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Neues Stadtarchiv

Besucher erleben Einblick in spannende Dokumente der Rastatter Stadtgeschichte

Wie arbeitet eigentlich ein Archivar und welche Akten liegen im Rastatter Stadtarchiv? Das erfuhren Interessierte bei einem Tag der offenen Tür.

Blick auf den Empfangsbereich am Tag der offenen Tür. Im Vordergrund des Bildes ist ein großer Tisch mit Stühlen zu sehen.
Der großzügige Empfangsbereich in den neuen Räumen des Rastatter Stadtarchivs bietet Platz zum Arbeiten. Foto: Martina Holbein

Das Archiv einer Stadt wird gern als ihr „Gedächtnis“ bezeichnet. Wie aber so ein Gedächtnis funktioniert, wie die Arbeit der Archivare aussieht, das wissen die wenigsten. Mit dem „Tag der offenen Tür“ im Rastatter Stadtarchiv hat sich das nun gründlich verändert.

Mehr Interessierte als erwartet strömten bei diesem bundesweiten Aktionstag in die neuen Räume des Stadtarchivs im zweiten Obergeschoss der Karlstraße 23. Seit dem vergangenen Sommer, als erste Umzugskartons aus den ehemaligen Räumen im Stadtmuseums angeliefert wurden, hat es dort seinen Sitz.

Vor dem Umzug war das Rastatter Stadtarchiv auf verschiedene Standorte verteilt

Zuvor war es auf verschiedene Standorte verteilt, lagerten Kartons mit Akten in den Kellern des Ludwig-Wilhelm-Gymnasiums oder der Kaiserstraße 48 ein. Diese wurden im November mit einem Umzugsunternehmen in die neuen Räume gebracht. Derzeit werden sie auf 1.500 Regalmetern aufbewahrt.

An der Empfangstheke des Stadtarchivs, auch diese Einrichtung ist neu für Rastatt, steht Mitarbeiterin Anja Renschler. Stolz weist sie auf den großzügigen Empfangsraum, ausgestattet mit einem großen Tisch und Stühlen. Dort haben etliche Besucher Platz genommen, um den historischen Acht-Millimeter-Film zu sehen, den ein Hobbyfilmer über Rastatt in der NS-Zeit gedreht hatte.

Stadtarchivar Oliver Fieg zeigt einer Gruppe von Besuchern alte Dokumente, die im Rastatter Stadtarchiv gelagert werden.
Stadtarchivar Oliver Fieg (links) führte Besucher durch das neue Stadtarchiv. Foto: Martina Holbein

„Hier können Besucher arbeiten, wenn sie etwas in bestellten Akten oder Unterlagen recherchieren wollen“, berichtet Anja Renschler. Angedacht ist, dass künftig auch Schulklassen ins Stadtarchiv kommen können.

Grundsätzlich steht das Archiv allen Bürgerinnen und Bürgern offen, die Fragen zu ihrem Haus oder Grundstück haben, zum Personenstand ihrer Großeltern oder noch weiter zurück. Es gibt Sperrfristen, „aber“, so Stadtarchivar Oliver Fieg bei einem Rundgang, „die meisten Archivalien sind schon viel älter, deshalb können sie benutzt werden, wenn es ihr Zustand erlaubt.“

Akten, Karten, Zeichnungen und Zeitungen gehören zum Bestand des Rastatter Archivs

Auch deshalb waren die neuen Räume wichtig: Erstmals ist das Material weitgehend an einem zentralen Ort untergebracht. So kann auch regelmäßig kontrolliert werden, ob sich der Zustand des Papiers verschlechtert hat.

Für die älteren Akten und Urkunden aus dem 18. und 19. Jahrhundert gibt der Stadtarchivar Entwarnung: „Das Papier, das damals benutzt wurde, hatte deutlich mehr Qualität als in späteren Jahrzehnten.“ Aufbewahrt werden in Rastatt Akten, Karten und Pläne, Zeichnungen, Ton- und Datenträger und lokale Zeitungen, die aber nicht ausgeliehen werden können.

Wer Hilfe braucht, bekommt im Rastatter Stadtarchiv Unterstützung von den Archivaren

Wenn jemand über ein Thema oder seine Familie recherchieren will, dann helfen die Archivare bei der Suche. Der Nutzer kann dann im Empfangsbereich des Stadtarchivs arbeiten oder sich Kopien anfertigen lassen, um sie mit nach Hause zu nehmen.

Für seinen Rundgang hat Oliver Fieg Grundbücher bereitgestellt, in denen bis zum Jahr 1900 verzeichnet ist, wer welches Grundstück in der Stadt damals besaß. Ab 1901 wurden diese nach einer Rechtsänderung im staatlichen Grundbuchamt in Kornwestheim verwahrt.

Im „Lagerbuch“ wurden Wohnmöglichkeiten aufgelistet

Eine Einsicht werde dann wichtig, wenn es um das Wegerecht oder die Baulast gehe, so der Stadtarchivar. Da die Einträge nicht vollständig seien, gebe es in Rastatt das sogenannte „Lagerbuch“, 1803 während der Napoleonischen Kriege erstellt.

Hier wurden die Wohnmöglichkeiten mit Namen der Haushaltsvorstände aufgelistet, um einen Überblick über freien Wohnraum zu haben, wenn mal wieder durchziehende Soldaten untergebracht werden mussten.

90 Prozent der Anfragen stammen von Erbenermittlern

Seit 1870/71 gibt es das Personenstandsregister, später als Meldekarten, zuvor waren Geburt, Heirat und Tod nur in den konfessionellen Kirchenbüchern registriert. „Diese sind besonders für Erbenermittler interessant“, so Oliver Fieg, „mit 90 Prozent machen sie die meisten Anfragen aus.“

In einem Nebenraum hat das Archivteam alte Karten der Bundesfestung ausgebreitet, die einen Einblick von der Wucht der Anlagen vermitteln. „Sie müssen sich eine Mauer von acht Metern Höhe vorstellen, höher als die Berliner Mauer, die die Stadt und ihre Einwohner umschloss, dazu noch die Verteidigungsanlagen, die teilweise noch höher lagen.“

Digitalisierung des Rastatter Stadtarchivs schreitet voran

Eine Karte zeigt das Viadukt, mit dem der Oosbach über den Festungsgraben geleitet wurde. Besonderes Interesse fanden beim Tag der offenen Tür auch die aufwendig gestalteten und stilisierten Werbeplakate Rastatter Brauereien.

Da heute die Verwaltung auf digitale Akten umgestellt wird, ist die Digitalisierung für die Archive ein großes Thema. Archivar Christian Fäßler zeigte, wie die Fotodatei funktioniert, in der bereits 15.900 Fotos oder Postkarten hochgeladen sind. „Da können wir Anfragen bereits per E-Mail beantworten, ohne dass der Suchende vor Ort kommen muss.“

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