Jürgen Collet

Am 2. Oktober wird erneut ein bundesweiter Protesttag der niedergelassenen Ärzteschaft stattfinden.

Der Vorsitzende der Ärzteschaft Rastatt, Jürgen Schönit, erläutert, warum die Situation der ambulanten Versorgung alarmierend ist.

Herr Schönit, die Ärzte lassen nicht locker. Warum sind die Praxen in Not?
Jürgen Schönit
Im ambulanten Bereich werden über 85 Prozent aller ärztlichen Leistungen erbracht. Allerdings sehen wir, dass diese Versorgungssituation in den nächsten Jahren zusammenbrechen wird, wenn nicht umgehend gegengesteuert wird. Im Laufe der letzten Jahre ist die ambulante Medizin sträflichst vernachlässigt worden. Das Gesundheitsministerium versucht, eine nicht funktionierende Digitalisierung den Arztpraxen aus ideologischen Gründen aufzuzwingen, die aber keinen Nutzen erkennen lässt. Die Umsetzung erzeugt einen bürokratischen Mehraufwand, und das in Zeiten, in denen viele Praxen aufhören. Gleichzeitig bricht der ärztliche Nachwuchs weg. Wir fordern eine sinnvolle Digitalisierung, die eine Erleichterung der Arbeit bringt. Wir fordern die Wertschätzung unserer Leistung, aber auch die Wertschätzung unserer Mitarbeiter. Einen Corona-Bonus gab es nie. Um unseren Mitarbeitern entsprechende Gehälter bezahlen zu können, muss eine angemessene Erhöhung stattfinden! Natürlich sind auch wir als Praxen von der Inflation betroffen und benötigen einen Ausgleich. Wir fordern den Wegfall sinnloser Budgets, Abschaffung von Regressandrohungen, Übernahme der Kostenverantwortung durch die Krankenkassen. Und wir fordern eine ausreichende Versorgungssicherheit mit Medikamenten.
Was raten Sie Gesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD)?
Er sollte ergebnisoffen und vertrauensvoll mit der Ärzteschaft, am sinnvollsten an der Basis, ins Gespräch kommen. Verstehen, wo die Fehler der Digitalisierung liegen, die Probleme der Bürokratie erkennen und als Arzt, der er ja ist, das Wohl der Patienten in den Mittelpunkt stellen. Er würde erkennen, warum die Praxen langsam wegbrechen und damit das Rückgrat der medizinischen Versorgung in Deutschland.

Notdienstversorgung ist eingerichtet

Worauf müssen sich Patienten am 2. Oktober einstellen?
Es werden sehr viele Haus- und Facharztpraxen an diesem Tag geschlossen bleiben. Eine Notdienstversorgung ist eingerichtet.
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